Es war eine kleine Überraschung, als der Leichtathletikverband am Samstagabend die Nachricht verbreitete. Kimberly Chinfatt hat beim Athlélor-Meeting in Metz einen neuen Landesrekord über 3.000 Meter aufgestellt und die bisherige Bestmarke um beeindruckende zehn Sekunden verbessert. Ihr Name war bis dahin in der nationalen Leichtathletik eher unbekannt – was daran liegt, dass dies ihr erstes Rennen als Luxemburgerin war.
Chinfatt wurde 1988 in der Karibik, genauer in Trinidad und Tobago, geboren. Im Alter von vier Jahren zog sie mit ihren Eltern nach Kanada, wo sie aufwuchs und auch ihre ersten Erfahrungen in der Leichtathletik machte. 2011 führte sie ihr Studium nach Europa. In Paris machte sie einen Master in „Santé publique“. „Ich habe dort auch meinen heutigen Ehemann kennengelernt“, erzählt sie. „Er ist Luxemburger, daher kam die Verbindung zu Luxemburg zustande. Als wir heirateten, habe ich auch die Nationalität beantragt.“ Mittlerweile lebt Chinfatt selbst auch im Großherzogtum. „Wir hatten den Lebensrhythmus in Paris ein bisschen satt und sind deswegen 2022 umgezogen.“
Der Weg zur Vollzeit-Athletin
In Paris arbeitete sie Vollzeit im Gesundheitswesen. „Ich habe meinen Job dann aber 2020 gekündigt, weil ich mich auf das Laufen konzentrieren wollte. Ich hatte danach immer kleinere Projekte nebenbei und habe beispielsweise eine Formation zur Tierarztassistentin gemacht“, erzählt sie. „Als ich dann nach Luxemburg gezogen bin, habe ich die Sprache gelernt. Ich habe mich auch auf die Suche nach einer Arbeit gemacht, es sollte aber bisher nicht sein, sodass ich derzeit Vollzeit-Athletin bin.“ Neben der aktiven Leichtathletik verfolgt die 36-Jährige aber ein weiteres Projekt und macht eine Trainerausbildung. „Wenn ich die fertig habe, würde ich irgendwann gerne junge Mädchen trainieren und ihnen meine Erfahrung weitergeben.“
Chinfatt ist vor allem auf die 3.000 und 5.000 m spezialisiert. „Manchmal mag ich es auch, auf 1.500 runterzugehen. Das hilft mir, Geschwindigkeit für die längeren Distanzen aufzubauen“, sagt sie und fügt mit einem Lachen an: „Diese Woche mag ich die 3.000 m von allen aber am allerliebsten.“
9:10,97
Der Landesrekord von Kimberly Chinfatt über 3.000 Meter
Der Grund ist das Rennen am Samstag in Metz. Es war ihr erstes nach dem Nationalitätenwechsel. „Ich habe mir den Landesrekord vor dem Rennen angeschaut und es war schon mein Ziel, ihn zu brechen“, gibt sie lächelnd zu. Doch ihre Zeit von 9:10,97 Minuten, mit der sie die alte Bestmarke von Vera Bertemes-Hoffmann um exakt zehn Sekunden unterbot, kam auch für die Sportlerin selbst überraschend. „Ich hatte nicht erwartet, eine 9:10 zu laufen. Es gibt immer eine gewisse Leistungsspanne, und wenn die Sterne gut stehen, kann so etwas passieren. Das war so ein Tag.“
Dabei war das Rennen in Metz auch ihr erstes nach einer langen Zeit, denn Chinfatt musste es zuvor aufgrund einer Sehnenentzündung im Fuß während Monaten ruhiger angehen lassen. „Von April bis Dezember bin ich eigentlich immer mit Schmerzen gelaufen, erst danach ging es besser.“ Der Landesrekord und die schnelle Zeit seien daher auch die Belohnung harter Arbeit. „Die Arbeit übersetzt sich in der Leistung, das ist toll. Ich hoffe, dass sich das nach der Hallensaison auch im Sommer auf die Freiluftsaison überträgt.“
Landesmeistertitel im Visier
Nach dem Rekordlauf in Metz richtet sie ihren Fokus aber zunächst auf die Hallen-Landesmeisterschaften am 23. Februar in der Coque, wo sie erstmals Landesmeisterin werden will. „Ich visiere den Titel auf den 3.000 Metern an“, sagt sie. Danach steht die Vorbereitung auf den Sommer im Mittelpunkt, der auch neue Möglichkeiten und Herausforderungen eröffnet. „Dieses Jahr sind die Spiele der Kleinen Europäischen Staaten, wo ich erstmals für Luxemburg selektioniert werden kann. Danach finden auch noch die Team-Europameisterschaften statt. Um dort teilnehmen zu können, muss ich allerdings auch bei World Athletics als Luxemburgerin geführt werden. Ich bin zuversichtlich, dass der Wechsel rechtzeitig vollzogen wird.“ Aktuell wird sie bei dem Weltverband noch als Kanadierin gelistet. Sie hofft, bald die Genehmigung zu bekommen, Luxemburg auch auf der internationalen Bühne vertreten zu können.
De Maart

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