Bei der Ankunft am Findel trug Jenny Warling ihre EM-Silbermedaille am Sonntagmorgen um den Hals. Sportminister Georges Mischo, die Walferdinger Karate-Trainerlegende Misch Feidt, Familie und Freunde hatten sich in der Ankunftshalle versammelt, um die Sportlerin nach ihrer starken Leistung zu feiern. In Jerewan hatte sich die 31-Jährige ein paar Stunden zuvor in einem Herzschlagfinale knapp gegen Titelverteidigerin Mia Bitsch aus Deutschland geschlagen geben müssen.
Erst in den letzten Sekunden hatte die zehn Jahre jüngere Kontrahentin den entscheidenden Kopftreffer gelandet – und die Trauer war der Luxemburgerin logischerweise auf den Livebildern anzusehen. „Die Enttäuschung war schnell überstanden und ich kann die Medaille genießen. Ich habe eine super Europameisterschaft hingelegt und dadurch auch schon die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in der Tasche“, erzählte Warling. Diese wird erst Ende des Jahres stattfinden – doch die nächsten Ziele stehen bereits vor der Tür: ein Abstecher nach Andorra zu den Spielen der kleinen Staaten Ende Mai, bevor es für Warling von dort aus gleich weiter nach Marokko zum K1 geht, wo sie Weltranglistenpunkte sammeln will.
Durststrecke beendet
Lange sah es in Armenien danach aus, als würde es nach 2019 für einen zweiten EM-Titel reichen. „Eine Taktik gab es für das Finale nicht, da es von vornherein eher ein mentaler Kampf war und nicht unbedingt physisch. Wir haben beide abgewartet und als sie Druck machte, konnte ich den ersten Punkt erzielen. Es ist halt schade, dass sie am Ende noch den Dreier landete“, fasste Warling zusammen.
Dass die -55-kg-Athletin überhaupt wieder zurück an der Weltspitze des Karate ist, ist keine Selbstverständlichkeit. Zweimal riss sie sich im Laufe ihrer Karriere das Kreuzband, im vergangenen Herbst musste sie sich einer Schulter-Operation unterziehen. „Meine letzte EM-Medaille habe ich vor sechs Jahren gewonnen, nach meinem ersten Kreuzbandriss. Es hat lange gedauert“, blickte sie zurück. 2018 und 2022 musste sie lange Verletzungspausen einlegen, erst vor wenigen Wochen feierte sie ihr Comeback nach der Schulter-OP. „Diese Medaille ist ein Symbol für die harte Arbeit der letzten Monate, die ich zusammen mit meinem Trainerstab geleistet habe. Ich bin sehr froh, da ich zuletzt öfters an einer Medaille vorbeigeschrammt war. Sie ist definitiv wertvoll.“
Dementsprechend wichtig ist auch der Platz, den diese Medaille in ihren vier Wänden bekommen wird. Warling versicherte, dass noch Platz vorhanden ist: „Dieses Silber kommt in die Vitrine zu den anderen neun Medaillen, die ich bei Europameisterschaften geholt habe. Dann sind da noch eine von der WM und zwei von den European Games.“ Und vielleicht Ende des Jahres ja noch eine weitere aus Kairo.
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