Dienstag25. November 2025

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RadsportLuxemburgerin Liv Wenzel blickt auf ihre Saison zurück: „Es war mental sehr schwierig für mich“ 

Radsport / Luxemburgerin Liv Wenzel blickt auf ihre Saison zurück: „Es war mental sehr schwierig für mich“ 
Liv Wenzel peilt die Cyclocross-WM im Februar im niederländischen Hulst an Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

Liv Wenzel hat eine schwierige Straßensaison hinter sich. Im August kam überraschend die Nachricht, dass ihr Team Hess Cycling sich auflösen würde. Entsprechend stellte sich die 21-Jährige die Frage nach ihrer sportlichen Zukunft. Aktuell richtet sie ihren Fokus voll auf die Cyclocross-Saison – und peilt die WM im Februar in Hulst als großes Highlight an.

Ganz so viel Zeit bleibt in der sogenannten „Off-Season“ nicht, wenn man Straßenradsport und Cyclocross miteinander verbindet. Bei Liv Wenzel lagen exakt 23 Tage zwischen dem letzten Straßenrennen und dem ersten Einsatz im Matsch. Doch gerade diese drei Wochen waren für die 21-Jährige besonders wertvoll: Während eines Urlaubs in Griechenland schaltete sie mit einer Freundin komplett ab. Die intensive Straßensaison hatte Spuren hinterlassen – vor allem mental.

„Ich habe zwei Wochen kein Rad angefasst“, sagt Liv Wenzel. „Es war wichtig, sich in diesen zwei Wochen mental vom Sport zu distanzieren. In der zweiten Woche bin zwei Mal laufen gegangen, aber das Rad habe ich nicht benutzt. Ich hatte natürlich im Hinterkopf, dass ich für kein Team unterschrieben habe. Wo gehe ich hin? Was mache ich nächste Saison? Das hat mich schon sehr beschäftigt. Insgesamt war auch die Zeit vorher mental sehr schwierig für mich.“

Bis zu den nationalen Meisterschaften am 29. Juni startete Wenzel regelmäßig für ihr britisches Team Hess Cycling, für das sie seit 2023 fährt. Sie bestritt WorldTour-Rennen wie Quer durch Flandern (DNF), den Copenhagen Sprint (31.) oder die Tour of Britain (69.) und sammelte wertvolle Erfahrung auf höchstem Niveau. Nach der Landesmeisterschaft folgte die Tour de l’Avenir – und mitten im französischen Etappenrennen kam die Nachricht, dass sich ihr Team auflösen würde.

„Standen plötzlich ohne Team da“

„Das war schon ein Schock“, gibt Wenzel zu. „Wir haben das als Team nicht erwartet. Sie haben uns gesagt, dass sie weitermachen. Diese Info während der Tour de l’Avenir zu bekommen, war nicht optimal.“ Schon vor der offiziellen Verkündung hatte das Team mehrfach Rennen absagen müssen – finanzielle Probleme waren der Auslöser. „Sie mussten Staff bezahlen, Fahrerinnen bezahlen und die Rennen organisieren. Das war schwierig vom Budget her. Wir Fahrerinnen haben aber die ganze Zeit gehofft, dass es weitergeht, weil eine Fusion im Raum stand. Und plötzlich standen wir alle ohne Team da.“

Sportlich ging es für Wenzel dennoch weiter: Bei der Tour de l’Avenir erreichte sie Platz 15 und 12, beim italienischen Etappenrennen Memorial Michela Fanini (2.2) wurde sie nach vier Tagen Gesamtneunte – beide Rennen bestritt sie mit einer gemischten Mannschaft aus dem luxemburgischen und dem österreichischen Nationalteam. „Ich habe mir zu dem Zeitpunkt um meine Zukunft keine großen Sorgen gemacht. Ich wusste, dass meine Form gut ist, und wollte mich auf die Rennen fokussieren. Ich glaube, dass es eine andere Situation gewesen wäre, wenn ich keine Rennen mehr hätte fahren können. So bin ich ruhig geblieben.“

Gerade der neunte Platz in Italien bedeutete ihr viel. „Es war mental sehr wichtig, dass ich für ein eigenes Resultat fahren konnte. Das ganze Jahr über bin ich fürs Team gefahren und auch bei der Tour de l’Avenir bin ich für Marie (Schreiber) gefahren, bis sie krank wurde. Es war mental wichtig, zu zeigen, was ich kann.“ Und Wenzel hat Eindruck hinterlassen: Aktuell steht sie mit zwei Kontinental-Teams in Kontakt. „Ich werde bald eine Entscheidung treffen. Ich muss sehen, welcher Rennkalender besser auf mich zutrifft.“ Problematisch ist eine neue UCI-Regel: Ab kommender Saison dürfen Kontinental-Teams keine WorldTour-Rennen mehr bestreiten.

„Ziel ist die Cyclocross-WM im Februar“

Zum Abschluss der vergangenen Straßensaison startete Wenzel noch in der Mixed-Staffel bei der EM und wurde mit Luxemburg Fünfte. Im U23-Straßenrennen belegte sie Rang 41. „Bei der EM war ich nicht zufrieden. Ich habe mich zwei Wochen nach dem Rennen in Italien nicht gut gefühlt und konnte nicht viel trainieren. Mental war ich nicht gut drauf, deswegen war die Vorbereitung auf die Rennen nicht gut.“

Aktuell zählt für Wenzel vor allem, für die kommende Saison ein Team zu finden. Gleichzeitig steckt sie bereits mitten in ihrer Cyclocross-Saison: Beim Weltcup in Tabor (CZE) fuhr sie am vergangenen Wochenende auf Platz 43. „Mein Ziel ist dieses Jahr die WM im Februar“, sagt Wenzel, die ihre letzte Saison bei den Espoirs bestreitet. „Ich will so viele internationale Rennen wie möglich fahren und gute Resultate machen.“ Nächstes Wochenende fährt sie direkt beim nächsten Weltcup in der Normandie (Flamanville) weiter.

Beides zu fahren, das hilft gegenseitig. Durch Cyclocross bekommt man Punch und Technik auf der Straße und auch umgekehrt gibt es vieles, was von Vorteil ist.

Liv Wenzel

Im Cyclocross startet sie für das luxemburgisch lizenzierte Team Sebmotobikes. „Da kann ich mich keineswegs beschweren. Bei allen Rennen ist das Team da, das Material ist perfekt – besser geht es nicht.“ Den Spagat zwischen Cross und Straße möchte sie so lange wie möglich beibehalten. „Ich nutze den Cyclocross im Winter auch als Vorbereitung für die Straße. Beides zu fahren, das hilft gegenseitig. Durch Cyclocross bekommt man Punch und Technik auf der Straße und auch umgekehrt gibt es vieles, was von Vorteil ist.“

Kommende Woche reist Wenzel zunächst für rund anderthalb Wochen ins Trainingslager nach Spanien, bevor der Fokus endgültig auf Cyclocross liegt. In Luxemburg wird sie beim Neujahrsrennen in Petingen und bei den vom VC Diekirch organisierten Landesmeisterschaften am 11. Januar 2026 antreten. Das große Highlight folgt dann am 1. Februar 2026 bei der U23-WM in Hulst. Bereits 2023 nahm Wenzel in Tabor am WM-Rennen der Espoirs teil – damals wurde sie 19.