Dienstag4. November 2025

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Kopf des TagesLuxemburgs „Mister Olympia“: Josy Stoffel starb am Dienstagmorgen im Alter von 92 Jahren

Kopf des Tages / Luxemburgs „Mister Olympia“: Josy Stoffel starb am Dienstagmorgen im Alter von 92 Jahren
Josy Stoffel anlässlich seines 90. Geburtstags Archivbild: Editpress/Didier Sylvestre

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Josy Stoffel am Dienstagmorgen im Alter von 92 Jahren verstorben

Luxemburgs Sport trauert um einen seiner Größten. Mit dem zweimaligen „Sportler des Jahres“ Josy Stoffel, der gestern Morgen 92-jährig verstarb, hat Luxemburg seinen Olympia-Rekordteilnehmer verloren. Die Sternstunden des exemplarischen Differdinger Kunstturners schlugen vor allem bei Welt- und Europameisterschaften. Stoffel war für viele ein Vorbild in Sachen sportliche Einsatzbereitschaft, Fairness, Kameradschaft, Zuvorkommenheit, Lebenslust und Jovialität.

Josy Stoffel (geb. am 27. Juni 1928) ist der einzige Luxemburger Sportler, der fünfmal an Olympischen Spielen teilnahm (1948 London, 1952 Helsinki, 1956 Melbourne, 1960 Rom, 1964 Tokio). Sein turnerisches Vorbild hieß Metty Logelin, der 1934 in Budapest „Vizeweltmeister“ an den Ringen wurde, ohne dass er es wusste. Erst spät abends gab die Jury die Ergebnisse in ungarischer Sprache über Lautsprecher bekannt. Weder Logelin noch seine Mannschaftskameraden schnappten die Kunde von dem außergewöhnlichen Ereignis auf. Und so kam es, dass „Mett“, wie sie ihn nannten, etwas enttäuscht nach Hause reiste und sich erst später über die Silbermedaille, die danach per Post von Budapest nach Differdingen geschickt wurde, freuen durfte.

Die meisten Schüler Logelins mussten von zwei Mann auf den Barren gehoben werden, hatten aber das „seltene“ Talent, allein herunterzufallen. Josy Stoffel war da aus ganz anderem Holz geschnitzt.
Er, der schon vor dem Krieg in der Spielsektion der Differdinger Espérance bei Pierre Blau, dem Vater des späteren sozialistischen Bürgermeisters Marcel Blau, mit dem Turnen begonnen hatte, entwickelte nach der Befreiung vom Nazijoch derartige Qualitäten, dass der Schweizer Weltmeister Sepp Stalder dem jungen Mann 1947 bei einem Schauturnen in Differdingen zuflüsterte: „Mach weiter so. Du wirst ein beachtlicher Turner.“
Stalder sollte recht behalten, denn nur drei Jahre später, bei der Weltmeisterschaft in Basel, wurde er von dem Differdinger Talent besiegt. Stoffel wurde Fünfter, Stalder Sechster.

Im Jahr 1948 wurde Josy Stoffel erstmals für die Olympischen Spiele nominiert (64. Rang), an denen er fünfmal hintereinander teilnehmen sollte. Damit hält er in Luxemburg einen einsamen Rekord. In Helsinki 1952 wurde Josy Stoffel 27., in Melbourne 1956 23., in Rom 1960 17. und in Tokio 1964 belegte er Platz 101. Allerdings konnte er den Wettkampf im fernen Asien wegen einer Verletzung nicht zu Ende turnen und musste die Rückreise mit einem Gipsverband am Bein antreten. So ging eine beispielhafte Karriere zu Ende.

Josy Stoffels Sternstunden schlugen vor allem bei Welt- und Europameisterschaften. In Moskau 1958 war er als 14. stärkster Turner des Westens, bei anderen Titelkämpfen belegte er die Plätze 5, 6 (zweimal) und 7. Anlässlich einer Skandinavien-Tour turnte sich der zweimalige Luxemburger „Sportler des Jahres“ (1957, 1960) vor 8.000 Zuschauern in die Herzen des Königs und der Königin von Schweden. Bei der Siegerehrung spielte ein Violinist „Der Graf von Luxemburg“, tags darauf schrieben die Zeitungen vom „Coming-man des Weltturnsports“.

Josy Stoffel, der 15-mal zum Landesmeister gekürt wurde und später das Amt des Nationaltrainers übernahm, war mit der Kunstturnerin und Olympiateilnehmerin von Rom 1960 Yvonne Wagener verheiratet, die vor sechs Jahren verstarb.

Beide, Yvonne und Josy, wurden während der Sportpressegala von 2011 für ihre Vorbildlichkeit mit dem „Prix du Fair Play“ von sportpress.lu ausgezeichnet.

Der tief geprüften Familie von Josy Stoffel entbietet das Tageblatt sein aufrichtigstes Beileid.

(Petz Lahure)