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EM 2020Die „Zoff-EM“ geht weiter: Kritik an UEFA reißt nicht ab

EM 2020 / Die „Zoff-EM“ geht weiter: Kritik an UEFA reißt nicht ab
Den Dänemark-Fans wurde beim Halbfinale am Samstag die Regenbogen-Fahne abgenommen Foto: Darko Vojinovic/dpa

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Wieder die Zuschauer, wieder der Regenbogen – die Dauer-Kritik an der Europäischen Fußball-Union (UEFA) wird bis zum EM-Ende nicht mehr verstummen.

Mittlerweile werden die Rechtfertigungen täglich verschickt. Ob Kritik an der Zuschauer-Politik oder Vorwürfe in der Regenbogen-Debatte – die Europäische Fußball-Union (UEFA) war auch am vierten EM-Wochenende schwer damit beschäftigt, Anschuldigungen zurückzuweisen. Angesichts der Planung mit über 60.000 Zuschauern bei den ausstehenden drei Partien steht fest, dass sich daran bis zum Endrunden-Ende nichts mehr ändern wird – das Turnier wird als „Zoff-EM“ in die Geschichte eingehen.

Das vernichtende Urteil über die UEFA hat der Lesben- und Schwulenverband Deutschlands (LSVD) bereits vor den Halbfinals und dem Endspiel gesprochen. „Die Dreistigkeit und Verlogenheit der UEFA ist kaum zu überbieten“, sagte Bundesvorstand Alfonso Pantisano nach dem erneuten Versagen des Verbandes im Kampf um gesellschaftliche Werte: „Einmal mehr wird deutlich, dass die Beteuerungen der UEFA, für eine diverse, inklusive und diskriminierungsfreie Gesellschaft zu stehen, so wertlos wie heuchlerisch sind.“

Zuvor hatte die UEFA ihrem Sponsor VW untersagt, bei den Viertelfinalspielen in St. Petersburg und Baku die zuletzt verwendeten Werbebanden in Regenbogenfarben zu verwenden. „Diese Entwicklung bedauern wir“, ließ VW wissen.

Wenn selbst ein Autokonzern im Vergleich mit der UEFA gut dasteht, lässt sich unschwer erkennen, wie stark der Verband – unter anderem durch die Vergabe von EM-Partien in autokratisch regierte Länder – in die Defensive geratene ist. Doch damit nicht genug. Nach einem Vorfall beim Viertelfinale zwischen Tschechien und Dänemark (1:2) in Baku kam die UEFA nicht umhin, eine Untersuchung anzukündigen.

Im Vorfeld der Partie am Samstag waren zwei Ordner zu sehen, die sich um dänische Fans positioniert hatten, eine Regenbogenfahne festhielten und diese offenbar beschlagnahmten. „Die UEFA hat die Stadionverantwortlichen in Baku oder in einem anderen Stadion nie angewiesen, Regenbogenflaggen zu konfiszieren“, teilte die UEFA mit.

Unklare Zuschauerlage

Nach ersten Informationen sei der betreffende Fan „stark alkoholisiert“ gewesen. Der Anhänger habe dennoch auf der Tribüne bleiben dürfen, hieß es von der UEFA. Die Fahne sei an den Fan zurückgegeben worden. Dass der dänische Verband der Darstellung der UEFA mittlerweile widersprach, wundert kaum noch.

Schließlich zeigte sich der Verband auch bei der Zuschauer-Frage bisher beratungsresistent. Trotz der Corona-Pandemie und Tausenden Infektionen, die nachweislich in Zusammenhang mit dem Turnier stehen, durften zuletzt immer mehr Zuschauer in die Stadien – und die „Höhepunkte“ in Wembley kommen erst noch.

Dass weder die UEFA noch die Gastgeberländer die Lage im Griff haben, zeigte sich am Wochenende erneut. 50 englische Fans wurden rund um das Viertelfinale zwischen England und der Ukraine (4:0) in Rom von den Behörden identifiziert, weil sie sich nicht der fünftägigen Quarantäne nach der Einreise unterzogen haben.

Die Tageszeitung Il Messaggero schätzt, dass mindestens 1.600 Engländer nach Italien gereist waren, ohne sich an die Vorschriften zu halten. Viele von ihnen seien über Frankreich gereist. Journalisten des britischen Massenblattes Sun dokumentierten, wie einfach diese Praxis möglich war. Da helfen auch keine Rechtfertigungen mehr. (SID)