Kampfgeist: Es ist die Eigenschaft, die die Luxemburger Nationalmannschaft in den letzten Jahren besonders auszeichnet, der große Kampfgeist. Dass Alex Laurent und seine Teamkollegen nie aufgeben und immer wieder in der Lage sind, sich in eine Partie zurückzukämpfen, das stellten sie einmal mehr am Sonntag gegen Rumänien unter Beweis. Gleich zweimal schafften sie es, nach einem größeren Rückstand wieder ins Match zurückzukommen. Aufholjagden, die jedoch viel Kraft kosten, wie allein am Beispiel des Kapitäns deutlich wird, der nach Spielschluss kräftig nach Luft schnappen musste. Es dürfte diese Tugend sein, die gerade beim Publikum richtig gut ankommt, denn dass die FLBB-Herren inzwischen zuverlässig für ein ausverkauftes Gymnase der Coque sorgen, dürfte nicht zuletzt auch hieran liegen.
Die Dreier: Seit Ken Diederich das Team im Jahr 2016 übernommen hat, dürfte er bei kaum einem Spiel mit der Ausbeute von der Dreier-Linie wirklich zufrieden gewesen sein. Dass man mehr Treffer aus der Distanz benötigt, das betont er dann auch immer wieder. Bester Beweis ist das Spiel von Sonntag, als Clancy Rugg erst in der 18. Minute den ersten Drei-Punkte-Korb versenkte. Am Ende saßen sechs von 27 Versuchen und wie der Nationaltrainer richtig zusammenfasste: Hätte man zehn gehabt, dann hätte man das Spiel am Ende auch gewonnen.
Das Standing: Es war ein Pfiff, der besonders schmerzte. Clancy Rugg hatte 1:35 Minuten vor Schluss auf drei Punkte verkürzt. Das Momentum lag aufseiten der FLBB-Herren. In der Defensive stoppte Alex Laurent unter dem Korb den gegnerischen Sternespieler Kris Richard. Luxemburg hatte den Ball, startete gerade einen schnellen Konter, dann folgte jedoch ein später Pfiff. Der FLBB-Kapitän bekam einen Fehler, Richard verwandelte zwei Freiwürfe und sorgte für die Vorentscheidung. Dass gerade dieser Pfiff bei Ken Diederich für Ärger sorgte, war verständlich. Zu oft wird in solchen Situationen noch immer zugunsten des vermeidlich größeren Gegners entschieden.
Die neue Generation
Ben Kovac: Der 24-Jährige, der inzwischen seine fünfte Saison als Profispieler bestreitet, ist mit dem Spiel am Sonntag endgültig zum neuen Leader der FLBB-Auswahl avanciert. Es war der Sportsoldat, der in den entscheidenden Momenten die Verantwortung übernahm und Luxemburg mit seinem spektakulären Drei-Punkte-Korb im dritten Viertel auf vier Zähler heranbrachte (44:48). Auch an der zweiten Aufholjagd im letzten Durchgang war der Profispieler von Besançon mit seinem Distanzwurf entscheidend beteiligt. Dass Kovac in den letzten Monaten einen wichtigen Reifungsprozess vollzogen hat, zeigt auch die Tatsache, dass er immer wieder seine Mitspieler suchte, anstatt selbst auf den Korb zu ziehen, und mehr und mehr der Hauptmotivator in den Reihen der Mannschaft war. So wundert es nicht, dass der 24-Jährige gegen Norwegen in fast allen Statistiken der beste Luxemburger war: 23 Punkte, vier Assists, drei Steals und eine Effizienz von 25. Es war eine der besten Leistungen von Ben Kovac bei einem offiziellen Qualifikationsspiel. Mit seiner stets positiven Art und Weise dürfte er in den kommenden Monaten damit mehr und mehr in die Fußstapfen von Kapitän Alex Laurent treten.
Malcolm Kreps: Gemeinsam mit Ben Kovac dürfte Malcolm Kreps in den nächsten Jahren eine der tragenden Säulen der Nationalmannschaft werden. Im Vergleich zum ersten Zeitfenster im Februar, als er einer der Matchwinner gegen Rumänien war, hat sich der 23-Jährige athletisch noch einmal stark weiterentwickelt. In der Defensive ist er für Ken Diederich jetzt schon unverzichtbar, denn kaum jemand im Team konnte den von der Größe her dominierenden Rumänen derart Paroli bieten wie der junge Profispieler. Dass er bei seinem Klub, den Den Helder Suns, in dieser Saison weit mehr als 30 Minuten pro Partie auf dem Feld stehen darf, war ihm jedenfalls deutlich anzumerken. Auch wenn er seinen Wurf inzwischen verbessert hat, bleibt hier jedoch noch einiges an Steigerungspotenzial. Ausgerechnet an der Freiwurflinie landeten beim 23-Jährigen nur zwei von fünf Versuchen im Korb.
Auf Augenhöhe
Die Routiniers: Thomas Grün, Clancy Rugg und Alex Laurent sind seit dem Beginn der Ära Ken Diederich beim Nationalteam die souveränen Leader. Allein schon ihre Erfahrung ist für die Mannschaft nach wie vor von enormer Wichtigkeit. Mit ihrem absoluten Einsatz sind sie zudem die Vorbilder für die jüngere Generation, denn gerade dieses Trio stellt sich bedingungslos in den Dienst der Mannschaft. Einmal mehr ist es dann auch Rugg, der – sieht man sich alle drei bisherigen Spiele der laufenden Vorqualifikation an – die luxemburgischen Statistiken anführt.
Neue Erwartungshaltung: Die Enttäuschung, ein Team wie Rumänien nicht ein zweites Mal in der gleichen Qualifikationskampagne besiegt zu haben, war den Spielern nach dem zweiten Zeitfenster am Sonntag deutlich anzumerken. Hätte man sich vor zwei, drei Jahren noch damit zufriedengegeben, einem solch physischen Gegner bis in die Schlusssekunden Paroli zu bieten, so ist die Erwartungshaltung inzwischen gestiegen. Laurent, Kovac und Co. wollen gewinnen und haben in den letzten acht Jahren gezeigt, dass sie dies auch können.
Entwicklung geht weiter: Bereits in der Vorqualifikation, die 2021 und 2022 gespielt wurde, traf Luxemburg auf Rumänien. Damals gaben die FLBB-Herren das erste Spiel unglücklich aus der Hand und unterlagen 70:73, in Rumänien gab es eine 67:78-Niederlage. Dieses Mal sprang nun der Sieg im Februar in Rumänien heraus (76:72) und am Sonntag folgte die Niederlage auf sechs Punkte. Luxemburg hat es geschafft, sich mit einer Mannschaft wie Rumänien, das 2017 immerhin die EM-Endrunde bestritt, auf Augenhöhe zu bewegen. Trotz des Umbruchs, der im Nationalteam seit dieser Vorqualifikation immer mehr einsetzt, bleibt man konkurrenzfähig, steigert sich immer weiter. Seit 2016 hat Ken Diederich dafür gesorgt, dass das Nationalteam einen Boom erfährt, den man so kaum für möglich gehalten hatte.
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