Montag20. Oktober 2025

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JPEE 2025Medaillen, Emotionen und Geschichten: Die Bilanz aus fünf Tagen Sport, Siegen und Niederlagen

JPEE 2025 / Medaillen, Emotionen und Geschichten: Die Bilanz aus fünf Tagen Sport, Siegen und Niederlagen
Nicht überall war der Ansturm groß, doch die Kollektivsportarten konnten sich auf Unterstützung aus der Heimat verlassen  Foto: Editpress/Mélanie Maps

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Die fünf Wettkampftage vergingen wie im Flug. Täglich gab es glückliche, aber auch einige traurige Gesichter. Ein Überblick über die Geschichten hinter den Medaillen der 20. „Games of the Small States of Europe“.

Die Schlägertruppe 

Die FLT-Delegation räumte in Andorra mächtig ab. Alex Knaff (ATP 590) bestritt über fünf Tage insgesamt zehn Tennis-Matches. Seine Statistiken sind sehr stark: Rechnet man alles zusammen, gab er nur drei Sätze in allen Duellen ab, davon zwei im Finale gegen den späteren Turniersieger Valentin Vacherot (ATP 237) aus Monaco. Bei Marie Weckerle, die ebenfalls erst im Endspiel des Einzels ausgebremst werden konnte, waren es acht Siege aus neun Spielen. Als die Mannschaft zum Team-Foto in der Lobby erschien, waren die Geräusche der Medaillen nicht zu überhören: „Es war eine super Woche, wir haben die Erwartungen sogar etwas übertroffen. Im Einzeln hat es nicht gereicht, aber wir sind zufrieden. Das Ziel war es, viele Medaillen zu holen und das haben wir erreicht. Das Niveau der Spiele war insgesamt hoch. Diese JPEE waren eine große Ehre. Zudem macht es großen Spaß, wenn man nicht wie normalerweise alleine, sondern in so einem großen Team unterwegs ist“, freute sich Weckerle. 

Auch die Profis mit dem kleineren Schläger waren äußerst erfolgreich. Für die FLTT holten Luka Mladenovic und Sarah de Nutte Gold im Einzeln. Das Damen-Team mit De Nutte, Enisa Sadikovic und Tessy Dumont war nicht zu schlagen, gleich am ersten Tag hatten sich Tom Scholtes und Maël Van Dessel den Titel im Doppel geholt. Die langen Tage und vielen Einsätze kosteten die Männer am Ende das Triple: Der Team-Titel ging erneut an die „eingekauften“ Malteser.

Raphaël Calzi (2.v.l.), Eléonora Molinaro (3.v.l.), Alex Knaff (M.) und Marie Weckerle (3.v.r.) holten alle Gold
Raphaël Calzi (2.v.l.), Eléonora Molinaro (3.v.l.), Alex Knaff (M.) und Marie Weckerle (3.v.r.) holten alle Gold Foto: Christelle Diederich

Die Enttäuschung

Sie waren gekommen, um ihr Gold zu verteidigen, am Ende sprang aber nicht einmal Bronze heraus. Die Enttäuschung bei den Rugby-Herren über ihr verpatztes JPEE-Turnier, bei dem nach der Niederlage in der Gruppenphase gegen Monaco weitere im Halbfinale gegen Andorra und im Bronzematch gegen Malta folgten, war riesengroß. Die Last des Favoriten, der vor zwei Jahren in Malta ungeschlagen blieb, wog am Ende vielleicht doch zu schwer. Dieses Mal also kein grenzenloser Jubel bei den starken Männern, sondern Tränen in den Augen.

Die Jüngste

Zwei Medaillen holte Valentina Marochi, die jüngste Athletin des Team Lëtzebuerg <br />
Zwei Medaillen holte Valentina Marochi, die jüngste Athletin des Team Lëtzebuerg 
 Foto: Mélanie Maps

Geboren im Dezember 2011, war Valentina Marochi die jüngste Athletin des Team Lëtzebuerg und ging nicht mit leeren Händen nach Hause. Eine Bronzemedaille mit dem Team und eine Silbermedaille am Schwebebalken schmückten am Ende ihren Hals. Es waren jedenfalls vielversprechende Spiele für die Zukunft des luxemburgischen Turnsports, denn insgesamt holte ein FLGym-Team, das zu einem großen Teil aus Junioren bestand, acht Medaillen. „Es war eine sehr tolle Erfahrung, ich hoffe, ich darf noch einmal mitmachen“, meinte auch das Nesthäkchen. In Monaco und Luxemburg wird das Kunstturnen jedenfalls im Programm stehen. 

2 von 2

Das Doppel-Gold im Volleyball gehörte zu den starken Momenten der Spiele. Allgemein haben die Luxemburger in den Kollektivsportarten bis zum letzten Tag um Gold gespielt. Während es im Basketball am Ende nicht mehr zu einem zweiten Sieg gegen Montenegro reichte, setzten sich die Volleyball-Damen und Herren in echten Thriller-Duellen gegen Zypern durch. Geht es nach den Spielern und ihren Verbandstrainern, wird die Sportart dadurch auch einen Auftrieb in Luxemburg bekommen. 

Diskussionen

Nicht immer war die Organisation auf der Höhe der Erwartungen. Komplikationen beim Transport, Schwierigkeiten bei der Verpflegung und sehr späte Kommunikationen seitens der Andorraner hatten zur Folge, dass manche Pläne erst sehr spät aufgestellt werden konnten. In mehreren Sportarten gab es zudem Ärger und Frust wegen fragwürdiger Schiedsrichterentscheidungen. Bei der rhythmischen Sportgymnastik oder den Volleyballmatches wurden so manche Entscheidungen kritisch beäugt und hinterfragt. Festgehalten wurde, dass „Technical meetings“ bei den nächsten JPEE definitiv früher stattfinden sollen.

83 Prozent

Von den sechs Karatekas standen in Andorra fünf im Finale ihrer Kategorien. In Zahlen ausgedrückt waren das 83 Prozent der FLK-Delegation, die bei der allerersten Teilnahme um Gold kämpften. Um bei Statistiken zu bleiben: Die Hälfte der Karatekas kehrte mit Gold nach Hause. Jenny Warling, Pola Giorgetti und Jordan Sibille feierten souveräne Erfolge.

Für Pola Giorgetti waren die JPEE das erste Turnier nach anderthalb Jahren Verletzungspause
Für Pola Giorgetti waren die JPEE das erste Turnier nach anderthalb Jahren Verletzungspause Foto: Editpress/Mélanie Maps

Ärzte ohne Grenzen

„Solch große Räumlichkeiten hatten wir in all den Jahren, in denen ich bei den JPEE dabei war, noch nie“, lobte José Azzolin am Samstag die Bedingungen, die das medizinische Staff des COSL im Hotel Mercure in Andorra vorfand. Sogar separate Räume, um Athleten behandeln zu können, standen Ärzten und Physiotherapeuten zur Verfügung. Auch die Radsportler waren voll des Lobes für das Personal des Hotels, denn auch sie konnten ihre 35 Räder in einem großen Konferenzraum absperren und gemeinsam mit der Stadt organisierten die Mitarbeiter dann auch noch Parkplätze direkt am Hotel.

Ausgeträumt

Eigentlich sollten die JPEE für Judoka Claudio dos Santos, die Nummer eins der Männer, eine Chance der Revanche nach ein paar enttäuschenden Monaten werden. Daraus wurde nichts: Der Sportsoldat kehrt ohne Medaille nach Hause zurück. Im Einzeln wurde er in der Vorrunde ausgeschaltet und schaffte es nicht einmal in die Trostrunde. Im Team hatte er zwar wieder auf die Siegerstraße zurückgefunden, doch in der Endabrechnung reichten die Punkte nicht für die Medaillenränge der Männer.

Ein perfekter Schlusspunkt mit Gold für Mikayla Ferenz und Bridget Yoerger <br />
Ein perfekter Schlusspunkt mit Gold für Mikayla Ferenz und Bridget Yoerger 
 Foto: Mélanie Maps

Karriereende mit Gold

Für Bridget Yoerger und Mikayla Ferenz sind die JPEE der perfekte Schlusspunkt. Die beiden Basketballspielerinnen beenden mit dem Gold im 3×3 ihre aktive Karriere und werden sicherlich vermisst werden. Vor allem Yoerger, die mit ihren 38 Jahren eindrucksvoll bewies, dass auch „Oldies“ durchaus „Goldies“ sein können. Die Erfahrung von Yoerger, die auf dem Feld perfekt mit Ferenz harmonierte, war ein großer Pluspunkt der Luxemburgerinnen, die in einem hochklassigen Finale Malta besiegten. Nach Bronze mit dem 5×5-Team 2019 in Montenegro und Gold bei der Premiere des 3×3 vor zwei Jahren in Malta bekommt Yoerger in Andorra somit ihr perfektes Ende. 

Kemp kam, sah und siegte

Es hat Tradition, dass die Luxemburger Schwimmer den Kleinstaatenspielen ihren Stempel aufsetzen. In der Vergangenheit waren das nationale Legenden wie Laurent Carnol oder Raphaël Stacchiotti. Die Nachfolge scheint gesichert zu sein: Neben den beiden schnellen Männern Ralph Daleiden und Remi Fabiani (der studienbedingt nicht dabei war), hat Finn Kemp das Medaillensammeln übernommen. Dreimal Gold und eine Bronzemedaille baumelten um den Hals des Studenten.

Erledigt: Finn Kemp und Jacky Banky freuten sich über Bronze in der Staffel
Erledigt: Finn Kemp und Jacky Banky freuten sich über Bronze in der Staffel Foto: Editpress/Mélanie Maps

Das Kuriosum

Das kommt in einer Karriere nur einmal vor: Die beiden FSCL-Radfahrerinnen Nina Berton und Marie Schreiber hatten das Straßenrennen nach Strich und Faden dominiert. Was den Strich anging, gab es am Ende allerdings doch noch ein Fragezeichen. Die Damen hatten sich dazu entschieden, keinen Sprint hinzulegen, sondern gemeinsam über die Ziellinie zu rollen. Dass sie das so genau hinbekommen haben, war ein enormer Zufall – und könnte definitiv auch nicht mehr wiederholt werden. Da die Organisatoren am Ende nach vielen Wiederholungen immer noch nicht herausgefunden hatten, wer denn nun eine Hundertstelsekunde früher angekommen war, erhielten beide eine Goldmedaille. Ein Unikat dieser JPEE.

Nina Berton und Marie Schreiber tappten bis zur Medaillenvergabe im Dunkeln
Nina Berton und Marie Schreiber tappten bis zur Medaillenvergabe im Dunkeln Foto: Editpress/Mélanie Maps

Frauen liefern ab

17 der 32 Goldmedaillen gingen auf das Konto der Damen der COSL-Delegation: Drei in der Leichtathletik, vier im Radsport, zwei im Tischtennis und Tennis, sowie im 3×3-Basketball, Judo, Schwimmen und im Volleyball setzten sich die Luxemburger Frauen durch. Das Olympische Komitee hatte im Vorfeld ausgerechnet, dass die Delegation aus 52 Prozent Athletinnen bestehen würde.

Die „big names“ bestätigen

Von den großen Favoriten in den Disziplinen enttäuschte keiner. Alle fünf Olympioniken – Sarah de Nutte, Luka Mladenovic, Alex Kirsch, Ralph Daleiden und Vera Bertemes-Hoffmann – haben wenigstens einmal Gold bei den JPEE 2025 gewonnen. Wahrscheinlich hätte sich der Radprofi von Lidl-Trek bei seinem Heimrennen allerdings gewünscht, eines der beiden Einzelrennen für sich zu entscheiden. Die anderen Elitesportler des COSL lieferten ebenfalls ab, etwa Victoria Rausch, Marie Schreiber oder Jenny Warling.