Samstag8. November 2025

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OlympiaMarc Girardelli: „Man braucht nicht unbedingt Gold, um berühmt zu werden“

Olympia / Marc Girardelli: „Man braucht nicht unbedingt Gold, um berühmt zu werden“
Für eine achtjährige Gwyneth ten Raa (mit Helm) und die anderen FLS-Sportler bleibt Marc Girardelli eine große Inspiration Foto: privat

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Vor exakt 30 Jahren gewann Marc Girardelli im französischen Val d’Isère die erste Medaille für Luxemburg bei Winterspielen. Im Super-G war am Ende nur Kjetil André Aamodt schneller als der fünffache Sieger im Gesamtweltcup. Im Gespräch mit dem Tageblatt blickt Girardelli auf seine Karriere zurück. 

Tageblatt: Marc Girardelli, schwelgen Sie eigentlich gelegentlich und gerne in Ihrer sportlichen Vergangenheit?

Marc Girardelli: Ich selber denke eigentlich nie zurück. Aber viele Leute erinnern mich immer wieder an meine Karriere. Wenn sie dann meinen, ‚Ich habe alle Ihre Rennen gesehen‘, versuche ich ein wenig zu bagatellisieren. An meine Skikarriere habe ich dabei gute und schlechte Erinnerungen. Verletzungen, Niederlagen, die nicht hätten sein müssen. Ich lebe aber im Hier und Jetzt. Doch ich finde es schön, wenn sich die Leute erinnern und auch heute noch nach Autogrammen fragen.

Und wenn ich Sie an Albertville erinnere?

Natürlich waren die Olympischen Spiele etwas Besonderes. Die Saison war dabei nicht so gut gelaufen, ich kam von Verletzungen zurück und hatte nur einen Sieg herausgefahren. Ich denke, zweimal Silber ist auch nicht so schlecht. Ich habe eine Topleistung gebracht, aber es hat nicht ganz gereicht. Ich habe ein Maximum an Risiko genommen und alle meine Möglichkeiten ausgeschöpft, aber es war halt jeweils ein Fahrer besser. Ich konnte die Jungs nicht biegen. Es gibt Schlimmeres, als gegen Aamodt und Tomba zu verlieren.

Kjetil André Aamodt holte das erste skandinavische Gold in einer Speeddisziplin, aber Norweger lagen auch auf Platz drei und vier. Wie groß ist eigentlich der Nachteil in einem kleinen Team?

Ein kleines Team ist gerade in den Speeddisziplinen in jeder Hinsicht ein Nachteil. Später in meiner Karriere holte ich meine Erfolge ja vor allem in diesen und ich hatte mir angewöhnt, vor dem Start Konzentrationsübungen zu machen. Eigentlich hörte ich aber bei den Österreichern den Funk mit den Infos zur Strecke mit. Mein Vater hat vielleicht 100 Meter der dreieinhalb Kilometer gut eingesehen und hochgefunkt: „Alles o.k., du kannst voll fahren.“ Ich war teilweise halb blind unterwegs. Auch das Training geht nur mit anderen Teams, da ganze Strecken angemietet, gesperrt und gesichert werden müssen. Das haben früher die Italiener, die Österreicher oder Schweizer jeder für sich gemacht. Heute ist das besser organisiert, im Herbst bieten verschiedene Skigebiete Strecken an und so ist jetzt auch Speedtraining für Luxemburger möglich.

In Peking sind ja zwei luxemburgische Nachfolger von Ihnen gestartet. Ist es eigentlich möglich, als Flachländer vorne mitzufahren?

Ich bin in Lustenau/Vorarlberg aufgewachsen, das ist auch Flachland und damit war ich in Österreich schon ein bisschen ein Exot. Ich hatte eine halbe Stunde Fahrt bis zum ersten Lift. Auch Alberto Tomba musste eine Viertelstunde bis zum ersten Lift fahren und wir waren damals die Einzigen, die nicht in einem Skiort aufgewachsen waren. Mittlerweile fahren aber auch Leute vorne mit, die nicht aus Alpenländern oder Skigegenden stammen.

Nach Ihren beiden Silbermedaillen schieden Sie im ersten Lauf als amtierender Weltmeister im Slalom mit Zwischenbestzeit zwei Stangen vorm Ziel aus. Denken Sie auch noch daran?

Ich glaube, es waren vier Tore, aber mir war auch damals schon der Ausfall egal. Ich hatte bei der Auslosung eine Startnummer um die 15 gezogen, was kein Vorteil war. Ich bin volles Risiko gegangen und hatte deshalb auch eine schnelle Zwischenzeit vor dem Flachstück. Aber Jagge (der Goldmedaillengewinner, Anm. d. Red.) und Tomba waren zu stark auf dem Flachstück, ich hatte eigentlich keine Chance und musste es einfach mit dem Brecheisen probieren. Und da war mir der Ausfall immer noch lieber, als nachher Sechster zu werden.

Marc Girardelli gewann zwei Olympische Silbermedaillen
Marc Girardelli gewann zwei Olympische Silbermedaillen Foto: MdS

Was zählt für Sie eigentlich mehr? Die Disziplinwertung im Weltcup, die WM oder die Spiele?

Das ist schwer zu sagen. Ich glaube, die Disziplinwertung ist weniger Wert als der Olympiasieg, aber über die ganze Saison der Beste zu sein, ist schwieriger als bei einem Rennen. Es ist ein Spiel und man braucht nicht unbedingt Gold, um berühmt zu werden. Man muss ein Typ sein. Es gibt dann einfach Momente, die in Erinnerung bleiben. So viele Leute erinnern sich an Wengen 1989, meinen Doppelsieg in der Abfahrt. Welchen Vorsprung ich in einigen Kurven herausgefahren habe. Dass ich zwei Wochen vorher schon Kitzbühel gewonnen hatte, hat niemand mehr auf dem Schirm. Oder der spektakuläre Sturz von Hermann Mayer. An den erinnern sich viele, aber wissen nicht, dass er danach noch zwei Weltmeistertitel holte.

An welche Erfolge erinnern Sie sich denn besonders gerne?

Es gibt da mehrere. Auch welche, wo ich die Rennen nicht gewonnen habe. 1986 ging es beim Slalom im Heavenly Valley um die große Kugel. Irgendwas hat nicht gestimmt und ich war nur 20. nach dem ersten Lauf, Pirmin Zurbriggen nah am Podium. Mit dem Resultat, aber auch wenn ich rausfliegen würde, wäre der Gesamtweltcup verloren gewesen. Der Schnee wurde dann schon weicher, es formten sich Wannen. Ich habe attackiert, aber intelligent, und bin von 20 auf 4 nach vorne gefahren. 

Helfen Ihnen diese Erfahrungen auch heute im Leben?

Als Geschäftsmann muss man seine sieben Tassen im Schrank haben. Im Wettkampf funktioniert der Kopf nicht normal, vor dem Start ist das Gesichtsfeld eingeschränkt. Man kriegt gar nicht mehr alles mit. 1993 hatte ich bei einem Super-G die Startnummer 15 und wir hatten das Material auf die Bedingungen eingestellt. Aber kurz vorm Start hatte ich ein schlechtes Gefühl, die Piste war weich. Ich bin aus den Skiern, der Techniker hat die Einstellungen geändert, die Bindungen steiler gestellt. Ich bin wieder in die Skier rein, zehn Sekunden danach gestartet. In der ersten Kurve wusste ich, das war richtig, und ich habe gewonnen. Aber das kann man sich als Geschäftsmann nicht leisten.

Zehren Sie auch heute noch von Ihrer sportlichen Erfahrung?

Meine sportlichen Erfolge liegen ziemlich weit in der Vergangenheit. Meine Freundin Laurence Rochat hat 2002 in Salt Lake City Bronze gewonnen und ist fast überall besser, vor allem aufwärts. Aber übers Skifahren schreibe ich noch für ein paar Zeitungen, stehe jetzt für fast alle Rennen um vier Uhr morgens auf. Ich mache das gerne, es gibt viele gute Wettbewerbe und diese Spiele sind superinteressant.

Wie hat sich das Skifahren seit Ihrer aktiven Zeit eigentlich entwickelt?

Ich bin ja noch mit 2,05 Meter langen Slalomskiern gefahren. Wir sind viel akrobatischer um die Stangen gefahren, die erste Hälfte ist man rumgerutscht und erst dann auf die Kante. Heute braucht man viel mehr Kraft als früher. Der Ski fährt die Kurve und du musst drauf bleiben. Auch heute noch habe ich viel mit dem Skifahren zu tun. Mit Corona sind in den letzten beiden Jahren sehr viele Kundenevents weggefallen. Wenn 50 Prozent vom Umsatz wegfallen, muss man sich was überlegen. Auf meiner Homepage www.marc-proteam.com kann man seine Videos vom Skifahren einschicken und ich kommentiere die dann, gebe Tipps.

Zatz
17. Februar 2022 - 18.11

Man braucht nicht nur Gold, sondern auch Bares, Aktien, Immobilien ...

HTK
16. Februar 2022 - 9.11

Wenn wir Mike Tyson einen luxemburgischen Pass verschafft hätten,wäre Luxemburg auch eine Boxernation gewesen. So haben wir auch eine Weltklasse Tischtennisspielerin. So gesehen waren die beiden Schlecks die "letzten" luxemburgischen Sporthelden auf internationaler Bühne. Aber wie Girardelli sagt: Man braucht kein Gold um berühmt zu werden. Wir haben z.B. einen Ochs mit Dr-Titel der auch berühmt wurde ohne Goldmedaille.GsD nur in Luxemburg.

bully
16. Februar 2022 - 8.39

Den Marc wor een symphateschen an Klasse Skifuhrer,
hun heen e puer mol zou Bödele an sengem Hotel begeint,
wann hien doheem präsent wor dann konnt een séch matt
him ënnerhaalen, waat ganz interressant wor, mais sein
Papp Helmut ,deen wor just den Contraire,arroganz pur.