Luka Modric ist wahrlich kein Lautsprecher, doch jetzt rüttelt Kroatiens Superstar sein Team unermüdlich auf. „Wir müssen zusammenhalten, an uns glauben, positiv bleiben und alles gegen Schottland riskieren“, forderte der alternde Anführer. Denn die EM-Blamage des Vizeweltmeisters kann nur ein Sieg gegen die „Bravehearts“ abwenden, die ihrerseits trotz des Corona-Schocks durch Shootingstar Billy Gilmour Geschichte schreiben wollen.
Die „Tartan Army“ auf den Rängen wird den Hampden Park von Glasgow beim heutigen Gruppenfinale (21.00 Uhr) sicher in einen Hexenkessel verwandeln – in dem die bislang enttäuschenden „Feurigen“ ihre WM-Coolness von 2018 wiederfinden wollen. „Es ist, als hätte sich eine Art Unsicherheit eingeschlichen. Das muss sich gegen die Schotten ändern, sonst werden sie es uns sehr schwer machen“, sagte Modric.
Auch das bald 36 Jahre alte Metronom zeigte beim 1:1 gegen Tschechien wie beim 0:1 gegen England noch nicht die gewohnte Klasse. 61 Saisonspiele hat Modric bereits in den Knochen, und das ist bei den mitunter seltsam behäbigen EM-Auftritten der „Vatreni“ nicht zu übersehen. Die Kritik in der Heimat fällt drei Jahre nach dem WM-Märchen von Russland heftig aus. Spekuliert wird bereits über einen Rücktritt von Nationaltrainer Zlatko Dalic und eine mögliche Rückkehr von Slaven Bilic. Doch Dalic gibt sich kämpferisch: „Meine ganze Karriere, mein Leben war hart. Alles war ein Kampf, und ich bin nicht davongelaufen.“
Womöglich sorgte die Nachricht am Montagvormittag aus dem schottischen Lager für mehr Zuversicht. Denn Schottlands Hoffnungsträger Gilmour, nach dem 0:0 in England am Freitag noch als bester Spieler des Spiels ausgezeichnet, wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Der 20 Jahre alte Mittelfeldspieler vom Champions-League-Sieger FC Chelsea muss gemäß englischer Regelung zehn Tage in Quarantäne. Dalic aber zeigte sich verärgert, da die Kroaten ihr EM-Camp kurzfristig wegen der strengen schottischen Corona-Regeln von St. Andrews in die Heimat verlegt und mehr Reisestrapazen in Kauf genommen hatten: „Uns haben sie gesagt: Wenn einer positiv ist, müssen sich alle isolieren.“
Mit ebenfalls einem Punkt auf dem Konto benötigen die Schotten dringend das erste Turniertor. „Es wäre ein Problem, wenn wir uns keine Chancen herausspielen würden. Aber wir hatten einige gute Gelegenheiten“, sagte Mittelfeldspieler Stuart Armstrong: „Es sind genau diese Feinheiten, die uns auf das nächste Level bringen.“ Und womöglich erstmals in die nächste Runde.
De Maart
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