Ein Pass, ein kurzer Zuruf, der Ball fliegt durch die Luft – gefangen, gedribbelt, geworfen. Tor. Was wie ein gewöhnliches Handballspiel klingt, ist in Wahrheit ein Novum. Denn dazu kommt das leise Surren von Rädern. Mit der Gründung des ersten Rollstuhl-Handballteams schlägt der HBD in der luxemburgischen Sportlandschaft ein neues Kapitel auf.
„Als wir vor zwei Jahren mit dem neuen Komitee angefangen haben, war uns klar, dass wir als Verein bestimmte Werte leben wollen“, erklärt HBD-Präsident Christian Schott. „Dazu gehören unter anderem Zusammenhalt und Inklusion.“ Aus dieser Grundhaltung entstand der Entschluss, sich stärker in diesem Bereich einzusetzen. Und der HBD hat angefangen, nach Möglichkeiten zu suchen, um Initiative zu ergreifen.
Erste Schritte waren Einladungen zu Schnuppertrainings, etwa für Kinder aus benachteiligten Verhältnissen. Parallel dazu entstand die Idee, Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen sportlich zu integrieren.
HBD in der Ligue Grand Est
„Da sind wir relativ schnell und auch logischerweise zum Rollstuhl-Handball gekommen“, sagt Schott. „Im Ausland gibt es das schon, in Luxemburg aber bisher noch nicht. Mit den Lux-Rollers im Basketball gibt es eine Alternative. Wir waren der Meinung, dass die Umsetzung eines Rollstuhl-Handballteams ein interessanter Weg ist.“
Die vereinsinterne Inklusionskommission um Kristina Gavrilova begann dann mit der Ausarbeitung eines Plans und suchte nach möglichen Partnern – und ist bei der gemeinnützigen Organisation Back2Sport fündig geworden. Die ASBL hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen mit einer körperlichen Behinderung zusammenzubringen und sie zu ermutigen, sportliche Aktivitäten auszuüben.
Rollstuhlhandball ist eine angepasste Version des traditionellen Handballs und bietet Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung die Möglichkeit, diesen Sport in einem inklusiven Rahmen auszuüben. Es können sowohl Menschen mit als auch ohne Handicap aufgestellt werden. Jede Mannschaft besteht aus sechs Spielern, darunter ein Torwart. Die Spiele werden in zwei 20-minütigen Halbzeiten ausgetragen. Die Spieler bewegen sich dabei nur mithilfe ihres Rollstuhls fort, wobei sie dribbeln oder den Ball nach zwei Impulsen auf den Rädern weitergeben. Kontakte zwischen den Rollstühlen sind erlaubt. Das Ziel des Spiels bleibt es, wie im traditionellen Handball, ins gegnerische Netz zu treffen und das gegnerische Team zu schlagen.
„Es gab schnell Interesse“, sagt Schott. „Wir haben mit Schnuppertrainings angefangen und dann das Projekt mit einem Freundschaftsspiel im Rahmen des Youth Cup erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.“ Die nächste Phase ist nun, ein Turnier der französischen Ligue Grand Est auszurichten. Dieses findet am Samstag im Düdelinger Centre sportif René Hartmann statt. Während hier Teams aus Frankreich und Belgien um Punkte in der Meisterschaft kämpfen, wird der HBD selbst mit einer Mannschaft „hors compétition“ mitspielen.
Es geht dabei einerseits darum, Erfahrungswerte für die Austragung eines solchen Turniers zu sammeln, andererseits aber auch, Werbung für die neue Sportart zu machen. Der HBD plant nämlich, mit seiner Mannschaft ab der kommenden Saison selbst offiziell in der Ligue Grand Est anzutreten – muss dafür aber noch die nötigen finanziellen Mittel aufbringen.
Frage der Finanzen
„Diese Meisterschaft wird in Form von sechs Turnieren über eine Saison ausgetragen“, erklärt Schott. „Wir haben den starken Willen, daran teilzunehmen, es ist im Moment noch eine finanzielle Sache, an der wir arbeiten.“ Der Hauptkostenpunkt sind die spezifischen Rollstühle. Derzeit nutzt der HBD Leihmaterial, um das Projekt zum Laufen zu bringen. „Wenn wir das richtig angehen wollen, müssen wir aber selbst welche anschaffen“, sagt Schott.
Ein Sportrollstuhl mit Kippschutz, Rammbügel und Radsturz, der für diese Sportart angepasst ist, kostet zwischen 3.000 und 4.000 Euro. „Wir müssten mindestens zwölf anschaffen, das ist ein relativ großer Kostenpunkt. Wir können das nicht aus dem ordentlichen Budget des Vereins bezahlen, das muss über ein außerordentliches Budget gestemmt werden“, so der HBD-Präsident. „Das Projekt ist konkret, Trainer und Spieler sind da. Es wäre schade, wenn es jetzt daran scheitern würde. Wir hoffen, dass sich nach dem Turnier am Samstag noch der eine oder andere finden lässt, der uns weiterhelfen möchte.“
Beim Turnier am Samstag treten mit dem HBD, Sélestat (F), Forbach (F), Cap2Sports (B), Smeps Handball (F) und Epinal (F) sechs Mannschaften an. Los geht es um 9.30 Uhr. Bis 17.00 Uhr finden im Centre sportif René Hartmann durchgehend Spiele statt.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können