Dienstag21. Oktober 2025

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Progrès-Sportdirektor Yannick Bastos„In den vergangenen Wochen hat man gesehen, auf wen wir zählen können“

Progrès-Sportdirektor Yannick Bastos / „In den vergangenen Wochen hat man gesehen, auf wen wir zählen können“
Yannick Bastos (l.) in seinem neuen Job Foto: Progrès Niederkorn

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Yannick Bastos ist seit einem Jahr Sportdirektor beim Progrès und hat bereits viele Höhen und Tiefen erlebt. Niederkorn steht derzeit im Europapokalrennen mit dem Rücken zur Wand. Der 31-Jährige blickt trotzdem hoffnungsvoll in die kommende Saison und verrät im Tageblatt-Interview, welche beiden Hoffnungsträger kommenden Sommer nicht im Stade Jos. Haupert auflaufen werden.

Tageblatt: Sind Sie in den vergangenen Tagen durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen?

Yannick Bastos: Es war kompliziert, mit der Ungewissheit leben zu müssen. Ich hatte aber eigentlich keine Zweifel daran, dass wir die Lizenz erhalten würden. Ich war mir sicher, dass die Vereinsverantwortlichen dies hinbekommen würden. Gegen die Aberkennung der Lizenz aus der Saison 2024/25 werden wir demnächst in Berufung gehen. Frustrierender waren aber die Resultate der vergangenen Wochen. Wir haben viele Joker verspielt und haben jetzt nichts mehr in unserer eigenen Hand. Wir müssen darauf hoffen, dass einer unserer Konkurrenten verliert.

Nach dem Trainerwechsel ging es bergauf. Doch in den vergangenen Wochen wurde das Europapokalticket fast verspielt. Ist dieser Leistungsabfall eine Frage der Mentalität?

Diese Frage haben wir uns auch gestellt. Haben wir die richtigen Charaktere, um am Europapokal teilzunehmen und in der Meisterschaft vorne mitzuspielen? In den vergangenen Wochen hat man gesehen, auf wen wir in der kommenden Saison zählen können und von wem wir uns trennen müssen. Der Progrès wird in der kommenden Saison ein anderes Gesicht haben, aber trotzdem wettbewerbsfähig sein.

Gibt es bereits eine Entscheidung in der Trainerfrage?

In den kommenden Tagen werden wir diese Entscheidung mitteilen. Es wurde eine Vereinbarung mit einem Trainer gefunden, aber noch kein Vertrag unterzeichnet. Wir haben intern und extern nach Lösungen gesucht. Der neue Mann hat uns schlussendlich mit seinem Kadermanagement, einer spezifischen Spielidee und in den Gesprächen überzeugt.

Welchen Unterschied macht eine Europapokalteilnahme für das Budget des Vereins?

Die Einnahmen aus dem Europapokal sind definitiv eine Entlastung für unser Budget und sie machen auch einen Unterschied. Aber auch ohne diese Gelder können wir unser Projekt durchziehen. Wir sterben nicht dadurch und können ambitioniert bleiben.

Das Ziel des Vereins ist es, nächste Saison einen Kader zu haben, der zu 80 Prozent aus Luxemburgern besteht. Wie realistisch ist das?

Wir werden auf jeden Fall sehr nahe an diese Zahl herankommen. Fünf bis sieben Spieler des 26er-Kaders werden Ausländer sein. Diese Spieler müssen Qualitäten haben, die wir im Kader nicht haben, ansonsten hat es für uns keinen Sinn mehr, Spieler aus dem Ausland zu verpflichten.

Welche Ziele verfolgt der Progrès mit dieser Strategie?

Wir wollen eine Identität schaffen. Es geht aber auch anders. Déifferdeng 03 setzt fast ausschließlich auf Ausländer und hat damit Erfolg. Auch dieses Projekt ist gut. In Niederkorn wollen wir aber, dass die Leute sich mit der Mannschaft identifizieren und sie auch außerhalb des Platzes etwas mit dem Verein verbindet. Trotzdem wollen wir weiter erfolgreich sein und vorne mitspielen.

Luxemburger gelten als die teuersten Spieler. Wie kann diese Rechnung aufgehen?

Einheimische Spieler sind noch immer teuer. Da wir aber eine große Anzahl an Luxemburgern haben, müssen wir keine Riesenanzahl an Luxemburgern holen. Wer in Zukunft zum Progrès kommt, tut das nicht wegen des Geldes, sondern wegen des Projekts. Teil des Plans ist es weiterhin, gute junge Luxemburger anzulocken, die durch uns den Sprung ins Ausland schaffen können. Das hat in der Vergangenheit gut geklappt und diese Möglichkeit wollen wir unseren Spielern auch in Zukunft bieten. Auch wenn wir dadurch regelmäßig an Qualität verlieren, ist es insgesamt eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.

Wie schwer ist es, mit einer begrenzten Auswahl an Spielern eine Spielphilosophie zu erreichen? 

Es ist extrem kompliziert, da wir uns selbst beschränken. Auf der anderen Seite werden neue Türen sich öffnen. Zum Beispiel für U19- und U21-Nationalspieler, die den Sprung zum Profi noch nicht geschafft haben. Diese Spieler sind für uns in Zukunft sehr interessant und wir können ihnen eine Perspektive bieten.

Nach fast 16 Jahren als Seniors-Spieler sind Sie vergangene Saison mit 31 Jahren zum Progrès-Sportdirektor geworden. Wie fällt die Bilanz Ihres ersten Jahres aus?

Es war ein sehr ereignisreiches Jahr, in dem ich viel gelernt habe. Ich habe alle Facetten des Geschäfts kennengelernt und viele negative Seiten gesehen. Wir mussten uns von Jeff Strasser trennen, obwohl wir seine Arbeit sehr geschätzt haben. Sportlich lief es auch nicht nach Wunsch. Zunächst hat der Trainerwechsel seine Früchte getragen und zuletzt nicht mehr so. Es ist gut, dass ich all diese Facetten erlebt habe. Jetzt kann es nur besser werden. In Zukunft will ich aber mehr selber entscheiden. Dieses Problem habe ich auch mit Präsident Thomas Gilgemann angesprochen. Ich bin Sportdirektor, weil ich diese Rolle ausfüllen will und nicht, weil ich administrative Arbeit erledigen will.

Letzte Frage: Sind die Hoffnungen, die Thill-Brüder zu verpflichten, gestorben?

Das denke ich schon. Sébastien wird noch ein bis zwei Jahre als Profi dranhängen. Mit ihm waren die Gespräche von Anfang an nicht sehr konkret. Größere Hoffnungen haben wir uns bei Olivier gemacht. Es sieht jedoch danach aus, als würde er in der Ukraine bleiben. Er hat ein Angebot zur Vertragsverlängerung erhalten und wird gute Konditionen für seine Familie bekommen. Deshalb gehe ich davon aus, dass er auch noch einige Jahre im Ausland spielen wird.

Leistungsabfall

Die fünf letzten Spiele:
Wiltz: 2:3 (Pokal)
Mondorf: 1:2
Hostert: 3:1
Petingen: 0:1
Hesperingen: 0:1