17. Oktober 2025 - 7.33 Uhr
Erste Schritt in eine andere FußballweltKenan Avdusinovic kehrt mit Goretzka-Trikot und neuer Motivation zurück nach Niederkorn

Wer dieser Tage zum Training nach Niederkorn kommt, darf sich nicht wundern, wenn ein kleines blondes Kraftpaket mit einem Original-Trikot des deutschen Nationalspielers Leon Goretzka durch die Gegend läuft. Denn obwohl zwischen Kenan Avdusinovic und dem Mittelfeldspieler von Bayern München 20 Zentimeter liegen, sitzt das Trikot wie angegossen. „Goretzka trägt die Größe S, das hat mich schon sehr überrascht“, so der Stürmer lachend.
Zum Trikottausch nach dem Spiel kam es jedoch nicht, denn Avdusinovic wollte unbedingt jenes von seiner ersten Nominierung behalten. Progrès-Teamkollege Jonathan Schmid kümmerte sich um die Trikots. Bereits vor dem WM-Qualifikationsspiel hatte der ehemalige Bundesligaprofi seinen Ex-Mitspieler Nadiem Amiri um ein Trikot gebeten. Amiri, der zusammen mit Schmid in Hoffenheim unter Vertrag stand, kam dem Wunsch nach und legte für Avdusinovic noch ein Shirt von Goretzka drauf.
Obwohl der Angreifer weder gegen Deutschland noch gegen die Slowakei zum Einsatz kam, wird er seine ersten Momente mit der Nationalmannschaft nicht vergessen. Dabei hatte er vor rund drei Wochen beim letzten Interview mit dem Tageblatt noch nicht so recht an eine Nominierung geglaubt. „Eine Stunde, bevor der Kader offiziell bekannt gegeben wurde, hat Jeff Strasser mich angerufen. Ich musste lachen, denn noch kurz davor hatte ich mit meinen Freunden über dieses Thema geredet. Die Nominierung hat mich richtig gefreut. Es war eine unglaublich schöne Erfahrung“, so Avdusinovic.
Für den Stürmer eröffnete sich eine neue Welt. Der 27-Jährige war der einzige Spieler im Aufgebot, der sein Brot nicht mit Fußball verdient. Avdusinovic arbeitet bei der Gesundheitskasse CNS und kennt die Vorzüge des Profi-Daseins nur von den Erzählungen seiner Teamkollegen. „Während ein paar Tagen konnte ich mich komplett auf Fußball konzentrieren. Ich hatte mehr Freizeit, mehr Zeit, mich von den Trainingseinheiten zu erholen. Vier Physiotherapeuten, ein Ernährungsberater und andere Spezialisten sorgen dafür, dass alles auf einem höheren Niveau ist.“
„Ich habe jeden Moment aufgesaugt“
Auf dem Platz konnte er die Bekanntschaft mit Spielern machen, die er zwar kennt, mit denen er aber noch nie zusammengespielt hat. „Besonders hat mich Leandro Barreiro beeindruckt. In den Trainingseinheiten hat er keine einzige falsche Entscheidung getroffen. In der Offensive hat mich Danel Sinani begeistert. Es war schön, mit solchen Mitspielern auf dem Platz zu stehen.“
Noch bekannter waren die Namen, denen er in Sinsheim begegnete. „Erst als ich vor dem Spiel auf dem Platz stand, habe ich verstanden, welche Gelegenheit mir geboten wurde. Eine Premiere als Nationalspieler vor 25.000 Fans und gegen Deutschland zu feiern, ist schon etwas sehr Besonderes. Es ist ein Erlebnis, von dem man später seinen Kindern erzählen kann. Zudem waren meine Familie und Freunde vor Ort. Ich wurde zwar nicht eingewechselt, aber das ist nicht so schlimm. Ich habe jeden Moment aufgesaugt.“
Wie fast immer war auch der Influencer „Mood“ dabei. Seit einer gewissen Zeit macht Almir Hrkic in den sozialen Netzwerken auf die Leistungen von Avdusinovic aufmerksam. „Er ist mein bester Freund, wir kennen uns fast schon von Geburt an. Jetzt helfen wir uns gegenseitig in den sozialen Netzwerken, so wie es gute Freunde eben tun. Bei mir läuft es seit einer gewissen Zeit auf dem Platz besser und er hat Erfolg als Influencer“, so der Progrès-Angreifer.
Avdusinovic ist mit einer großen Portion Motivation nach Niederkorn zurückgekehrt und will diese bereits am kommenden Wochenende gegen Aufsteiger Mamer in Tore umsetzen: „Man lernt sehr viel, wenn man Spieler wie Leandro Barreiro, Joshua Kimmich und Serge Gnabry live vor sich sieht. Die Präzision, mit der diese Spieler zu Werke gehen, ist beeindruckend. Ich will daraus lernen und ein besserer Spieler werden.“
Den Grundstein dafür hat er nach seinem Wechsel im Sommer von Hostert nach Niederkorn bereits gelegt. Avdusinovic hat nach sieben BGL-Ligue-Spieltagen bereits sechs Tore auf dem Konto stehen. Auch der Traum, irgendwann Profi zu werden, lebt noch. Dabei können weitere Nominierungen mit der Nationalmannschaft mit Sicherheit behilflich sein.
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