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Radsport„Konnte es nicht in Worte fassen“: Kockelmann über seinen Etappensieg bei der Tour de l’Avenir

Radsport / „Konnte es nicht in Worte fassen“: Kockelmann über seinen Etappensieg bei der Tour de l’Avenir
Mathieu Kockelmann bejubelte am vergangenen Mittwoch seinen Etappensieg Fotos: Fédération du sport cycliste luxembourgeois/Facebook 

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Mathieu Kockelmann hat in der vergangenen Woche bei der Tour de l’Avenir Geschichte geschrieben. Der 21-Jährige jubelte als vierter Luxemburger überhaupt über einen Etappensieg bei dem prestigeträchtigsten Nachwuchsrennen im Radsport. Jetzt hat er Hunger auf mehr. 

Mathieu Kockelmann hat sich in die Geschichtsbücher des luxemburgischen Radsports eingetragen. Mit seinem Etappensieg bei der Tour de l’Avenir reiht er sich in die Liste namhafter Radsportlern ein: Vor ihm konnten bislang nur Johny Schleck (1964), Erny Kirchen (1973) und Benoît Joachim (1998) beim wichtigsten Nachwuchs-Etappenrennen der Welt jubeln. Die „Kleine Tour de France“ gilt seit Jahrzehnten als Gradmesser der kommenden Profistars – kaum ein großer Name hat dort nicht seine Spuren hinterlassen.

Umso beachtlicher ist Kockelmanns Erfolg auf der vierten Etappe über 110,2 Kilometer von Montagnat nach Val-Suran. Bereits auf den ersten beiden schweren Teilstücken hatte der 21-Jährige sein Potenzial gezeigt: Zweimal belegte er Rang fünf. „Auf der ersten Etappe hatte ich Krämpfe, weil ich ein paar Verpflegungszonen verpasst habe“, erzählt er. „Trotzdem bin ich drangeblieben. Auf der dritten Etappe hätte ich vielleicht Dritter oder Vierter werden können, aber im Sprint habe ich Plätze verloren, weil ein anderer Fahrer in einer Kurve geradeaus fuhr.“

„Ein Sieg des Kollektivs“

Die Krönung folgte am vierten Tag: 110,2 Kilometer, die nicht mal durchgehend flach waren, sondern auch giftige Anstiege beinhalteten – und am Ende ein Sprint, den Kockelmann dank cleverer Kräfte­einteilung für sich entschied. „Ich habe mich in den Anstiegen bewusst zurückfallen lassen, um Energie zu sparen. Das hat sich ausgezahlt.“ Den Sieg schreibt er auch seinen Teamkollegen zu. Zwar hatte er seinen Anfahrer Mil Morang im Sprint verloren, doch Morang arbeitete vorher genau wie Klassement-Fahrer Arno Wallenborn. „Es war ein Sieg des Kollektivs“, betont Kockelmann.

Dass der Luxemburger in diesem Jahr international mithalten kann, hat er schon mehrfach gezeigt: Dritter beim Nations Cup in Polen, Zweiter bei der Friedensfahrt in Tschechien, Etappensieger bei der Ronde van Vlaams-Brabant in Belgien, die nur kurz vor der Tour de l’Avenir stattfand. „Nach der Rundfahrt in Belgien war ich krank. Ich wusste, dass ich bei der Tour de l’Avenir vorne mitfahren kann – aber einen Sieg hätte ich wohl nicht unterschrieben.“

Zum Sieg in Frankreich half ihm sicher auch seine Erfahrung: Bereits zum dritten Mal stand er am Start der Rundfahrt. „Es war meine beste Teilnahme. Der Sieg war für mich der schönste überhaupt, weil ich ihn mit Freunden erleben durfte. Es war mehr ein Teamsieg als ein persönlicher.“ Am Tag des Erfolgs verschlug es ihm die Sprache: „Das war schon krass. Die Tour de l’Avenir ist für unsere Altersklasse zusammen mit Paris-Roubaix das Größte. Ich war überfordert und konnte es nicht in Worte fassen.“

Tour de Luxembourg und EM als nächste Ziele

Insgesamt überzeugten die FSCL-Espoirs: Alexandre Kess fuhr schon auf der zweiten Etappe aufs Podium, Marie Schreiber glänzte bei den Frauen als Dritte. Einziger Wermutstropfen: Arno Wallenborn fiel am Schlusstag von Rang neun auf Platz 22 im Gesamtklassement zurück.

Kockelmann selbst blickt nun hungrig nach vorn. „Ich bin wieder voll auf Kurs, wieder da, wo ich bei den Junioren war – vor allem im Kopf. Von den Werten und Leistungen hat sich nicht viel verändert. Aber der Kopf kann viel mit einem machen. Mich hat es nicht so hart getroffen, aber hart genug. Der Sieg bei der Tour de l’Avenir hat mir viel Motivation gegeben, jetzt will ich mir noch mehr beweisen.“ 

Nächster Höhepunkt ist die Tour de Luxembourg mit der FSCL. Die WM in Ruanda fährt er nicht (mehr dazu in der Mittwochsnummer) stattdessen richtet sich sein Blick auf die EM in Frankreich (bis 1. bis zum 5. Oktober). „Das Straßenrennen ist zu schwer für mich, da geht es drum, Arno zu helfen. Das Zeitfahren ist schwer einzuschätzen, weil wir kaum noch welche fahren. Aber ich mache mir keinen Druck. Ich weiß, dass Leute da sein werden, die mich unterstützen – das motiviert mich.“

„Ein Sieg des Kollektivs“: Die FSCL-Espoirs (v.l.: Noé Ury, Mil Morang, Mathieu Kockelmann, Arno Wallenborn und Alexandre Kess) jubelten über Kockelmanns Etappensieg 
„Ein Sieg des Kollektivs“: Die FSCL-Espoirs (v.l.: Noé Ury, Mil Morang, Mathieu Kockelmann, Arno Wallenborn und Alexandre Kess) jubelten über Kockelmanns Etappensieg