Ivan Centrone strahlt – wieder. Am Donnerstagvormittag steht er in Mertzig am Teambus der luxemburgischen Nationalmannschaft, trägt den neuen roten Anzug der FSCL und bereitet Trinkflaschen vor. Bei der diesjährigen Tour de Luxembourg ist der ehemalige Radsportler als „Soigneur“ im Einsatz. Ende 2024 hatte er seine aktive Karriere beendet. „Es hat ein Jahr gedauert, um das richtig zu verdauen“, sagt Centrone. „Mein Ziel war es immer, Profi zu werden. Mit dem Radsport aufzuhören, war eine schwere Entscheidung.“ Heute aber schöpft Centrone Kraft aus neuen Aufgaben und Zielen.
Zum einen ist da die Arbeit im Betreuerstab der FSCL-Mannschaft. „Ich bin Personal Coach und Masseur. Da ich professionell massiere, war es naheliegend, mit dem Team zu arbeiten. Für mich ist das eine richtig wertvolle Erfahrung.“ Ausgerechnet an seinem 30. Geburtstag erlebte er am Mittwoch seinen ersten Tag „auf der anderen Seite des Radsports. Das ist irgendwie ein symbolischer Übergang in eine neue Lebensphase.“
Straffer Tagesablauf
Der Tagesablauf, das erlebt er aktuell hautnah, ist als Betreuer und Masseur straff: Ab acht Uhr morgens stößt er zum Team, bereitet Flaschen vor, besorgt, was die Fahrer brauchen, und spricht sich mit den Kollegen ab. „Wir sind drei Betreuer und schauen, wer sich wo an der Strecke positioniert.“ Nach der Etappe geht es an die Massagebank – bis alle Fahrer durch sind, ist es meist 22 Uhr. „Das ist ein langer Tag. Nicht so anstrengend wie vier Stunden auf dem Rad, aber anders anstrengend. Da ich mit dem Radsport aufgewachsen bin, ist es für mich trotzdem sehr cool, so nah am Rennen dabei zu sein. Man spürt das Rennfeeling.“
Neben seiner neuen Rolle ist Centrone auch sportlich wieder aktiv: Er spielt Fußball für die Reserve von Avenir Beggen. Vier Testspiele hat er bereits absolviert, bald soll das erste Pflichtspiel folgen. „Mir hat der Wettbewerb nach meiner Karriere gefehlt. Außerdem bin ich wieder Teil eines Teams und trainiere gemeinsam mit anderen. Das tut mir mental extrem gut. Ich habe wieder Ziele – und das gibt mir eine neue sportliche Identität.“
Neue Freiheiten
Seine Radsport-Vergangenheit verschafft ihm Vorteile, vor allem in Sachen Ausdauer. „Das soll nicht arrogant klingen, aber es gibt Unterschiede zwischen meinen physischen Kapazitäten und denen der anderen. Mit Ball am Fuß ist das noch eine andere Sache“, sagt er lachend. „Aber mit Ausdauer und Kraft bin ich gut unterwegs, ich kann viel und schnell laufen.“ Allerdings musste sich auch sein Körper erst an die ungewohnte Belastung gewöhnen. „Nach meiner ersten Trainingswoche vor etwa einem Jahr musste ich zwei Wochen pausieren. Meine Muskeln haben geschmerzt, meine Füße waren kaputt.“
Fußball, „Soigneur“-Dasein, ein Start bei der Randonnée Charly Gaul vor zwei Wochen, bald ein Halbmarathon – Centrone genießt die Vielfalt und die Freiheit seines neuen Lebensabschnittes. „Ich erlaube mir, Spaß an allem zu haben, was ich mache. Das tut gut. Und das ist der Unterschied zwischen Profisport und dem, was ich jetzt tue.“ Parallel hat er eine Ausbildung zum Coach abgeschlossen und will bald sein eigenes Unternehmen gründen. „Ich habe ein neues Leben. Es hat lange gedauert, aber jetzt fühle ich mich wieder sehr wohl.“
De Maart
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