Joachim Löw verschwand fassungslos in den Katakomben von Wembley, sein letzter Gang als Bundestrainer nach 15 Jahren tat weh. Bye-bye Jogi, aus der Traum – Löw ist auf seiner finalen Mission vorzeitig gescheitert. Die lange Zeit erfolgreiche Ära des Weltmeistertrainers ging im Klassiker gegen England jäh zu Ende: Deutschland unterlag im EM-Achtelfinale durch Tore von Raheem Sterling (75.) und Harry Kane (86.) mit 0:2 (0:0).
Es war im 198. Spiel unter Löw die 34. Niederlage – und eine der bittersten: Drei Jahre nach der Blamage bei der WM in Russland kam eine von ihm betreute DFB-Auswahl bei einer EM-Endrunde zum ersten Mal nicht mindestens ins Halbfinale. Thomas Müller vergab in der 81. Minute nach einem Spurt über das halbe Feld die Riesenchance zum Ausgleich, es fehlten Zentimeter. Kanes erstes Turniertor machte alle Hoffnung zunichte. Joshua Kimmich weinte nach dem Abpfiff an der Schulter von Manuel Neuer.
„Das ist sehr, sehr bitter. Die Effektivität hat gefehlt. Das 1:0 hat alles verändert, bis dahin haben wir ein ordentliches Spiel gemacht“, sagte Toni Kroos. „Wenn du im Achtelfinale rausgehst, ist das enttäuschend, obwohl wir uns in einer schwierigen Gruppe durchgesetzt haben.“
Am 5.477. und nunmehr auch letzten Tag von Löws Amtszeit scheute die deutsche Mannschaft nach einer flotten und vielversprechenden Anfangsphase zunehmend das Risiko – ebenso wie die Engländer. Richtig dominant war keine der beiden Mannschaften, zu sehr waren sie darauf bedacht, ja kein Gegentor zu kassieren. Prinz William, seine Gattin Kate und sein Sohn George sahen ein Spiel ohne große Höhepunkte, ehe Sterling den Weltmeister von 1966 Richtung Viertelfinale schoss.
Die Engländer überstanden diese erste Drangphase und beschlossen fortan, selbst am Spiel teilzunehmen. Ein erster Warnschuss kam von Raheem Sterling (16.), der Neuer zu einer Glanzparade zwang. Danach hatten die „Three Lions“ mehr vom Spiel, sie wirkten entschlossener, zudem stellten sie geschickt Kroos, Goretzka und Müller zu.
Die zweite Halbzeit begann wie die erste – mit einer Chance für Deutschland: Pickford parierte den Schuss von Havertz brillant (48.). Was dann folgte, war ein Spiel der Nerven: nicht hochklassig, aber immerhin spannend. Ins Risiko wollte keiner gehen, das deutsche Aufbauspiel war ohnehin viel zu statisch.
Und so plätscherte das Spiel dahin, bis Luke Shaw von rechts scharf in den Strafraum passte: Sterling musste nur noch den Fuß hinhalten. Das englische 2:0 entstand nach gleichem Muster mit Jack Grealish als Vorlagengeber.
Schweden verliert in Unterzahl
Der Underdog aus der Ukraine hat dem schwedischen Mittsommermärchen ein jähes Ende gesetzt und sensationell erstmals das EM-Viertelfinale erreicht. Das Team von Nationaltrainer Andrej Schewtschenko rang die favorisierten Schweden mit 2:1 (1:1, 1:1) nach Verlängerung nieder, ist aber am Samstag (21.00 Uhr) im Duell mit dem Deutschland-Bezwinger England in Rom eindeutig in der Rolle des krassen Außenseiters.
In einem wahren Abnutzungskampf im Hampden Park von Glasgow beendeten Alexander Sintschenko (27.) und Artem Dowbyk (120.+1) alle Träume der Schweden um Torjäger Emil Forsberg. Der bereits vierte Turniertreffer des bärenstarken Angreifers (43.) zum zwischenzeitlichen Ausgleich reichte nicht für den ersten schwedischen Einzug ins Viertelfinale seit 17 Jahren. Auch, weil Schwedens Innenverteidiger Marcus Danielson (98.) in der Verlängerung Rot nach Videobeweis sah.
Im Überblick
Achtelfinale
Am Samstag:
Wales – Dänemark 0:4 (0:1)
Italien – Österreich 2:1 n.V. (0:0)
Am Sonntag:
Niederlande – Tschechien 0:2 (0:0)
Belgien – Portugal 1:0 (1:0)
Am Montag:
Kroatien – Spanien 3:5 n.V. (3:3, 1:1)
Frankreich – Schweiz 7:8 n.E. (3:3, 0:1)
Am Dienstag:
England – Deutschland 2:0 (0:0)
Schweden – Ukraine 1:2 n.V. (1:1)
Viertelfinale:
Am Freitag, 2.7.:
18.00: Schweiz – Spanien
21.00: Belgien – Italien
Am Samstag, 3.7.:
18.00: Tschechien – Dänemark
21.00: Ukraine – England
De Maart
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