FußballBei der Victoria Rosport will man den „Bock umstoßen“

Fußball / Bei der Victoria Rosport will man den „Bock umstoßen“
Gonçalo Fernandes (r.) und Co. müssen zwar weiterhin auf mehrere Stammspieler verzichten, wollen trotzdem wieder in die Erfolgsspur zurück  Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Bei der Victoria Rosport steht 2021 bislang unter keinem guten Stern. Die Elf von Marc Thomé, die in der Winterpause u.a. ihre große Offensivwaffe Jordy Soladio verletzungsbedingt verloren hat, wartet weiterhin auf den ersten Sieg nach dem Restart. Der Trainer und Verteidiger Johannes Steinbach gingen vor dem Heimspiel gegen Déifferdeng 03 auf Ursachenforschung.

Es ist kein Geheimnis: Marc Thomé kennt jede Statistik der BGL Ligue. Eine ist besonders ernüchternd. „Wir sind die einzige Mannschaft, die in diesem Jahr noch keinen Sieg eingefahren hat.“ Tabellentechnisch ging es runter bis auf Platz 11, denn Rosport hat seit dem Restart erst einen Punkt (in Mondorf) geholt. Die Gründe für die aktuelle Misere sind für den Trainer schnell gefunden – und personeller Natur. Seit der Winterpause fehlten der Victoria vier Stammspieler, „die nicht zu ersetzen sind“. Torhüter Niklas Bürger fällt wegen eines Bandscheibenvorfalls für den Rest der Saison aus, Davis Spruds musste in Quarantäne. Besonders hart traf den Verein von der Sauer aber die Knieverletzung von Jordy Soladio. Mit fünf Treffern war der Ex-Petinger die Victoria-Offensivwaffe der Hinrunde. Genau wie der Japaner Daito Terauchi (Patellasehne) soll auch Soladio nach den Länderspielterminen wieder voll angreifen können.

Der Coach nimmt die Entscheidung, auf einen kleinen Kader zu setzen, auf die eigene Kappe. „Wir sind stark, wenn alle verfügbar sind. Aber wenn neben Steinbach und Leroux die vier wichtigsten Männer nicht zur Verfügung stehen …“ Dementsprechend groß sind die Hoffnungen, dass sich die angespannte Lage mit der Rückkehr des Trios rapide verbessert. „Selbst wenn Soladio nur bei 70 Prozent ist, hilft uns seine Präsenz weiter. Gleiches gilt für die Kopfballstärke von Spruds. Trotzdem bedeutet das nicht, dass man sich jetzt Wunder erwarten kann.“ 

Denn Thomé verschweigt nicht, dass die Negativserie auch Spuren bei der Einstellung hinterlassen hat. „Die Stimmung war nicht gut. Die englischen Wochen waren für uns ein riesiger Nachteil. Wir sind praktisch immer mit den gleichen 12 oder 13 Spielern angetreten und haben nur einen Punkt geholt. Im Nachhinein sagt man sich, dass man diese Zeit hätte nutzen können, um ein paar Junioren einzubauen. Zum Glück ändert sich der Rhythmus nach dem Sonntagsspiel.“ Zum ersten Mal seit Wochen kann der Trainer dann nämlich wieder „richtig trainieren“ und taktisch arbeiten. 

Ungleiche Vorzeichen

Auch Abwehrchef Johannes Steinbach kam auf die anstrengenden englischen Wochen zurück: „Es lief nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Einerseits spürt man die körperliche Müdigkeit, aber andererseits schwand auch das Selbstvertrauen. Bei so einem kleinen Kader war das Programm einfach zu viel. Es wird kaum trainiert. Eigentlich ist es ja das, was man sich als Spieler wünscht, aber es blieb keine Zeit zum Aufarbeiten.“ Er fügte ein weiteres Element hinzu: „Wenn andere Vereine am Mittwochabend gegen uns spielen, haben sie Leute auf dem Platz, die keinen kompletten Arbeitstag hinter sich haben. Das sind ungleiche Vorzeichen und es fehlen ein paar Prozent.“

Nicht nur die Offensive bereitet im Moment Sorgen: Die Victoria hat in sechs Begegnungen nur drei Tore erzielt und bekam gleichzeitig 16 eingeschenkt. Sowohl die Escher Fola als auch Hesperingen waren beispielsweise brechend effektiv gegen die Victoria. Thomé erklärte: „Wir hatten gegen Swift die Möglichkeit, in Führung zu gehen, stattdessen stand es zur Pause 0:3, weil wirklich jeder Torschuss im Netz landete.“ Ein Szenario, das sich in den letzten Tagen demnach wiederholt hat. 

Was hilft in diesem Fall, um „den Bock umzustoßen“, wie es der Coach formulierte? Ganz einfach: „Einen Sieg einzufahren“, meinte Thomé in gewohnt gut gelaunter Manier. Dabei ist das anstehende Programm definitiv anspruchsvoll: Déifferdeng 03 (H), Jeunesse (A), RFCUL (H), Strassen (A) und der F91 Düdelingen (H) heißen die nächsten Gegner. Kein Grund, in Panik zu verfallen: „Wir haben in der Hinrunde bewiesen, dass wir in der Lage sind, gegen diese Mannschaften viele Punkte zu holen.“ Neun waren es insgesamt – davon drei gegen D03. „Sie wollen ihren europäischen Platz und werden sich bestimmt daran erinnern, dass sie zu Hause gegen uns verloren haben. Ich weiß nicht einmal, wann das zuletzt der Fall gewesen ist …“ (Das gab es übrigens erst dieses eine Mal, seit die Liga BGL Ligue getauft wurde.)

Während auf der einer Seite möglicherweise Revanchegelüste und Europapokal im Vordergrund stehen, geht es bei der Victoria zunächst darum, wieder „aus der negativen Spirale rauszukommen“. Thomé gibt sich zuversichtlich: „Wir können befreit aufspielen.“ Denn der Druck, möglicherweise in einen Abstiegsstrudel zu geraten, ist weg. Ob das auch Einfluss auf die Einstellung haben könnte? „Ich war damals sogar wütend, wenn ich im Training verloren habe. Das gebe ich den Spielern auch mit auf dem Weg. Wir gehören zu den Privilegierten, die überhaupt spielen dürfen.“ Auch sein Defensivspezialist fügte hinzu: „Wir lassen die Köpfe nicht hängen. Wir haben bereits bewiesen, dass wir in der Lage sind, gegen jeden Gegner zu gewinnen.“

Im belgischen Visier

Wie der Zufall es so will, veröffentliche die belgische Internetseite voetbalkrant.com gestern einen kleinen Artikel über den derzeit verletzten Jordy Soladio. „Der Stürmer trainiert wieder und ist überzeugt davon, stärker zurückzukehren. Er hat wochenlang mit einem persönlichen Trainer und Physiotherapeuten gearbeitet“, heißt es. Der 23-Jährige, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, war aber bereits lange vorher in die Visiere der ausländischen Scouts geraten – auch aufgrund seiner Vergangenheit bei Dessel Sport oder der U21 von Malines. „Verschiedene Vereine, u.a belgische, waren an einer Verpflichtung interessiert. Allerdings warten diese aufgrund der Verletzung momentan ab.“ Soladio dürfte dementsprechend umso motivierter sein, bei seiner Rückkehr wieder an den Hinrunden-Torreigen anknüpfen zu können.