Sie sind das Herz des luxemburgischen Sports, wie Sportminister Georges Mischo auch am Donnerstag einmal mehr betonte. Und so bereiten die Zahlen, die die hiesigen Sportvereine betreffen, den Verantwortlichen seit längerer Zeit mehr als nur ein paar Sorgenfalten. In den letzten zwei Jahrzehnten, zwischen 2004 und 2024, haben nicht weniger als 172 Klubs ihre Türen geschlossen – und das, obwohl die Bevölkerung des Landes in dieser Zeit ein Plus von 217.000 Personen verzeichnen konnte und die Nachfrage damit eigentlich gestiegen sein müsste.
Aktuell zählt Luxemburg 1.287 Sportvereine, mit insgesamt 140.000 lizenzierten Sportlern. 17.200 Menschen engagieren sich in diesem Kontext ehrenamtlich. Sie leisten pro Jahr im Bénévolat einen Arbeitsumfang von 1,2 Millionen Stunden. Und dennoch reicht dies bei vielen Vereinen nicht mehr aus, um die gestiegenen Anforderungen und Aufgaben zu meistern. Sei es nun im sportlichen, administrativen, finanziellen oder juristischen Bereich, das Bénévolat ist vielerorts an seine Grenzen gestoßen. „Es fällt auf, dass sich viele Leute inzwischen eher bei einem Event engagieren und das langfristige Engagement immer weniger wird“, so Mischo. Immer mehr fehlt es den Klubs aber auch an qualifiziertem Personal. „Wenn wir unsere Verbände, aber vor allem unsere Vereine für die Zukunft fit machen wollen, dann müssen wir ihnen ermöglichen, sich auch professionell aufzustellen. Eine große Mehrheit von ihnen ist einfach zu schwach, um selbst Arbeitgeber zu werden.“
Eine Personalplattform
Und da soll der neue Gesetzesentwurf IPESS („l’Initiative pour la promotion de l’emploi dans le secteur du sport“) ins Spiel kommen. Durch diesen soll eine zentrale Struktur, die qualifiziertes Personal für den Bereich des Sports einstellt und Dienstleistungen anbietet, ermöglicht werden. Hier sollen sich Verbände und Vereine Hilfe in sämtlichen Bereichen holen können: von Trainern über Personal, das bei den Lizenzanträgen, der Organisation von Lehrgängen, Turnieren und Auslandsreisen oder sogar dem Bereich der sozialen Medien hilft. Auch bei juristischen Feinheiten soll die neue „Personalplattform“ die nötige Hilfestellung bieten können. Zeitgleich sollen in diesem Rahmen auch Weiterbildungen angeboten werden, sodass Personal später vielfältig eingesetzt werden kann, zum Beispiel Trainer, die auch administrative Aufgaben übernehmen können.
172
Zwischen 2004 und 2024 sind in Luxemburg 172 Sportklubs verschwunden
Für den Sportminister soll das IPESS die Beschäftigung im Sportsektor weiter vorantreiben. Denn viele der aktuell angestellten Personen arbeiten hier immer noch halbtags oder haben befristete Arbeitsverträge, was diesen Bereich für viele nicht unbedingt attraktiv macht. Auch eine Einführung eines „BTS Sports Coaching“ und eines „BTS Sportsmanagement“, dies in Zusammenarbeit mit dem Sportlycée und dem Bonneweger Lycée, wird derzeit noch geplant. Aber auch Quereinsteiger sollen über die ADEM und das INAPS angeworben werden. In einer zweiten Phase sollen dann auch Angebote für Gemeinden, Altenheime und SEA-Strukturen aufgebaut werden. Für alle soll übrigens der gleiche Tarif für das Erwerben einer dieser Dienstleistungen gelten.
In der Sportwelt besteht die Hoffnung, dass durch die neue Personalplattform auch mehr ehemalige Sportler und Schüler des Sportlycée langfristig im Sportsektor gehalten werden können. Mischo erklärte zudem, dass das Ziel sei, dass qualifizierte Personen mit der Zeit auch von den Verbänden oder Vereinen direkt verpflichtet werden können.
Dass eine große Nachfrage besteht und diese auch kommen wird, dessen ist sich der Sportminister sicher. Im nächsten Jahr soll das IPESS richtig anlaufen. Bis dahin möchte INAPS-Direktor Charles Stelmes mit den verschiedenen Verbänden abklären, in welchen Sportarten welcher und wie viel Bedarf besteht und wo zuerst angesetzt werden soll.
Das Bénévolat soll jedoch auch weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Sportwelt bleiben, wie Mischo betont. „Das Bénévolat soll Hand in Hand mit diesen professionellen Strukturen zusammenarbeiten und sie nicht als Konkurrenz, sondern vielmehr als Entlastung sehen.“ Erst einmal ist für das Projekt ein Budget von 1,4 Millionen Euro vorgesehen, das bis auf 2 Millionen steigen soll.
Feluba und FLJudo: Zwei Verbände, eigene Lösungen
Mit dem Badmintonverband Feluba und dem Judoverband FLJudo haben zwei Föderationen in den vergangenen Jahren bereits einen ähnlichen Lösungsweg versucht, der sich bisher voll ausgezahlt hat, denn bei beiden konnte die Anzahl an Lizenzen seither quasi verdoppelt werden. „Jeder Klub braucht abends für zwei, drei Stunden einen Trainer, doch professionelle Leute anzuziehen, war für sie kaum machbar“, erklärt Feluba-Präsident Joel Feltes. So entschied sich der Verband 2018, zu helfen. IMittlerweile hat die Feluba 13 Trainer engagiert, bezahlt diese und die Vereine erstatten die für sie anfallenden Kosten wieder zurück. 17 Badminton-Klubs profitieren nun von diesem Modell, sodass 250 Trainingsstunden pro Woche von diesen professionellen Coaches gehalten werden. Einige Vereine greifen auf zwei oder drei dieser Trainer zurück, andere brauchen sie nur für einige Wochenstunden.
2019 zog der Judoverband nach und auch hier nehmen viele Klubs dieses Angebot mittlerweile in Anspruch, wie Präsident Denis Barboni betont. „In dieser Saison haben wir acht Vereine mit sieben Trainern. Elf unserer 15 Vereine haben davon schon profitiert.“ In einigen Klubs übernehmen diese professionellen Coaches auch andere Aufgaben, von organisatorischen bis hin zu administrativen Angelegenheiten, etwa Anträge für Zuschüsse auszufüllen. „Wir haben gemerkt, dass auch die Kooperation zwischen den Vereinen dadurch zugenommen hat“, so Barboni.
Es sind zwei Beispiele, die bei der Entwicklung des neuen Gesetzesprojektes berücksichtigt wurden.
Subside Qualité+
Laut Sportminister Mischo wird weiter intensiv an der Reform des Subside Qualité+ gearbeitet, nach der IPESS der nächste Gesetzesentwurf im Sport, der in der Chamber gestimmt werden soll. „Ich bin mir bewusst, dass die Vereine diese dringend brauchen und das Potenzial des IPESS nur richtig genutzt werden kann, wenn die Vereine die nötigen finanziellen Ressourcen haben.“ Dass bei vielen Vereinen hier noch Aufklärungsbedarf besteht, dessen ist sich Mischo bewusst, denn 900 haben in den vergangenen Jahren noch keine solchen Zuschüsse beantragt. „Deshalb möchte ich dann auch regionale Versammlungen anbieten, damit die Vereine die nötigen Informationen erhalten, damit das Geld, das zur Verfügung gestellt wird, auch in den Sektor kommt.“
De Maart

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