Die wenigen Skeptiker hoffen, dass ein Hahn nördlich von Paris am Tag des Spiels nicht zu krähen vergisst. In Deutschland dreht sich hingegen alles um die taktische Ausrichtung der DFB-Elf.
Die Grande Nation hofft auf das „blaue Wunder“. Nach der Chaos-WM von 2010 mit Vorrunden-Aus, Affären und Trainingsstreik haben die „jungen Wilden“ um Raphael Varane und Paul Pogba mit ihrem Offensivfußball und bescheidenem Auftreten die Herzen der Franzosen im Sturm zurückerobert. Vor dem Viertelfinale gegen Deutschland am Freitag (04.07.14/18.00 Uhr) in Rio de Janeiro steht das ganze Land unter Hochspannung – fast wie bei der Heim-WM 1998. Die kämpferischen Ankündigungen der Profis heizen die Stimmung zusätzlich an: „Wir haben alle diese Wut in uns und werden alles geben, um Geschichte zu schreiben“, sagte Innenverteidiger Mamadou Sakho.
Martialische Töne
Selbst seriöse Tageszeitungen lassen sich vor dem Duell mit dem Nachbarn zu martialischen Tönen hinreißen. „Für ’Les Bleus‘ ist das keine Frage einer Revanche gegen Deutschland, auch wenn das Trauma des Halbfinals der WM 1982 immer noch lebendig ist. … Es ist ein Krieg ohne Tote, von dem die Rede ist. Er geht um Worte, Tränen, Tore. Die Fußball-Rivalität zwischen Frankreich und Deutschland ist eine tragikomische Zänkerei“, kommentierte Le Monde.
Die Bilanz macht Mut: Didier Deschamps ist bei zehn WM-Spielen als Spieler und Trainer noch nie als Verlierer vom Platz gegangen. Der 45-Jährige, der 1998 das Team als Kapitän zum Titel führte, jagt den Rekord des Brasilianers Mario Lobo Zagallo (12), versucht aber immer wieder, die Euphorie seiner Landsleute zu dämpfen: „Vom Titelgewinn darf man noch nicht reden!“ Deschamps hat für das Viertelfinale alle Mann an Bord. Nach ausgeheilter Zerrung am rechten Oberschenkel trainierte Sakho am Mittwoch zum zweiten Mal in Folge ohne Schmerzen.
Umstellungen?
Finalchance oder raus! Die knallharte Konstellation für Joachim Löw und seine WM-Spieler ist fast die einzige Gewissheit vor dem Viertelfinal-Hit Deutschland kontra Frankreich. Ansonsten gibt es in Rio de Janeiro, wo heute die beiden großen Nachbarn um den Einzug unter die besten vier bei der WM in Brasilien streiten, ein großes Rätselraten im und um das deutsche Nationalteam. „Keiner weiß genau, wie die Aufstellung aussehen wird. Das wird erst wieder am Spieltag der Fall sein“, sagte Offensivspieler André Schürrle zur Lage der Fußball-Nation, die sich von Löws auserwählten Spielern gern positiv überraschen lassen würde.
Der Chef des deutschen WM-Unternehmens, der schon in der Nacht zum Donnerstag mit dem über 60 Personen großen DFB-Tross das Teamquartier in Rio bezog, hält sich weitgehend bedeckt. Mit welcher Taktik? Mit welchem Personal? Mit Philipp Lahm wieder als Verteidiger? Mit einer zusätzlichen Offensivkraft? Löw lässt nur noch minimale Einblicke in das Innenleben der Nationalmannschaft zu. „Den Matchplan habe ich schon im Kopf. Ich weiß, es kann viel passieren. Wir tauschen uns ständig aus, diskutieren alle Möglichkeiten“, erklärte Löw, ohne Einzelheiten zu verraten.
„Ich habe vor dem Turnier gesagt, Philipp spielt im Mittelfeld. Wenn es eine Situation gibt, wo man das ändern muss, dann wird das auch so gemacht. Das hab ich am Anfang mit ihm so besprochen“, erklärte Löw am Donnerstag.
De Maart
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