Mittwoch5. November 2025

Demaart De Maart

Fußball statt Krieg

Fußball statt Krieg

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Der Flughafen zerstört, das Stadion ruiniert: Der Krieg in der Ostukraine hat Schachtjor Donezk, Achtelfinalgegner von Bayern München in der Champions League, schon vor Monaten vertrieben.

Mehr als 1.000 Kilometer westlich von Donezk in Lwiw versucht der Traditionsclub nun, sich eine neue Existenz aufzubauen.

Programm

Dienstag, 17. Februar 2015:
20.45 Uhr: Paris SG – FC Chelsea
20.45 Uhr: Donezk – B. München
(in Lwiw)

Mittwoch, 18. Februar 2015:
20.45 Uhr: Schalke 04 – Real Madrid
20.45 Uhr: FC Basel – FC Porto

Dienstag, 24. Februar 2015:
Manchester City – FC Barcelona
Juventus Turin – Borussia Dortmund

Mittwoch, 25. Februar 2015:
Bayer Leverkusen – Atletico Madrid
FC Arsenal – AS Monaco

Achtelfinal-Rückspiele:
10./11.3 und 17./18.3

Banner mit Durchhalteparolen an die ukrainische Armee werden am Dienstag (17.02.15/20.45 Uhr MEZ) in der Achtelfinalpartie durch die Lwiw-Arena wehen. Die wohl europäischste Stadt der Ex-Sowjetrepublik ist fest in der Hand der Regierungskräfte. Blau-gelbe Staatsflaggen flattern in diesen kalten Tagen im historischen Zentrum der 800.000-Einwohner-Stadt.

Regulärer Spielbetrieb unmöglich

Die Partie von Deutschlands Rekordmeister beim ukrainischen Tabellenzweiten ist gewissermaßen für beide Mannschaften ein Auswärtsspiel. In normalen Zeiten bestreitet Schachtjor seine Heimpartien mehr als 1.000 Kilometer östlich. Doch der seit zehn Monaten andauernde Krieg zwischen den Regierungseinheiten und prorussischen Aufständischen macht einen regulären Spielbetrieb in der Ostukraine unmöglich. Der Flughafen von Donezk, einst für die Fußball-EM 2012 modernisiert, liegt in Schutt und Asche. Die moderne Donbass-Arena, früher der Stolz von Schachtjor, ist beschädigt.

Dem Verein aus dem Kohlerevier blieb kaum eine andere Möglichkeit, als in den Westen des Landes umzuziehen. Mehr als 34.000 Fans wollen sich die Gelegenheit auf Spitzenfußball nicht entgehen lassen – und wohl auch den blutigen Alltag im Donbass für 90 Minuten vergessen. Für Schachtjor ist das Match die erste ernsthafte Begegnung im neuen Jahr. Die Saison wird erst nächste Woche fortgesetzt. „Unser Hauptziel ist der Sieg“, verkündete Stürmer Luiz Adriano. „Wir haben Respekt vor den Bayern“, meinte sein brasilianischer Landsmann Taison. Doch er versicherte: „Ich habe keine Angst.“

Glücksfall

Für die Stadt Lwiw ist der unfreiwillige Umzug der Donezker ein Glücksfall. Der millionenteure Stadionneubau zur EM 2012 war bis zum Eintreffen von Schachtjor höchst defizitär. Der Heimatverein Karpaty Lwiw zog aus Kostengründen sogar ins alte Stadion Ukraina zurück. Kaufen will Schachtjors reicher Besitzer Rinat Achmetow die Lwiw-Arena jedoch nicht. Der in Donezk geborene Milliardär gibt den Traum nicht auf, irgendwann einmal wieder in der Donbass-Arena zu spielen. Aber nicht nur Schachtjor ist vom Krieg vertrieben worden: Vier weiteren Erstligisten geht es ebenso.

Doch ob Schachtjor nun in Lwiw oder Donezk spielt: Langfristig gilt die Zukunft der Mannschaft als offen. Fast alle Spieler – vor allem die Südamerikaner – werden mit Vereinen außerhalb der Ukraine in Verbindung gebracht.

Der Unterstützung der Fans im Kriegsgebiet kann sich die Mannschaft um den kroatischen Kapitän Dario Srna sicher sein. Seit Sonntag gilt im Donbass eine Waffenruhe – das gibt den Anhängern in den Bombenkellern und Schützengräben zumindest eine kleine Chance, mitzufiebern.

PSG unter Druck

Für Paris geht es in der Champions League gegen Chelsea nicht nur um Revanche und den Viertelfinal-Einzug. Eine eklatante Formschwäche, eine lange Verletztenliste, Querelen und enormer Druck machen dem französischen Fußball-Meister zu schaffen. In Frankreich wird bereits spekuliert: Gelingt diese Saison der Coup in der Königsklasse erneut nicht, könnten die Ölscheichs aus Katar, denen ohnehin das Financial Fairplay ein Dorn im Auge sein soll, ihr Engagement bei PSG deutlich reduzieren oder sogar beenden.

Gegen Chelsea steht neben der mittelfristigen Zukunft des Vereins kurzfristig aber möglicherweise der Job von Trainer Laurent Blanc auf dem Spiel. Der Coach wisse, dass seine Arbeit inzwischen einzig und allein an den Ergebnissen in der Königsklasse bewertet werde, schrieb die Sportzeitung L’Équipe am Montag warnend.

Bei Chelsea herrscht dagegen beste Stimmung. Der unangefochtene Leader der Premier League, der den Champions-League-Erfolg von 2012 wiederholen will, reist wegen des frühen Ausscheidens im FA Cup ausgeruht nach Paris.

Diego Costa, der letzte Saison mit Atletico Madrid den Titel verpasste, setzt auf José Mourinho. „Unser Trainer hat die Champions häufiger gewonnen und hat viel Erfahrung. Das wird uns helfen.“ Vor der Auslosung hatte der exzentrische Coach Paris unumwunden als „Lieblingsgegner“ bezeichnet. Die Franzosen sind in Europa zwar seit 2006 und 32 Spielen daheim ungeschlagen (22 Siege, zehn Remis). Die Entwicklung an der Seine scheint Mourinho aber recht zu geben.