David Thinnes
Zweimal gewann die 54-jährige gebürtige Tschechin in Luxemburg: die Showturniere 1993 und 1994. Bei Navratilova wurde zu Beginn des Jahres Brustkrebs diagnostiziert, der aber jetzt geheilt ist. Über diese Erfahrung, Tennis und Bergsteigen sprach sie gestern auf Kockelscheuer.
Welche Erinnerungen haben Sie an Luxemburg?
Martina Navratilova: „Ich erinnere mich an die Plätze. Sie sind etwas langsamer als früher. Es wäre jetzt schwierig, schnell ans Netz zu kommen.“
Sie planen, den Kilimandscharo (5.893 m) zu besteigen. Wie kam es dazu?
M.N.: „Weil der Berg da ist. Ich wollte immer klettern, seit ich klein bin. Ich war schon oft in Kenia und auch in der Nähe des Kilimandscharo. Er war immer im Nebel. Richtig gesehen habe ich ihn noch nie. Ich muss mir den Beweis holen, dass er wirklich existiert. Zugesagt habe ich an Weihnachten 2009. Momentan bin ich im Training. Ich habe etwas Schmerzen in den Waden vom Treppen-Hochrennen. Vor einigen Tagen habe ich einen Höhentest in London absolviert. Der Arzt sagte mir, meine Lungen seien die einer 25-Jährigen. Ich habe 20 Jahre in Colorado auf etwa 2.000 m gelebt. Das hat mir sicherlich auch geholfen. Wenn ich den Gipfel nicht schaffe, wird das die ganze Welt erfahren. Das wäre wie früher, als ich ein Turnier nicht gewonnen habe.“
Was hat die Brustkrebs-Diagnose in Ihrem Leben verändert?
M.N.: „Ich habe das Leben immer sehr geschätzt. Wenn man in einem kommunistischen Land aufwächst (Tschechien, d. Red.) und für Lebensmittel anstehen muss, bist du sehr dankbar für alles im Leben. Aber jetzt schätze ich alles noch mehr. Wenn ich auf dem Gipfel stehe, werde ich einige Extra-Gebete loslassen. Die Diagnose Brustkrebs war ein Schock. Aber glücklicherweise handelte es sich um ‚guten‘ Krebs. Die Bestrahlung habe ich im Juni gemacht. Jetzt bin ich wieder fit, auch mental. Der einzige Moment, wo ich daran denke, ist, wenn ich Interviews gebe. Aber mit der Zeit fällt es immer leichter, drüber zu sprechen.“
Hat es geholfen, eine Profisportlerin gewesen zu sein?
M.N.: „Auf jeden Fall. Ich denke immer positiv. Als Profi sucht man immer nach einer Lösung.“
Sie haben unglaublich viele Turniere gewonnen (167 im Einzel). Glauben Sie, dies ist ein Rekord für die Ewigkeit?
M.N.: „Ja. Die meisten werden gar nicht so lange spielen können und lange genug gesund bleiben. Mit zehn Turnieren pro Jahr musst du 17 Jahre spielen. Bedingt durch einige Ursachen ist es heutzutage schwieriger. Die Beläge sind nicht sehr körperfreundlich. 100 Turniere zu gewinnen, ist bereits außergewöhnlich.“
Was hat sich im Tennis-Sport verändert?
M.N.: „Die Spielerinnen schlagen die Bälle viel härter. Außerdem spielen alle gleich. Natürlich diktiert auch das Material, in welche Richtung der Sport hingeht. Die Entwicklung geht dahin, dass man nicht unbedingt ein besserer Spieler wird. Du kannst jetzt viel mit Power ausrichten. Mit den Holzschlägern war das nicht möglich. Die heutigen Schläger verzeihen viel. Ich habe erst vor kurzem mit diesen neuen Saiten gespielt. Das ist ein Witz. Ich konnte Schläge platzieren, die ich noch nie in meinem Leben gemacht habe. Das fühlt sich an wie Betrug. Es lässt Spieler besser aussehen, als sie wirklich sind. Auch mich.“ (Gelächter)
Was ist das Geheimnis Ihrer langen Karriere?
M.N.: „Ich habe es immer geschafft, mich anzupassen. Du musst flexibel bleiben. Darum konnte ich mich so lange an der Spitze halten.“
Es existieren zwei Zahlen von Ihrer Zeit als Nummer eins: 331 und 332 Wochen. Welche ist richtig?
M.N.: „Das weiß ich nicht. Aber es ist auch nicht wichtig, wegen der Änderung des Systems. Wenn wir das heutige System gehabt hätten, wäre ich es noch länger gewesen. Zu unserer Zeit wurde der Durchschnitt gerechnet. Manchmal wäre es besser gewesen, ich hätte nicht gespielt. Nach sechs Monaten waren deine Punkte nur noch die Hälfte wert. Das war kompliziert und hat nicht funktioniert. Es war kein ausgeglichenes System. Das jetzige System ist nicht besser, aber dem aus unserer Zeit vorzuziehen. Das aktuelle System ermutigt die Spielerinnen nicht immer, an die Grenze zu gehen. Ich würde es nicht absichtliches Verlieren nennen. Aber es kommt immer eine neue Woche. Frauen hassen es außerdem, zu verlieren. Sogar bei einem Showmatch spielen sie drei Stunden.“
MARTINA NAVRATILOVA STECKBRIEF
o Geboren am 18. Oktober 1956 in Prag (CZE)
o Wohnhaft in Sarasota (USA)
o Größe: 1,73 m, 65 kg
o Profi: 1975-2006
o Erfolge: 167 Einzeltitel (Rekord bei Damen und Herren).
18 Grand Slams im Einzel: Australian Open (3), Roland Garros (2), Wimbledon (9), US Open (4).
177 Doppeltitel, 31 Grand- Slam-Titel im Doppel.
o 331 Wochen Nummer 1 der Welt. 156 in Serie zwischen 14.6.1982 und 9.6.1985.
o Preisgeld: 21.626.089 $
o Bilanz: Einzel: 1.442 Siege – 219 Niederlagen
Doppel: 747 – 143
o Internet:
www.martinanavratilova.com
De Maart
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