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Euro 2021Ukraine darf weiterträumen: Schewtschenkos „Kämpfer“ als Nationalhelden

Euro 2021 / Ukraine darf weiterträumen: Schewtschenkos „Kämpfer“ als Nationalhelden
Auf der Fanmeile in Kiew war die Stimmung logischerweise auf dem Höhepunkt Foto: AFP/Sergei Supinsky

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Fast ausgeschieden, dann der Coup: Die Ukraine bejubelt ihre EM-Helden, die nun auch England ärgern wollen.

Andrej Schewtschenko und seine abgekämpften „Krieger“ fühlten sich nach ihrem unwirklichen EM-Coup wie Nationalhelden. „Das war unglaublich cool. Jungs, Respekt – ihr seid echte Kämpfer“, schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei Twitter und jubelte: „Ruhm der Ukraine!“

Auch Trainer Schewtschenko platzte nach dem Schweden-Krimi mit Happy End in allerletzter Sekunde fast vor Stolz. „Mit dieser Leistung und Einstellung verdient unser Team die Liebe der ganzen Nation“, befand der einstige Weltklassestürmer nach dem dramatischen 2:1 (1:1, 1:1) nach Verlängerung gegen Schweden, das die Gelb-Blauen den erstmaligen Einzug ins EM-Viertelfinale feiern ließ.

Und die Heimat feierte mit. „Für die Ukraine ist dieses Viertelfinale wie der EM-Titel. Selbst wenn es in Rom schiefgeht, was soll’s? Diese Jungs haben schon Geschichte geschrieben!“, schrieb die Tribuna: „Lasst uns feiern!“

Eine Bank vs. drei Teams

Die Euphorie soll den unermüdlich kämpfenden Underdog, der sich mit drei Punkten gerade so in die K.o.-Runde gezittert hatte, zur Riesensensation gegen England tragen. „Sie haben viele richtig gute Spieler, ihre Ersatzbank kostet wahrscheinlich so viel wie drei ukrainische Teams“, sagte Alexander Sintschenko mit Blick auf das Duell am Samstag (21.00 Uhr) in Italiens Hauptstadt.

Der Linksverteidiger, der auf seiner angestammten Position als Torschütze zum 1:0 (27.) und mit einer tollen Flanke zum Lucky Punch von Joker Artem Dowbyk (120.+1) glänzte, weiß als Manchester-City-Profi, wovon er spricht. „Ich spüre, dass in diesem Leben alles möglich ist, und wir werden dafür alles geben.“ 

Auch Kapitän Andrij Jarmolenko von West Ham United dürfte bis in die Haarspitzen motiviert sein. Der 31-Jährige spielt ohnehin ein starkes Turnier: An vier der bisher sechs ukrainischen EM-Treffer war der Routinier beteiligt. Und wie unangenehm dieses Schewtschenko-Team zu bespielen ist, dürfte Englands Teammanager Gareth Southgate nicht entgangen sein. In einem kraftraubenden „Gemetzel“, wie das Portal Segodnja schrieb, in der Verlängerung war die Rote Karte nach Videobeweis gegen Schwedens Marcus Danielson (98.) die Initialzündung für das letzte Aufbäumen.

Dass Artem Besedin in der Szene schwer am Knie verletzt wurde, war an diesem historischen Abend vor nur 9.221 Zuschauern in Glasgow der Wermutstropfen aus Sicht der Ukrainer. „Er hat gekämpft wie ein Löwe, ihm widmen wir diesen Sieg“, sagte Sintschenko. „Wir spielen gegen England für ihn“, versicherte Schewtschenko.

Für den 44-Jährigen persönlich ist das nächste Kapitel in Rom eine Reise in die glorreiche Vergangenheit. In Italien, in Diensten des AC Mailand, feierte Schewtschenko schließlich seine erfolgreichsten Jahre bis hin zur Auszeichnung als Europas Fußballer des Jahres.

Nun sollen im Olympiastadion seine Erben weiter Geschichte schreiben – und 15 Jahre nach dem Viertelfinale bei der WM 2006 eine ganze Nation inspirieren. Geht es nach Keeper Georgi Buschtschan, könnte sich das im kommenden Jahr am besten an einem ordentlichen Baby-Boom ablesen lassen: „Ich möchte, dass in neun Monaten die Geburtsrate in unserem Land stark ansteigt.“ (SID)