Irgendwann kann es schwierig werden, noch einen Überblick zu behalten. Je mehr Titel man gewinnt, desto komplizierter kann es werden, sich noch an alle zu erinnern. Nicht so bei Sarah De Nutte, die am Sonntagabend sofort wusste: „Es sind elf im Einzel“, schmunzelte sie. „Es war nicht einfach für mich, als Favoritin hier herzukommen. Deswegen bin ich mit meiner Leistung sehr zufrieden.“ Für die 32-Jährige waren die Landesmeisterschaften keine angenehme Aufgabe. „Ich spiele nicht oft in Luxemburg. Wenn ich dann hier bin, dann will ich umso mehr zeigen, dass ich gut bin. In diesem Jahr habe ich es aber schon mehr genossen als zuvor.“
In den letzten beiden Jahren hatte die Düdelinger Tischtennisspielerin die Landesmeisterschaft ausgelassen. 2025 kam sie trotz der schweren letzten Monate zurück in die Coque. All das Thema rund um den Skandal bei den Olympischen Spielen von Paris habe ihr schon zugesetzt. „Vor Olympia waren die Reisestrapazen sehr hoch“, sagt De Nutte, die vor den Spielen Jagd auf Qualifikationspunkte im Libanon, Saudi-Arabien oder Argentinien machte. „Dann kam die Sache mit der FLTT dazu. Es war schon ein anstrengendes Jahr. Das alles hat monatelang gedauert. Ich habe vielleicht einen starken Charakter, aber ich habe auch Gefühle. Mich hat das schon mitgenommen. Deswegen bin ich froh, dass es jetzt vorbei ist.“
Jahreshauptversammlung der FLTT am 12. April
Zwar ist die Affäre zwischen De Nutte und der FLTT abgehakt, doch all die Geschehnisse rund um das Thema haben in der luxemburgischen Sportwelt derart hohe Wellen geschlagen, dass auch in Zukunft noch über das Thema gesprochen wird. Irgendwie hat es die FLTT geschafft, sich auf dem Papier aus der Situation zu lösen, doch der Image-Schaden des nationalen Tischtennisverbandes ist enorm. „Ich schaue jetzt nach vorne“, sagt De Nutte. „Bald ist die Jahreshauptversammlung der FLTT (12. April), da freue ich mich drauf. Eine andere Mannschaft an der Spitze, vielleicht wird es dann besser.“
Was am 12. April passieren wird, weiß auch Eric Glod. „Ich spiele da ein Pokal-Halbfinale“, schmunzelte er am Sonntagabend nach seinem fünften Landesmeistertitel. „Ich weiß aber auch, was in Luxemburg passiert. Das werde ich dann alles in Ruhe in der Zeitung lesen.“ Präsident André Hartmann hat bereits erklärt, sich nach 25 Jahren an der Spitze nicht wieder zur Wahl aufstellen zu lassen.
Ob das für Glod viel ändert, bleibt offen. Zur Erinnerung: Genau wie Landesmeisterin De Nutte hatte auch Glod in der Vergangenheit seine Differenzen mit der FLTT. Im August 2023 schrieb er einen Brief, in dem er seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt hatte, weil er „nicht in das System des Verbands“ passe. „Beim ersten Gespräch sind zwei sehr gegenseitige Meinungen aufeinandergetroffen. Dabei hatte ich das Gefühl, dass die FLTT-Vertreter überhaupt nicht auf meine Sicht der Dinge eingegangen sind. Ihnen ging es darum, mich, wohl oder übel, in das von oben herab diktierte System einzubringen. Diese Art und Weise, die nicht auf Gemeinsamkeit und gegenseitiges Verständnis aufgebaut ist, bringt mich sportlich nicht weiter, im Gegenteil“ schrieb er damals. Weiter: „Ich war regelmäßig krank und bin mir sicher, dass ein Zusammenhang mit meiner Situation bestand. Diesen musste ich kappen. Ich passe nicht in das System des Verbandes hinein.“
Glod schließt FLTT-Rückkehr nicht aus
Am Sonntag dann die Goldmedaille des Landesmeisters von Präsident Hartmann umgehängt zu bekommen, sei ein genugtuendes Gefühl gewesen, sagt Glod. „Ich habe in dem Moment eine gewisse Spannung gespürt. Aber insgesamt ist es eine Sache, die hinter mir liegt. In diesem Jahr habe ich mich voll auf mich und mein Wohlbefinden hier konzentriert. Ich hatte eine ,Rüstung‘ an und habe alles ausgeblendet, was vorher passiert ist. Das Drumherum war mir egal, ich wollte einfach mein bestes Tischtennis spielen.“ Und das gelang Glod: In einem Finale auf hohem Niveau bezwang er Luka Mladenovic mit 4:3.
Kann die FLTT also weiterhin auf den stärksten Spieler des Landes verzichten? Bereits in der Samstagsnummer des Tageblatt erklärte Glod, dass er eine Rückkehr in die Nationalmannschaft grundsätzlich nicht ausschließe. „Es bleibt eine Sache der Rahmenbedingungen. Ich spiele gerne in der Nationalmannschaft und helfe ihr gerne. Ich bringe gerne meine Erfahrungen rein. Ich bin aber an einem Punkt in meinem Leben angelangt, da muss ich mir nichts mehr aufzwingen lassen“, sagte er nach dem gewonnenen Titel am Sonntag.
Doch, und das sagt Glod ausdrücklich, liege es an der FLTT, den ersten Schritt zu machen. „Ich werde sicher nicht auf die FLTT zugehen“, so Glod. „Ich fühle mich, als hätten sie mir eins auf den Deckel gegeben und nicht umgekehrt. Ich bin nicht in der Position, dass ich auf den Verband zugehen muss. Die Art und Weise, wie in Vergangenheit mit mir umgegangen worden ist, ist ein absolutes No-Go. Man kann Fehler machen und persönliche Dinge sagen – wenn man sich dann entschuldigt, ist es für mich okay. Aber das ist nicht passiert.“
Problematik mit Heinz Thews
Glod kennt also auch das Datum der Jahreshauptversammlung im April. Sein Problem ist allerdings, dass die Versammlung den Sportdirektor Heinz Thews nicht direkt betrifft. Thews hat weiter einen Vertrag bis 2026. „Er (Heinz Thews) hat mir die meiste Scheiße angetan. Mit seiner Art und Weise kann ich am wenigsten anfangen. Er hat Sachen gesagt, die mir sehr weh getan haben. Ich sehe aktuell keine Möglichkeit, wie das zwischen ihm und mir funktionieren sollte. Ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass er auf mich zukommt. Es ist schwierig. Ich sage nicht, dass es nicht geht. Ich würde gerne noch mal Nationalmannschaft spielen. Aber ich habe meine Prinzipien. Vielleicht bin ich etwas stur, aber so ist das nun mal.“
Der 31-Jährige ist seit Sonntag also offiziell der beste Tischtennisspieler des Landes. Wenn der Verband sich allerdings auf die Zukunft fokussieren möchte, macht Glod gerne Platz. „Mit Luka (Mladenovic) und Mael (van Dessel) gehöre ich zu den Besten des Landes. Wenn die Verantwortlichen mir aber sagen, dass sie auf die jüngere Generation bauen, dann ist das für mich völlig in Ordnung. Da bin ich niemandem böse.“ Glod wartet nun erst einmal den 12. April ab. Dann könnte sich nicht nur für ihn etwas ändern.
De Maart
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