Tageblatt: Seit Juni stehen Sie beim AC Venedig unter Vertrag. Was sind die großen Unterschiede zu Ihrem vorherigen Arbeitgeber Vojvodina Novi Sad?
Seid Korac: Es gibt sehr viele Unterschiede. Alles ist professioneller und es wird mehr gearbeitet. Der Fußball ist intensiver und detaillierter. Italien ist bekannt dafür, taktisch sehr anspruchsvoll zu sein – und das ist auch in Venedig der Fall.
War es ein Traum, irgendwann in Italien zu spielen?
Viele Menschen vom Balkan schauen vor allem Bundesliga. Bei mir war das anders. Ich bin mit der Serie A und der Premier League aufgewachsen. In England war ich wegen Nemanja Vidic Fan von Manchester United. In Italien habe ich mir sehr gerne die Spiele von Zlatan Ibrahimovic oder den anderen Größen aus dieser Zeit angesehen.
Haben Sie sich schon an das Leben in der Stadt der Liebe gewöhnt?
Es ist schon sehr speziell. Vor dem Spiel fahren wir mit einem Passagierboot zum Stadion. Ich habe mich entschieden, auf dem Festland zu leben. Einer meiner Teamkollegen wohnt im Zentrum von Venedig und muss jeden Tag das Boot nehmen, um zu seinem Parkplatz zu kommen. Das kam für mich nicht infrage.
Bei Venezia sind Sie auf Anhieb zum Stammspieler geworden. Das erste Ziel ist damit erreicht. Welche Ziele wollen Sie mit Ihrer neuen Mannschaft erreichen?
Ich habe mich damals für Venezia entschieden, weil ich einen Schritt nach vorne machen konnte und weil ich gemerkt habe, dass ich sofort ein wichtiger Teil der Mannschaft sein kann. Ich glaube immer an meine Qualitäten und bringe auch viele Opfer, damit ich erfolgreich sein kann. Venezia gehört in die Serie A und daran arbeiten wir. Dieses Ziel war auch einer der Gründe, warum ich mich für diesen Verein entschieden habe.
Seit dieser Woche sind Sie zurück in Luxemburg. Erstmals gehen Sie in eine Quali als Führungs- und Stammspieler. Ist das ein anderes Gefühl?
Natürlich ist das ein anderes Gefühl. Als kleiner Junge habe ich mit meinen Freunden auf der Straße gespielt und wir haben uns vorgestellt, Luxemburg bei einer Weltmeisterschaft zu vertreten und das entscheidende Tor zu schießen. Dieser Traum lebt noch immer. Ich bin jetzt ein Teil der Nationalmannschaft und das macht mich sehr stolz. Ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass wir uns irgendwann für ein Turnier qualifizieren werden.
Gewinnertypen passen immer zusammen
Wie verlief das erste Gespräch mit dem neuen Nationaltrainer Jeff Strasser?
Sehr gut. Wir haben uns telefonisch einmal unterhalten. Es ging dabei unter anderem um taktische Komponenten. Jeff Strasser ist ein Gewinnertyp und das schätze ich an ihm. Leider haben wir vor der Partie gegen Nordirland nur sehr wenig Zeit, um gemeinsam zu trainieren.
Ist es ein Vorteil für Sie, einen ehemaligen Abwehrspieler als Trainer zu haben?
Gewinnertypen passen immer zusammen. Es ist aber grundsätzlich für mich ein Vorteil, wenn ich einen ehemaligen Verteidiger als Trainer habe. Sie sehen Details, die ehemalige Stürmer zum Beispiel nicht sehen.
Wie nehmen Sie es persönlich und als Mannschaft auf, dass Brian Madjo sich entschieden hat, nicht weiter Teil von Luxemburgs Fußball zu sein?
Wir haben intern nicht darüber geredet. Ich wünsche ihm das Beste. Ich weiß aber auch, wie schwierig es ist in diesem Alter, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Als ich in seinem Alter war, hatte ich eine Einladung aus Montenegro. Für mich war aber immer klar, dass ich für kein anderes Land als Luxemburg spielen werde. Ich werde immer dankbar sein. Hier konnte ich zur Schule gehen, meine Familie war in Sicherheit und wurde sehr gut aufgenommen. Für mich ist Luxemburg das beste Land der Welt. Aber ich habe sportliche Fehler gemacht als junger Spieler. Wichtig ist, aus Fehlern zu lernen und es in Zukunft besser zu machen. Als Teenager hat man zudem nicht die sozialen Kompetenzen, die nötig sind, um zu erkennen, auf welche Leute man hören soll. Grundsätzlich ist es gut, auf Menschen zu hören, die bereits eine Karriere im Fußball vorzuweisen haben.
Am Donnerstag heißt der Gegner Nordirland. Im letzten Duell haben Sie das Anschlusstor erzielt (2:2). Davor gab es eine 0:2-Niederlage. Was muss getan werden, um diesmal nicht frühzeitig in Rückstand zu geraten, wie bei diesen beiden Duellen?
Wir müssen ab der ersten Minute im defensiven Bereich konsequent sein. Die gesamte Mannschaft muss hart in die Duelle gehen, viel kommunizieren und mental auf der Höhe sein. Wir müssen bereit sein, wenn sie schnell spielen wollen. Zweikampfhärte ist normalerweise eine Stärke der Nordiren. Wir müssen noch ein paar Prozent mehr geben und diese Charakteristik in unseren Vorteil umwandeln.
Welches Ziel habt ihr euch als Mannschaft für die anstehende WM-Qualifikation gesetzt?
Wir wollen das Maximum herausholen. Jeder sollte für das Trikot brennen und jeder für den anderen kämpfen. Siege sollten auch herausspringen, denn wir spielen ja nicht nur zum Spaß Fußball.
De Maart

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