Freitag24. Oktober 2025

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Nach Unfall im Jahr 2022Luxemburger Triathletin Eva Daniëls kämpft sich zurück in den Leistungssport

Nach Unfall im Jahr 2022 / Luxemburger Triathletin Eva Daniëls kämpft sich zurück in den Leistungssport
Eva Daniëls tritt am Samstag bei den nationalen Meisterschaften über die Sprint-Distanz an Foto: Editpress/Mélanie Maps

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Es liegen intensive Monate hinter Eva Daniëls. Die Luxemburger Triathletin erlitt 2022 einen schweren Unfall und wagte nun Anfang dieses Jahres ihr Comeback. Sie hat seitdem große Fortschritte gemacht. Mit Nationaltrainer Cyrille Eple an ihrer Seite richtet die 24-Jährige den Blick wieder nach vorne. Am Samstag wird sie bei den nationalen Meisterschaften über die Sprintdistanz in Weiswampach an den Start gehen. Dort will sie zeigen, dass die harte Arbeit Früchte trägt und dass sie auf ihrem Weg zurück weiter Schritt für Schritt vorankommt.

Um für die kommenden Rennen optimal vorbereitet zu sein, bereitete sich Eva Daniëls in den vergangenen Wochen im Höhentrainingslager im französischen Avoriaz vor. Gemeinsam mit Nationaltrainer Cyrille Eple und einer Gruppe weiterer luxemburgischer Triathletinnen und Triathleten hat sie dort eine neue Struktur gefunden, die ihr nach schwierigen Jahren Sicherheit gibt.

Ein normaler Tag im Trainingslager ist streng durchgeplant. Morgens um acht Uhr steht eine Laufeinheit an, um zehn Uhr folgen zwei Stunden im Schwimmbad. Am Nachmittag sitzt sie drei Stunden auf dem Rad. „Weil wir in der Höhe sind, haben wir uns viel auf die Ausdauer fokussiert. Gegen Ende des Trainingslagers arbeiten wir aber auch intensiver für die kurzen Distanzen“, erklärt die Luxemburgerin.

„Grausame“ Zeit

Die Athletin trainiert heute bewusster als früher. „Ich bin viel selbstbewusster, höre genauer auf meinen Körper und kommuniziere enger mit meinem Trainer.“ Früher habe sie Einheiten oft einfach abgespult, heute versucht sie, jedes Detail zu verstehen. „Wenn im Plan locker laufen steht, dann laufe ich wirklich locker, weil ich weiß, warum. Und wenn schnell laufen draufsteht, weiß ich ebenfalls genau, wofür es gut ist.“ Auch Ernährung, Schlaf und Regeneration haben für sie eine neue Bedeutung bekommen. „Ich sage mir, ich habe zwei Jahre verloren. Ich kann jetzt nicht einfach so weitermachen, als wäre nichts gewesen.“

Daniëls war 2022 in Bonn im Training mit einem Auto zusammengestoßen. Sie trug damals eine schwere Gehirnerschütterung davon. Zunächst wurde die Verletzung unterschätzt, die ersten Behandlungen brachten kaum Fortschritte und halfen ihr nicht wirklich weiter. Monatelang litt sie unter Kopfschmerzen und Schwindel, ohne dass eine spürbare Besserung eintrat. Erst durch spezialisierte Betreuung fand sie schließlich den richtigen Weg, um sich Schritt für Schritt zurückzukämpfen.

Der Weg bis dahin war für Daniëls alles andere als einfach. Die Zeit nach dem Unfall beschreibt sie als „grausam“. Drei Jahre lang kämpfte sie mit Rückschlägen, wobei sie unter anderem Absagen der Armee verkraften musste. „Zweimal wurde ich nicht als Sportsoldatin angenommen, und mit der zweiten Absage hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Besonders schwer war es, diese zu verkraften, weil die Gründe unklar waren und mir etwas anderes gesagt wurde als dem COSL.“

Pilates-Leherin

Gleichzeitig brachte diese schwierige Zeit aber auch etwas Neues hervor. Daniëls brach ihr Studium ab, weil es mental schlicht nicht mehr möglich war. Aus dieser Situation heraus fand sie einen neuen Weg und wurde Pilates-Lehrerin. Eine Entscheidung, die direkt aus ihren eigenen Verletzungen und Rückschlägen erwuchs. „Ich habe gelernt, wie wichtig Prävention und eine gute Körperhaltung sind, und gebe dieses Wissen heute weiter.“ Dieser Schritt gab ihr zusätzliche Stabilität, eröffnete eine neue Perspektive neben dem Leistungssport und half ihr gleichzeitig, zumindest ein Stück weit auch finanziell abgesichert zu sein.

Unterstützung bekam sie in dieser Phase vor allem von ihren Eltern, dem COSL und ihrem Trainer, die ihr halfen, durchzuhalten. Parallel gelang es ihr, wieder Sponsoren zu gewinnen und die sportliche Basis neu aufzubauen. Rückblickend sieht Daniëls diese Jahre nicht nur als Rückschläge, sondern auch als Bestätigung für ihre Leidenschaft. „Trotz allem habe ich erkannt, wie sehr ich diesen Sport liebe und wie viel ich bereit bin, dafür zu opfern.“

Trotz allem habe ich erkannt, wie sehr ich diesen Sport liebe und wie viel ich bereit bin, dafür zu opfern“

Gedanken ans Aufhören gab es für die 24-Jährige nur unter einer Bedingung. „Ich hätte nur aufgehört, wenn ich mich nicht vollständig von der Gehirnerschütterung erholt hätte. Ich wusste aber immer: Wenn ich wieder auf hohem Niveau performen kann, dann mache ich weiter. Wenn nicht, dann höre ich auf.“

Olympia 2028 als Ziel

Heute blickt die Elitesportlerin positiv nach vorne. „Ich habe das Privileg, zu wissen, dass genau dieser Sport das ist, was ich machen will.“ Und Daniëls macht keinen Hehl aus ihren Ambitionen. „Europacup-Rennen will ich bestreiten, um gewinnen zu können, und nicht nur, um einfach dabei zu sein.“ Ihr langfristiges Ziel ist dabei eindeutig die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2028. „Dort wäre ich 27 Jahre alt, und wenn ich so weitermache wie im Moment, halte ich eine Platzierung in den Top 15 der Welt für möglich.“

Einen alternativen Weg zu diesem großen Ziel sieht die Luxemburgerin in den Mixed-Relay-Wettbewerben. Über die Staffel könnte sich eine Chance für ein ganzes luxemburgisches Team ergeben. „Das wäre ein großer Erfolg.“ Hierfür braucht es allerdings ein starkes Quartett. Zum Kader gehören derzeit Jeanne Lehair, David Lang und Gregor Payet. In Zukunft soll auch Linda Krombach eingebunden werden. Dass Luxemburg mit Lehair eine der besten Athletinnen der Welt im Team hat, macht diese Option für Daniëls besonders interessant. „Wir legen immer mehr Wert darauf, bei Staffeln dabei zu sein und Strategien auszuprobieren.“

Ihr Verhältnis zu Lehair beschreibt die 24-Jährige als sehr eng. „Wir haben viel darüber gesprochen, wie sie ihre schwierige Phase gemeistert hat, und das hat mir sehr geholfen.“ Von der Erfahrung ihrer 29-jährigen Kollegin profitiert sie ebenso wie von der gemeinsamen Zeit im Training. „Wir verstehen uns bestens, wir lachen viel zusammen. Es ist nie ein Gefühl von Konkurrenz, sondern eher das einer echten Teamgemeinschaft.“

„Mein Niveau war überraschend hoch“

Neben der Staffel hat sie auch die World Triathlon Championship Series, kurz WTCS, fest im Blick. Diese umfasst sieben Rennen pro Jahr und gilt als höchste Bühne im Triathlon. Dort will die Luxemburgerin regelmäßig antreten. Ein erster wichtiger Schritt folgt in rund einem Monat in Karlovy Vary (CZE), wo sie ihr erstes WTCS-Rennen und zugleich das erste über die olympische Distanz seit ihrem Unfall im Jahr 2022 bestreiten wird. „Eigentlich war ein Start dort nicht geplant. Aber mein Niveau war überraschend hoch, sodass ich über das World Ranking auf die Startliste gekommen bin.“

Bei den anstehenden Herausforderungen soll neben der Ernsthaftigkeit aber auf die Freude am Sport im Vordergrund stehen. „Der Spaßfaktor ist heute größer denn je. Ich genieße es, auf dem Rad zu sitzen, und bin dankbar, dass ich das überhaupt machen kann“, sagt Daniëls.

In Weiswampach wird sie diese Mischung aus Disziplin und Leichtigkeit erstmals auf nationaler Ebene zeigen. Am Samstag will sie im Norden Luxemburgs beweisen, dass sie zurück ist.

Sprint-Meisterschaften am Samstag

Im Rahmen des Wämper Triathlon finden am Samstag in Weiswampach die nationalen Sprint-Meisterschaften statt. Das Rennen über 0,75 km Schwimmen, 20 km Radfahren und 5 km Laufen steigt um 13.00 Uhr. Mit dabei sind neben Eva Daniëls unter anderem auch David Lang, Aurélien Carré, Colin Heiderscheid und René Lieners. Bereits davor stehen zwei Rennen für die Jugend im Programm, ehe zum Abschluss des Tages ab 15.00 Uhr noch ein Staffel-Rennen steigt. Am Sonntag geht es anschließend noch mit einem internationalen Triathlon über die olympische Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen) weiter.