Montag27. Oktober 2025

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Jeunesse mit dem (fast) perfekten Spiel

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Champions League, 2. Qualifikationsrunde, Rückspiel: Jeunesse - AIK Solna (SWE) 0:0

FUSSBALL – Es sollte nicht sein. Nach 90’ fehlte Jeunesse im Rückspiel der 2. Qualifikationsrunde der Champions League gegen AIK Solna (SWE) der ersehnte Torerfolg, um zumindest eine, aufgrund der Spielphysiognomie (sowohl im Hin- als auch im Rückspiel) nicht unverdiente Verlängerung zu erzwingen.

Vom Spiel berichten Christophe Junker,Marc Karier (Texte) und Gerry Schmit (Fotos)

Wie sehr hätte man sich in der Schlussphase, als die SchwarzWeißen auf alles oder nichts spielten, einen Treffer der Marke Zufall herbeigesehnt. Dieses Privileg blieb dem Gegner AIK Solna in Stockholm vorbehalten und reichte fatalerweise zum Weiterkommen.
3 FRAGEN AN
J. Muller
(Trainer Jeunesse)

Tageblatt: Es fehlte nicht viel …
Jacques Muller: „Ich glaube, dass wir nicht viele Sachen falsch angepackt haben. Vielleicht haben wir es mit hohen Flanken übertrieben. Solna hatte mit Atta einen Top-Verteidiger in der Mitte. Zum Schluss fehlte es auch am Glück. Nicht vergessen soll man, dass wir gegen ein solides Profiteam angetreten sind.“

„T“: Welche Gefühle überwiegen?
J.M.: „Nach dem Hinspiel war die Qualifikation unser Ziel. Ein Ausscheiden mit einer Niederlage von drei, vier Toren wäre einfacher zu verdauen gewesen. Die Enttäuschung ist da. Trotzdem überwiegt die Freude über unsere Auftritte. Das Team hat eine außergewöhnliche Leistung vollbracht, taktisch und physisch war es ebenbürtig. Nach der Pause wurden wir viel offensiver. Toll, wie es gelang, den Gegner in den letzten Minuten unter Druck zu setzen.“

„T“: Durch ein Duseltor erreicht Solna die dritte Runde …
J.M.: „Natürlich ist es schmerzhaft zu wissen, dass dieses Tor über unser Ausscheiden entschieden hat. Aber Tore fallen halt oft nach Fehlern und werden von Profis gleich bestraft. So ist Fußball. Kein Vorwurf an Thomas (Fullenwarth). Seine Leistung war bis auf den Patzer klasse.“
Jeunesse begann wie erwartet abwartend, wagte sich nur zaghaft nach vorn, war dabei über die rechte Seite kommend (Fullenwarth, Servais, C. Leweck) schnörkellos und zielstrebig. Rodriguez blieb auf der linken Außenbahn blass und konnte im Zusammenspiel mit Collette kaum Offensiv-Akzente setzen.

Solna ließ den Ball auf dem nassen Rasen laufen, fing hohe Jeunesse-Bälle nach vorn regelmäßig problemlos ab – war aber wie im Hinspiel am und im Strafraum mit dem Latein am Ende. Erneut wurde Jeunesse-Keeper Oberweis in 90’ nur wenig ernsthaft geprüft.

C. Leweck rückte nach 22’ an Stelle des verletzten Fullenwarth (Zerrung) auf rechts in die Viererkette. Zu dem Zeitpunkt zeigte sich, dass Jeunesse keine eingespielte Übermannschaft gegenüberstand. Fast pomadig spielten die Schweden ihr Pensum herunter, allein der Brasilianer Flavio sorgte in den ersten 45’ mit Temposteigerungen, Ball am Fuß, für Aufregung in der Escher Defensive.

Anders die Absichten von Solna gleich nach dem Dreh. Fast hätte Flavio eine Unsicherheit von Oberweis, der die Kugel fallen ließ, ausgenutzt (51’), dann wurde Johnson noch abgeblockt.

Nach 70’ beorderte Jacques Muller seine Spieler gestenreich nach vorn, näher hin zum AIK-Gehäuse. Das Erstaunliche geschah: Solna wurde zunehmend vorsichtiger im Aufbau und verließ sich ab der 80’ nur noch auf Konterangriffe, griff schließlich zu zeitgewinnenden Methoden. Jeunesse witterte seine Chance, drängte die Profis weit in deren Hälfte zurück. Solna boten sich fast zwangsläufig Chancen gegen eine entblößte Jeunesse-Abwehr.

In den letzten Minuten inklusive der Nachspielzeit hielten die Fans beider Lager den Atem an. Peters und Co. versuchten alles. Ein Ball nach dem anderen segelte in den AIK-Strafraum. Piron, Servais, Martin und Hoffmann kamen nicht ran oder waren zu ungenau. Stockholms Großklub – letzte Saison immerhin Doublé-Gewinner – zitterte sich am Ende eine Runde weiter gegen ein Jeunesse-Team, das seine Stärken (Physis, Einstellung) hervorragend zum Tragen brachte. 

STATISTIK

o Jeunesse: Oberweis – Fullenwarth (22’ Cantonnet), Portier, Hoffmann, Collette – C. Leweck, Servais, Peters, Martin, Rodriguez (70’ Goncalves) – Pupovac (60’ Piron)

o AIK Solna:
Turina – Backman, Atta, Karlsson, Johansson – Tjernström, Danielsson, Johnson, Pavey – Engblom (62’ Ljubojevic), Flavio (77’ Lundberg)

o Schiedsrichter:
Jones – Fisher, Swindley (WLS)

o Gelbe Karten:
Rodriguez, Collette, Hoffmann, Pupovac

o Torfolge:


o Beste Spieler:
Portier, Servais, C. Leweck – Atta, Flavio

o Zuschauer:
1.568 zahlende

Genau sowird’s gemacht

CHRISTOPHE JUNKER
[email protected] 

Vorweg, zum Glück blieben die Fans von AIK Solna dank des 0:0, das ihr Team in die dritte Qualifikationsrunde der Champions League brachte, ruhig. Viel aber hat nicht gefehlt, damit Jeunesse den schwedischen Meister und Pokalsieger, der voll im Meisterschaftsbetrieb ist, in die Knie gezwungen hätte. Dabei waren die Skandinavier – denen zugegebenermaßen der bislang sehr schlechte Saisonverlauf sehr deutlich anzumerken war und große Spuren hinterlassen haben muss – eine der stärksten Mannschaften, auf die Jeunesse bei der Auslosung treffen konnte. Umso höher sind die beiden Auftritte der Mannschaft von Jacques Muller einzustufen. Auch wenn man die beiden rezenten Vergleiche des F91 Düdelingen in der schwächeren Europa League bei Randers, dem letztjährigen Tabellenzehnten (unter zwölf Teams) in Dänemark, in Betracht zieht. Wohl gewann der F91 sein Rückspiel mit 2:1, das allerdings nachdem die Dänen im Hinspiel mit einem 6:1-Sieg für klare Verhältnisse gesorgt hatten. So rannte der F91 bereits im Vorjahr gegen die bescheidenen Letten von FK Ventspils mit 0:3 und 1:3 blind ins Verderben. Wohl hat der F91 auf dem Papier die besseren Individualisten – zur Saison 2010/11 wurden wiederum nicht weniger als neun (Ex-)Profis verpflichtet –, so langsam aber sollte man sich in Düdelingen Gedanken machen, warum Jahr für Jahr die internen Vorgaben, eine oder mehr Runden im Europapokal weiterzukommen, verfehlt werden. Wie sagte gestern nach Spielschluss Jeunesse-Kapitän René Peters treffend: „Will man den Unterschied zwischen Profis und Amateuren irgendwie wettmachen, geht das nur übers Kollektiv.“ Dass er recht hat, bewies Déifferdeng 03 letztes Jahr beim 1:0-Hinspielsieg gegen Rijeka (Kroatien) und vergangene Woche beim 3:3 gegen Zlatibor (Serbien). Denn auch beim D03 und seinem Trainer Dan Theis gilt als oberste Prämisse: Das Kollektiv zählt. Und nur so kann man auch wieder die Zuschauer begeistern. Wie gestern auf der Escher „Grenz“, als das Publikum sein Team wie in guten alten Zeiten nach vorne peitschte.