Der große Reiz des ersten Spieltags liegt für viele Fußballfans darin, beim Blick auf die Startelf ihres jeweiligen Lieblingsvereins etwas Neues zu finden. Denn egal wie erfolgreich die vergangene Saison war: Stillstand ist gleichbedeutend mit Rückschritt. Aufgrund dessen hat ein neuer Trainer einen gewissen Vorteil. Ohne Druck und mit frischem, vorurteilslosem Blickwinkel kann er seinen Kader mit einer Leichtigkeit betrachten, die seinem Vorgänger eventuell nicht gegeben wäre.
Am Sonntag bei seinem Trainerdebüt in Petingen bestätigte UNA Strassens Christian Lutz diese These unmittelbar. In dem 4-3-3-System mit Ball, das sich mit einem 4-5-1 gegen den Ball abwechselte, überraschte er jedermann mit einer ungewöhnlichen Personalie. Der zentrale defensive Mittelfeldakteur Ben Payal lief in der Innenverteidigung neben Gautier Bernardelli auf. „In meiner Spielphilosophie muss ein Innenverteidiger drei Sachen zu hundert Prozent beherrschen: Zweikampfverhalten, Spielaufbau und Antizipation. Ben kann alles und ist dazu noch brutal clever“, erklärt ein begeisterter Lutz.
Der gebürtige Münchner war selbst ein Sechser in seiner Profizeit. Sein Werdegang führte ihn durch die Jugend- und Reservemannschaften des FC Bayern München über die österreichische Bundesliga bis hin nach Braunschweig. Namen wie Klaus Augenthaler (damals Trainer Grazer AK) oder Uwe Reinders (damals Trainer Eintracht Braunschweig) fallen als Antwort auf die Frage nach den Einflüssen in seinem jetzigen Job. „Mein größter Vorteil, denke ich, ist aber meine Empathie gegenüber den Spielern. Das Fußballgeschäft ist schnelllebig, ich habe alle Höhen und Tiefen mitgemacht.“
Lutz lebt den Fußball mit voller Leidenschaft und Dynamik. Bei seiner Ankunft in Strassen habe er bei einigen Spielern die Identifikation mit dem Sport zum Teil vermisst, „auf jeden Fall nicht so wie ich mir das vorstelle“. Deswegen wird Kommunikation bei dem 45-Jährigen großgeschrieben und in etlichen Einzel- und Gruppengesprächen versucht er, an den Stellschrauben zu drehen. „Im Training frage und rede ich viel, denn ich möchte, dass meine Spieler nicht nur verstehen, was ich von ihnen verlange, sondern auch, warum ich es verlange.“
Als autoritären Trainer sieht sich Lutz nicht, er bindet seine Spieler ein und freut sich im Gegenzug über jede ihrer Fragen. Er braucht „mündige Spieler, die gerne ihre Meinung offen sagen“. Grundsätzlich gilt für ihn, dass die richtige Einschätzung der eigenen Fähigkeiten eine Voraussetzung für Erfolg ist. Wer um seine Stärken und Schwächen weiß, ist selbstbewusst und authentisch. Er weist auch zugleich darauf hin, dass es keine One-Man-Show ist. „Ich bin nicht der Heilsbringer. In François Papier habe ich einen sehr kompetenten Assistenten, mit dem ich auf Augenhöhe zusammenarbeite und der während eines Spiels besonders auf die Details achtet.“
Die ersten Fortschritte waren beim Sieg in Petingen schon erkennbar. Die Mannschaft zeigte gegenüber dem Ende der letzten Saison ein anderes Gesicht und überzeugte mit neuer Motivation. „Ich war mit unserer defensiven Disziplin, besonders in der ersten Halbzeit, sehr zufrieden. Es war Struktur im Spiel. Jeder wusste, was er zu tun hat“, so Lutz. Die Maßnahme von Lutz und Co., Payal in die Innenverteidigung zu ziehen, erwies sich demgemäß als Volltreffer. Der 73-malige Nationalspieler war bester Spieler auf dem Platz: „Er hat, glaube ich, keinen einzigen Zweikampf verloren und traf stets die richtigen Entscheidungen. Hinten ist er einfach Gold wert.“
Ein frischer Wind weht in Strassen. Man darf gespannt sein, welche „Out-of-the-box“-Lösungen noch gefunden werden. Die nächste Bewährungsprobe steht am Samstagabend (18.00 Uhr) gegen die ebenfalls siegreichen Mondorfer bevor.
De Maart
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