21. Oktober 2025 - 19.08 Uhr
Fußball„Frankenstein“ und Spielerversteher: Bayern adeln Kompany

Der überraschende Termin auf der Chefetage kam Vincent Kompany ein bisschen ungelegen. „Mein Fokus ist ein bisschen gemischt, weil ich eigentlich nur morgen gewinnen will“, sagte der Trainer des FC Bayern nach seiner unerwarteten Vertragsverlängerung bis 2029. „Klar freut mich das“, ergänzte der Belgier mit einem zarten Lächeln, „aber ich will die drei Punkte im nächsten Spiel!“
Einen Tag vor dem brisanten Wiedersehen mit seiner eigenen Vergangenheit in der Champions League gegen Club Brügge bekam Kompany aber zunächst: zwei zusätzliche Jahre beim deutschen Fußball-Rekordmeister. Das Ziel dieses „starken Vertrauensbeweises“, wie es Präsident Hebert Hainer nannte, formulierte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen schulterzuckend so: „Natürlich Titel!“
Einen ersten großen hatte Kompany in seiner Premierensaison mit der Meisterschaft geliefert, die Bosse aber sehen viel mehr als die Schale oder den Startrekord in dieser Spielzeit mit elf Siegen. Der stets bescheidene 39-Jährige habe nach unsteten, teils chaotischen Jahren „den Spaß zurückgebracht“, sagte Dreesen, „und der Funke ist richtig übergesprungen. Unter seiner Führung ist eine echte Mannschaft gewachsen, die dominanten und attraktiven Fußball spielt.“
Kompany, auch das schätzen sie am Belgier, hat das bayerische „Mia san mia“ verinnerlicht. „Ich verstehe, wie der Verein denkt, wie die Jungs denken. Wir haben die gleichen Ziele“, sagte er am Dienstag: „Ich habe viel, viel Respekt vor der Vergangenheit dieses Vereins. Und ich möchte gerne, dass wir gemeinsam eine Geschichte schreiben, wo wir sagen: Das ist Bayern – und da sind wir stolz drauf!“
Da ist er auf einem guten Weg. Sportvorstand Max Eberl nannte den Coach „eine Identifikationsfigur“ und lobte „die Art und Weise, wie Vinnie mit den Spielern umgeht“. Dass auf dem Platz „jeder für den anderen kämpft“, sei Kompanys „Verdienst“, meinte Dreesen. Sogar ein Superstar wie Harry Kane wirft sich ja grätschend am eigenen Sechzehner in die Zweikämpfe.
„Er spielt keine Show“
„Ich glaube“, sagte der Torgarant, „es gibt in der Mannschaft gerade eine ganz besondere Bindung, die jeden alles geben lässt.“ Dank Kompany, dem Spielerversteher. „Er ist authentisch, spielt keine Show“, sagte Sportdirektor Christoph Freund: „Er ist vor der Kamera so wie zu den Jungs, ein herausragender Mensch. Das Gesamtpaket passt perfekt.“
Das ist längst auch in Kompanys Heimat angekommen. Die belgische Zeitung Het Laatste Nieuws nannte ihn „Victor Frankenstein“ – wie die Romanfigur seinen künstlichen Menschen habe Kompany beim FC Bayern „ein Monster geschaffen“, das all seine Gegner frisst.
Der nächste ist Brügge, für Kompany ein „besonderer“, wie er bekannte. Er ist als Profi und später als Trainer beim RSC Anderlecht groß geworden, dem im Gegensatz zum „Stolz Flanderns“ ein „französisches“ Image anhaftet. Beim „voetbalklassieker“ im Dezember 2021 in Brügge wurde RSC-Coach Kompany rassistisch beleidigt. „Dieser Tag“, meinte er damals resigniert, „endet traurig, ich bin angewidert.“
Das Wiedersehen mit dem belgischen Vizemeister, meinte Joshua Kimmich, sei für Kompany „ein sehr, sehr wichtiges Spiel“. Dementsprechend, ergänzte er schmunzelnd, „müssen wir gewinnen“. Auch Dreesen weiß um die Brisanz. „Ich hoffe auf einen Sieg für den Trainer“, sagte er, „das wäre mein Wunsch.“
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