Bei den Herren stand mit Erik Guay ein „Canadian Cowboy“ auf dem obersten Treppchen des Podiums; bei den Damen holte sich Elisabeth Görgl bereits die zweite Goldmedaille.
Erst als Didier Cuche am Samstag endlich im Ziel war, durchzuckte Erik Guay das Gefühl des Sieges. Er ballte die Hände zur Faust und stieß einen Freudenschrei aus. Zuvor hatte der Kanadier sämtliche Glückwünsche noch abgelehnt, trotz seines famosen Streckenrekords, mit dem er die „Kandahar“ bezwungen hatte. „Ich habe mein Geld auf Didier Cuche gesetzt“, versicherte der „Canadian Cowboy“, es dauerte eine Weile, ehe er begriff, dass er sich verzockt hatte.
Guay fuhr mit Nummer 10, der Schweizer eine gute halbe Stunde später mit der Nummer 18, und danach war klar: Zwei Jahre nach John Kucera ist wieder ein Kanadier Weltmeister in der alpinen Königsdisziplin. „Das ist das beste Gefühl der Welt“, sagte Guay. Er war der würdige Sieger eines packenden Rennens auf der „Kandahar“, die im Gegensatz zu den vergangenen Tagen nicht mehr ganz so hart und eisig war – die vorderen Startnummern hatten einen kleinen Vorteil.
Cuche, Topfavorit auf den Titel, erreichte mit immerhin schon 0,32 Sekunden Rückstand Rang zwei, der Südtiroler Christof Innerhofer, bereits Super-G-Weltmeister, holte mit Nummer 9 und trotz Anflügen einer Grippe Bronze (0,76 Sekunden zurück).
Die Konkurrenz hätte gewarnt sein können. Guay und die „Kandahar“, das ist schließlich eine ganz besondere Beziehung. Am 24. Februar 2007 war dem Kanadier dort sein erster Abfahrtssieg im Weltcup gelungen, damals freilich noch auf der alten Strecke, die jetzt die Damen-Piste ist. Hinterher feierte er im In-Lokal „Peaches“, wo auch Bode Miller ein gern gesehener Gast ist, derart ausgiebig, dass er seinen Siegerscheck auf dem Tresen liegen ließ.
Gleiches drohte für die Nacht zum Sonntag, Guay hatte eine große Feier angekündigt: „Ich werde alle einladen, Trainer, Physiotherapeuten, Mannschaftskollegen, die haben es sich verdient.“ Auf dem Siegerscheck stehen übrigens umgerechnet 31.000 Euro. Auf der „Kandahar“ gelang Guay die Fahrt seines Lebens – und es wurde auch mal langsam Zeit. Vierter war er bei Olympia 2006, zwei Mal Fünfter bei Olympia 2010. „Ich würde nicht sagen, dass ich versagt habe“, sagte er, „aber manchmal läuft’s halt einfach nicht.“ Guay führt nun die große Tradition der kanadischen Abfahrer fort – früher hieß die Mannschaft um Steve Podborski und Ken Read aber noch „Crazy Canucks“, und Gold gewannen die „Verrückten“ nie. Dazu mussten erst die von Read geförderten „Canadian Cowboys“ kommen.
Die Speed-Queen von Garmisch-Partenkirchen ist Elisabeth Görgl, die am Sonntag nach Gold im Super-G auch Gold in der Abfahrt gewann. Damit beendete die Österreicherin eine Serie: In 15 Abfahrten nacheinander standen entweder Lindsey Vonn (zehnmal) oder Maria Riesch (fünfmal) ganz oben auf dem Podest. Wie im Super-G war die Österreicherin auch in der Abfahrt zu schnell für die Konkurrenz – und staunte am Zielraum-Mikro über sich selbst. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich glaub, ich mag die Strecke“, stammelte die 29-Jährige nach dem dritten österreichischen Gold im dritten Damen-Rennen. „Ich hatte das Lied jetzt länger nicht gehört, aber heute am Start. Das hat mich inspiriert“, meinte Görgl.
Die erste Medaille gab es unterdessen für Lindsey Vonn (USA), die Silber holte. Bronze ging an die Deutsche Maria Riesch.
Ski alpin in Zahlen
WM, Abfahrt der Männer: Gold: Erik Guay (Kanada) 1:58,41 Minuten, Silber: Didier Cuche (Schweiz) 0,32 Sekunden zurück, Bronze: Christof Innerhofer (Italien) 0,76
4. Romed Baumann (Österreich) 1,10, 5. Aksel Lund Svindal (Norwegen) 1,42, 6. Andrej Sporn (Slowenien) 1,84, 7. Michael Walchhofer (Österreich) 1,87, 8. Johan Clarey (Frankreich) 1,94, 9. Beat Feuz (Schweiz) 2,06, 10. Ambrosi Hoffmann (Schweiz) 2,07
Abfahrt der Frauen: Gold: Elisabeth Görgl (Österreich) 1:47,24 Minuten, Silber: Lindsey Vonn (USA) 0,44 Sekunden zurück, Bronze: Maria Riesch (Deutschland) 0,60
4. Lara Gut (Schweiz) 0,94, 5. Tina Maze (Slowenien) 0,98, 6. Julia Mancuso (USA) 1,06, 7. Daniela Merighetti (Italien) 1,42, 8. Dominique Gisin (Schweiz) 1,46, 9. Andrea Fischbacher (Österreich) 1,62, 10. Laurenne Ross (USA) 1,63
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