Freitag7. November 2025

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Lis Fautsch: „Es ist genial“

Lis Fautsch: „Es ist genial“

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Degenfechterin Lis Fautsch hat einen für Luxemburger Sportler eher atypischen Weg gewählt: Sie hat ihr Studium abgeschlossen, ist dann in die Elitesportler-Sektion der Armee eingetreten und lebt und trainiert nun in Heidenheim.

Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit hat das Tageblatt bei der Profi-Fechterin den Puls gefühlt.

Steckbrief Lis Fautsch

o Geboren am 3. Februar 1987

o Vereine: Escrime Sud/
HSB Heidenheim

o Ausbildung: Master in Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Uni Wien

Internet:
www.fautsch.com/lis
www.fechtertage.de

o Saison-Fahrplan:
9.-10. März: Ciudad de Barcelona (ESP); 23.-24. März: Weltcup St. Maur (CH); 21.-22. April: Qualifikationsturnier Olympia 2012 in Bratislava (SLO); 4.-5. Mai: Epée Internationale Rio de Janeiro (BRA); 19.-20. Mai: Grand-Prix Havanna (CUB); 15.-20. Juni: Europameisterschaft in Legnano (I); 29.-30. Juni: Weltcup Leipzig (D).

Tageblatt: Wie bist du zum Fechten gekommen?

Lis Fautsch: „Das war auf 7e im Fieldgen, wo Isabelle Deville eine Sportsektion ‚Fechten‘ organisiert hatte. Ich war neugierig und bin mit meiner älteren Schwester hingegangen – und es hat mir gleich sehr gut gefallen. Danach gewann ich schnell mein erstes Turnier in der Lasel. Ein Jahr später hab ich meine erste Lizenz bei der Escrime Sud genommen. Meine erste Sportart war Tischtennis, die ich dann mangels Zeit aufgeben musste.“

Was macht für dich die Faszination am Fechtsport aus?

„Ich bewundere die Konzentration, die neben der Kondition notwendig ist. Um erfolgreich zu sein muss man es fertigbringen, sich über die gesamte Kampfdauer taktisch richtig zu verhalten.“

Nach deinem Studium des Journalismus und der Kommunikationswissenschaften hast du während vier Monaten als Sportsoldatin deine Grundausbildung bei der Armee gemacht. Welche Erkenntnisse hast du dort gesammelt?

„Ich musste in dieser Zeit oft auf die Zähne beißen. Ich war froh, als die vier Monate vorbei waren. Oft war ich hart am Limit. Rückblickend muss ich sagen, dass die Erfahrung mich stärker gemacht hat.“

Seit Anfang Februar lebst und trainierst du unter professionellen Bedingungen im Heidenheimer Fechtzentrum. Wie kam es dazu?

„Vor ungefähr einem Jahr spielte ich mit dem Gedanken, eventuell Sportsoldatin zu werden. Ich habe daraufhin eine Anfrage beim Ministerium eingereicht. Mir wurde auferlegt, einen Stützpunkt zu suchen, wo ich auf starke Gegnerinnen treffe. In Frage kamen Paris, Bonn und Heidenheim. Ich habe mich für letzteren entschieden, da das Niveau dort sehr hoch ist und ich einige Mädchen von den Turnieren her kenne. Zudem herrscht dort ein hervorragender Teamgeist. Der Luxemburger Verband stand mir ebenfalls bei der Kontaktaufnahme zur Seite.“

Was sind deine ersten Eindrücke einen Monat nach Beginn deiner neuen Herausforderung?

„Es ist genial. Alles, was ich mir vorgestellt habe, habe ich hier vorgefunden. Die körperliche Belastung ist im Vergleich zu Luxemburger Verhältnissen extrem. Von Dienstag bis Donnerstag trainiere ich drei Stunden intensiv. Hinzu kommen Konditions- und Krafttraining. Zudem habe ich eine Stunde spezifisches Training pro Tag mit meinem Trainer. Bei Bedarf stehen Physiotherapeuten zur Verfügung. Die Qualität der Trainingspartner ist extrem hoch. Gegen Leute wie Ricarda Multerer und Monika Sosanska, die beiden Führenden der aktuellen deutschen Degen-Rangliste (beide mit WM-Silber in der Mannschaft 2010 dekoriert, d. Red.), kann ich natürlich nur hinzulernen.“

Dein „Maître d’Armes“ in Esch war Maurice Pizay. Wer trainiert dich jetzt?

„Ich habe das Glück, von der Erfahrung von Istvan Javor profitieren zu können. Als langjähriger Trainer des Heidenheimer HSB hat der 67-Jährige sich in letzter Zeit nur noch um den Nachwuchs gekümmert. Er meinte jedoch, dass er mich daneben auch noch ‚verkraften‘ könne. Maurice Pizay hat sich über meinen Schritt nach Heidenheim gefreut. Er wird mich weiter zu einigen Turnieren ins Ausland begleiten, wie beispielsweise letzte Woche zum Weltcup nach Budapest.“

Hast du dich gut in der Stadt eingelebt?

„Ich bin mit meinem Freund, den ich in Wien kennen gelernt habe, hierher gezogen. Heidenheim ist natürlich wesentlich kleiner, hat jedoch auch sein Flair. Zudem wohne ich nur 100 m Luftlinie vom Fechtzentrum entfernt, was mir erlaubt, sogar in den Pausen nach Hause gehen zu können.“

Du bist sozusagen Profifechterin. Wovon lebst du?

„Ich habe einen Vertrag für zwei Jahre bei der Armee bis Ende 2013. Zudem werde ich vom Nationalen Olympischen Komitee unterstützt. Ansonsten wäre der Schritt nach Heidenheim nicht möglich gewesen. Demnächst werde ich mich auch auf die Suche nach eventuellen Sponsoren machen. Ein Dank gilt auch meinen Eltern, die mich seit Beginn meiner Karriere stets unterstützt haben. Ich möchte mit meinem Beispiel auch ein Ansporn für den Nachwuchs sein um zu zeigen, dass man dranbleiben muss und neben der Schule auch noch Leistungssport betreiben kann.“

Für die EM in diesem Jahr bist du bereits qualifiziert, wie sieht es für Olympia in London 2012 und Rio de Janeiro 2016 aus?

„Im April findet ein Qualifikationsturnier in Bratislava statt. Allerdings kriegen nur die beiden Erstplatzierten ein London-Ticket. Ein nächstes Ziel sind die Spiele in Brasilien; allerdings wird es ähnlich schwierig, um sich zu qualifizieren.“

Was ist dein Traum im Bezug aufs Fechten?

„Entweder eine Olympia-teilnahme, oder ein Platz unter den acht Besten bei einer Europameisterschaft.“