Donnerstag27. November 2025

Demaart De Maart

RadsportLichtblicke und Lehren: Der technische Direktor der FSCL zieht nach der EM und der WM Bilanz

Radsport / Lichtblicke und Lehren: Der technische Direktor der FSCL zieht nach der EM und der WM Bilanz
Mats Wenzel kämpfte sich beim EM-Straßenrennen auf Platz 17 ins Ziel Fotos: FSCL/Hugo Barthelemy

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Drei intensive Wochen liegen hinter dem luxemburgischen Radsportverband: Mit der WM in Kigali (Ruanda) und der EM in Drôme-Ardèche sind die Highlights der Straßenrad-Saison vorbei. Das ganz große Resultat blieb aus, doch Christian Helmig, Technischer Direktor der FSCL, blickt optimistisch zurück – spart dabei aber auch nicht mit Kritik am europäischen Radsportverband.

Das allgemeine Fazit: Als „ziemlich anstrengend“ bezeichnet Christian Helmig die letzten drei Wochen. Der Technische Direktor der FSCL war zunächst in Kigali bei der WM im Einsatz, ehe direkt im Anschluss die EM in Drôme-Ardèche folgte. „Wir konnten sportlich sicher nicht alles erreichen, was die Athleten und wir uns vorgenommen haben“, sagt Helmig. „Wir hatten die letzten beiden Tage der EM noch einmal einen positiven Abschluss. Die U23 ist wirklich sehr gut gefahren und auch Mats (Wenzel) hat ein außergewöhnlich gutes Rennen bei der Elite gemacht (17. Platz), das war beeindruckend. Die U23 sind taktisch schlau gefahren. Auch wenn Arno (Wallenborn) etwas enttäuscht war, weil er gerne ein paar Plätze weiter vorne gelandet wäre, seine Leistung war herausragend. Wir sind positiv gestimmt.“ 

Schreiber musste krank passen: Platz 14 im WM-Einzelzeitfahren der Espoirs und Platz 25 im WM-Straßenrennen der Espoirs stehen für Schreiber auf dem Papier. Bei der EM trat sie weder im Zeitfahren noch bei der Mixed-Teamstaffel oder im Straßenrennen an. Bereits vor der WM war sie erkrankt, und die Strapazen der WM-Rennen sowie die Rückreise aus Afrika setzten ihrem Körper zusätzlich zu sehr zu. Vor allem im Zeitfahren galt sie bei den Wettbewerben als eine der Favoritinnen auf eine Medaille. „Marie ist mit hohen Zielen in die Rennen gestartet. Die Vorbereitung war nicht optimal und sie hatte nicht die beste Verfassung. Es ist einiges zusammengekommen. Vielleicht waren alle Beteiligten zu optimistisch, das alles so durchzuziehen. Es war doch sehr schwer, die WM und die EM zu kombinieren. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Als Sportler hofft man immer bis zur letzten Sekunde, dass es geht. Es sollte aber nicht sein. Aber wir sollten das analysieren und daraus lernen.“

Über die enge Taktung zwischen EM und WM: Vom 21. bis zum 28. September fand die WM in Kigali statt, vom 1. bis zum 5. Oktober die EM in Drôme-Ardèche. Beide Veranstaltungen bestritten nur Gwen Nothum und Marie Schreiber. Vor allem für Schreiber war die enge Taktung beider Wettbewerbe problematisch, da die 22-Jährige körperlich angeschlagen war. „Wir müssen schauen, wie wir das demnächst besser machen. Wir müssen uns in Ruhe zusammensetzen und alles analysieren. Für Marie, die sowieso schon angeschlagen war, war die Reise zusätzlicher Stress für den Körper. Den braucht man nicht. Wir haben versucht, auf alles zu achten und ein paar Maßnahmen ergriffen, um die Reise von Ruanda so angenehm wie möglich zu machen. Wir haben nach mehr Platz im Flugzeug geschaut und nach den Flugzeiten.“ Von Kigali reiste die FSCL-Delegation nach Brüssel, verbrachte noch den einen oder anderen Tag zu Hause in Luxemburg, ehe es Richtung Südfrankreich ging. „Nächstes Jahr wird es zwischen WM und EM nicht besser. Es gilt, aus diesem Jahr zu lernen.“ 2026 findet die WM vom 20. bis zum 27. September in Montreal (Kanada) statt, die EM geht vom 3. bis zum 7. Oktober in Ljubljana (Slowenien) über die Bühne. „Da kommt noch die Zeitverschiebung dazu, auch wenn das Timing leicht angepasst wurde und etwas mehr Zeit dazwischen ist. Für eine richtige Erholungsphase mit Jetlag reicht es aber dann doch nicht. Wir werden mit dem LIHPS schauen, was Sinn ergibt.“

Über eine besondere Premiere: Zum ersten Mal hatte die FSCL eine Mixed-Staffel ins EM-Rennen geschickt. Bei den Herren gingen Arthur Kluckers, Alex Kirsch und Mats Wenzel an den Start. Bei den Damen schickte der Verband Nina Berton, Liv Wenzel und Gwen Nothum ins Rennen – Letztere rückte am Abend zuvor für die kränkelnde Schreiber ins Team. „Es ist nicht einfach, ein Team am Vorabend umzustellen. Aber wir hatten uns breiter vorbereitet, auch wenn Marie die Schlüsselfigur in der Konstellation fährt. Gwen war in der Vorbereitung nie außen vor, sie war als Reservefahrerin bereit. Bei den Männern hatten wir beispielsweise zuvor mit Bob (Jungels) gerechnet, der musste aber in Kroatien mit seiner Mannschaft fahren. Trotz der Umstände war das eine ganz große Nummer, was das Team geleistet hat.“ Am Ende stand bei der EM-Premiere Platz fünf unter sieben Nationen. Das FSCL-Sextett war 2:04 Minuten langsamer als Sieger Frankreich, 1:24 Minute fehlte zum Podium. „Wir sind da gelandet, wo wir gehofft haben zu landen. Wir sind keine sieben Minuten von der Spitze weg und nicht weit weg vom Podium. Wir haben Luft für Verbesserungen und es war nicht unsere beste Besetzung. Insgesamt war es wirklich gut und wir können hierauf aufbauen. Wir sind konkurrenzfähig und haben positives Feedback von der UEC und den Stakeholdern bekommen. Es war ein sehr erfolgreiches Projekt, das noch weitergehen wird.“

Über das Ende einer herausragenden U23: Für die männlichen FSCL-Espoirs war es das letzte Rennen, das sie in dieser Konstellation bestritten. Arno Wallenborn und Alexandre Kess werden im nächsten Jahr in die Elite-Klasse aufsteigen. Nach einer überragenden Tour de Luxembourg – mit einem Etappensieg durch Mathieu Kockelmann, dem Gewinn des Bergtrikots durch Mil Morang und Platz 16 im Gesamtklassement durch Wallenborn – überzeugte das Team auch am Samstag beim U23-EM-Rennen. Zuerst schaffte Morang den Sprung in die Ausreißergruppe, dann fuhr Wallenborn als 13. ins Ziel. „Das ist eine ganz starke Truppe. Nicht nur, was die physische Leistungsfähigkeit angeht, sondern auch die Gruppendynamik. Jempy (Drucker) hat eine starke Truppe zusammengeschweißt in den letzten Jahren. Was sie bei der Tour de Luxembourg gezeigt haben, war außergewöhnlich, und das haben sie jetzt auch in der EM gezeigt. Taktisch hatte die Mannschaft einen guten Plan. Das aber noch so umzusetzen, muss man erst mal machen. Es hat wirklich Spaß gemacht, ihnen zuzuschauen.“

Die FSCL-Espoirs zeigten auch bei der EM eine starke Teamleistung
Die FSCL-Espoirs zeigten auch bei der EM eine starke Teamleistung

Über einen starken Mats Wenzel: Ein Lichtblick aus luxemburgischer Sicht war Mats Wenzel. Der Profi vom spanischen Team Kern-Pharma schaffte am Sonntag beim Elite-Rennen den Sprung in die Ausreißergruppe und hielt bis zum Schluss tapfer durch, um das Ziel zu erreichen. Er ist einer von 17 Athleten, die das Rennen beendeten – der 22-Jährige wurde am Ende 17., 12:32 Minuten hinter Tadej Pogacar. Sein Resultat gewinnt an Bedeutung, wenn man die 16 Namen vor ihm betrachtet: Allesamt haben sie bereits Erfolge gefeiert und sind bekannte Namen in der Radsport-Szene. „Die Strecke war extrem schwer. Es war klar, dass, wenn die Favoriten Gas geben, nicht viele mitgehen können. Deswegen haben wir versucht, in die Ausreißergruppe zu kommen. Mats hat dafür viel gearbeitet, es geschafft und ist bis ins Ziel durchgefahren. Er hat wirklich eine außergewöhnliche Leistung gezeigt“, sagt Helmig.

Harsche Kritik an der UEC: 37 Radsportlerinnen beendeten am Samstag das Elite-Rennen. Auch Nina Berton, die einzige Starterin Luxemburgs, erreichte nicht das Ziel. Am Sonntag erreichten beim Männer-Rennen gerade einmal 17 Athleten das Ziel, darunter Mats Wenzel als 17.; Kevin Geniets und Arthur Kluckers wurden vorzeitig aus dem Rennen genommen. „Das ist ein riesiger Kritikpunkt von uns. Ein Rennen, bei dem nur 17 Fahrer ins Ziel kommen, da muss man schon hinterfragen, ob das sinnvoll ist. Wenn man nur Nationen als Statisten dorthin schickt, braucht man das gar nicht erst zu veranstalten. Nicht jede Nation fährt um den Sieg mit, das ist vorher bekannt. Es ist auch klar, dass Pogacar vorne irgendwann alleine rausfährt und nur wenige folgen können. Wenn man dann sagt, man gibt dem Rest sechs oder acht Minuten und nimmt sie anschließend aus dem Rennen, brauchen 90 Prozent der Nationen gar keine Starter hierhin zu schicken. Das tut dem Radsport nicht gut und ist vor allem für den Nachwuchs schade. Die Strecke war wirklich schwer. Gerade für den Nachwuchs, bei dem es um die Entwicklung geht, ist es das falsche Signal, ihnen die Möglichkeit zu nehmen, das Rennen zu Ende zu fahren. Jeder Athlet sollte sein Rennen fahren können. Aber wenn zur Rennhälfte schon so viele raus sind, muss man das hinterfragen.“ So war Kevin Geniets beispielsweise in einer zweiten großen Gruppe, die ebenfalls vorzeitig aus dem Rennen genommen wurde. „Für Kevin war es frustrierend, weil er ein wirklich gutes Rennen gefahren ist. Er hat Bestwerte geliefert, und es hat trotzdem nicht gereicht. Das zeigt, dass das Niveau extrem hoch war.“