Als am 4. Mai ihr Telefon klingelte, wusste Darlène Donfack noch nicht genau, was ihr Judo-Nationaltrainer Jasper Huitsing mitteilen würde. „Es war mir klar, dass es bei der Qualifikation ein Punktesystem gab und ich mich seit dem vergangenen Jahr verbessert hatte“, erzählte sie. Die offizielle Bestätigung, bei der ihr Bruder zuhören durfte, löste eine Explosion der Freude aus. „Ich bin sofort die Treppe runtergerannt, um es meinen Eltern zu berichten. Sie haben sich sehr für mich gefreut.“
Es ist mittlerweile zehn Jahre her, dass die Familie Dortmund in Richtung Luxemburg verlassen hat. Ihr erster Klub war der Judo-Club Ettelbrück. Nach einem zweiten Umzug nach Wiltz schloss sich Donfack dem Wintger Verein an. Mit 16 bekam sie den Luxemburger Pass. Wenn es um Idole im Sport geht, ist es allerdings ein total französisches Ranking: „Seit ich klein war, fieberte ich immer mit Teddy Riner mit. Ich habe die Kämpfe mit meinem Vater geschaut.“ Neben dem fünffachen Olympiasieger hat sie auch zwei weibliche Vorbilder: Clarisse Agbegnenou und Romane Dicko, die beide die vergangenen Jahre des französischen Erfolgs prägten.
Persönliche Revanche
Ihre eigene internationale Karriere steht allerdings noch in den Startlöchern. Bei der Judo-Kleinstaaten-EM 2024 wurde sie Zweite (-70 kg). Ihre Gegnerin von damals steht wieder im Aufgebot Zyperns. „Ich muss beim Kampf besser aufpassen und mein Bestes geben. Das Ziel ist definitiv, eine Medaille mit nach Hause zu bringen. Ich will meine Revanche für die Niederlage im letzten Jahr“, blickte die Linkshänderin voraus. Neben der Vorfreude verspürt die 18-Jährige auch etwas Aufregung: „Es ist eine gute Möglichkeit, mich zu beweisen und mich mit anderen Nationen zu messen. Es ist das erste Mal, dass ich so etwas miterleben werde und für uns hat es ein wenig das Feeling von Olympischen Spielen.“
Donfack wird in Andorra auch an ihr Knie denken müssen. Nach drei Turnieren Anfang des Jahres musste sie sechs Wochen aussetzen. Sie hatte sich ein Außenband überdehnt. „Ich sehe die Teilnahme nicht als Risiko. Sollte ich Schmerzen haben, werde ich es trotzdem durchziehen. Zudem werde ich ja vor Ort Hilfe vom medizinischen Stab bekommen, um das Knie mit Tape zu stabilisieren.“
Was die Zukunft angeht, so hat die Schülerin des LTB in Bonneweg ebenfalls klare Vorstellungen: „Ich möchte ein Jurastudium machen und Staatsanwältin werden. Es ist ein Fach, das mich wirklich interessiert.“ Aktuell ist sie auf einer 3e und verbringt den Großteil der Woche im Internat des „Sportlycée“ und auf der Trainingsmatte. Dort hat sie viele Freunde, die nachvollziehen können, was es bedeutet, Sport und Schule unter einen Hut zu bekommen.
Was in den Tagen vor den JPEE auf sie zukommt, weiß Donfack noch nicht. „Ich hoffe, dass ich noch ein paar große Turniere bestreiten kann, da ich aufgrund der Verletzung ein paar verpasst habe. Ich will nicht noch mal pausieren müssen“, meinte sie mit einem Lachen. Ein anderes Opfer würde sie derweil gerne bringen: Sollte es in Andorra mit der Medaille klappen, dann würde zur Belohnung das hausgemachte Lieblingsessen auf sie warten: Papas Lasagne. Selbst wenn sie dafür ein paar Runden mehr drehen muss, um wieder unter die Grenze der Gewichtskategorie zu kommen.
Judo:
Männer: Bilgee Bayanaa (-81 kg), Alexandre Beck (-90 kg), Joffrey Brisoux (-73 kg), Claudio dos Santos (-81 kg), Kevin dos Santos (-73 kg)
Frauen: Darlène Donfack (-70 kg), Anetta Mosr (-63 kg), Chloé Schillings (-70 kg), Lena Schmit (-52 kg), Lora Schroller (-63 kg), Carla Tavares (-52 kg)
Betreuer: Sébastien Girardey, Jasper Huitsing, Théodène Pavia
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