Formel 1 / GP von Europa: Erster Sieg für Barrichello seit 1.792 Tagen

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Nach dem ersten Sieg seit fünf Jahren heulte Rubens Barrichello am Steuer wie ein kleiner Junge. Der Brasilianer schob sich nach dem Großen Preis von Europa mit 54 Punkten wieder auf Platz zwei der WM-Wertung. Sein Brawn-Kollege Jenson Button (72) wurde zwar wieder nur Siebter, hat aber bereits 25 Punkte Vorsprung auf den erneut ausgefallenen...

Enttäuschte Gesichter gab es bei McLaren-Mercedes. Die Silberpfeile gaben beim 250. gemeinsamen Rennen den möglichen 60. Sieg selbst aus der Hand, als die Boxencrew von Lewis Hamilton sich eine peinliche Panne leistete. Als der Weltmeister bereits in der Box stand, kamen die Helfer erst mit den Reifen aus der Garage gesprintet. Damit war der Weg frei für Barrichellos zehnten GP-Sieg – nach unglaublichen 1.792 Tagen Durststrecke. Zuletzt hatte der 37 Jahre alte Brasilianer, der mit 54 Punkten auch in der WM-Wertung wieder an Vettel und dem als Neunten punktlosen Webber vorbeirückte, am 26. September 2004 noch im Ferrari in Shanghai triumphiert.
Noch in der Auslaufrunde ließ „Rubinho“ nach dem 100. Sieg eines Brasilianers seinen Tränen freien Lauf und bedankte sich emotional bei seinem Team. Deutlich gefasster meinte er später in der Pressekonferenz. „Das ist fantastisch, dieses Wochenende werde ich nie vergessen. Ich wünschte, dieser Augenblick würde ewig dauern. Am liebsten würde ich bis Montag hier sitzen bleiben“, sagte er.
„Der erste Stopp war schon Mist, weil kein Benzin ins Auto geflossen ist. Da war mein Rennen eigentlich schon dahin. Danach musste ich aufgeben. Es scheint, dass etwas am Motor war“, sagte unterdessen der enttäuschte Vettel, dem jetzt im Saisonendspurt auch noch die Motoren auszugehen drohen. In Valencia nutzte er nach einem Schaden im freien Training am Samstag schon das sechste neue Triebwerk und hat für die letzten sechs Rennen nur noch zwei neue Motoren in Reserve. Sollte er noch mehr Motoren benötigen, drohen Rückversetzungen um zehn Startplätze.
Hinter Barrichello und Hamilton komplettierte wie zuletzt in Ungarn Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen (Finnland) als Dritter das Siegerpodest. Dessen Teamkollege Luca Badoer (Italien), der anstelle von Rekordweltmeister Michael Schumacher den verletzten Felipe Massa (Brasilien) vertrat, landete nach einem enttäuschenden Rennen überrundet auf dem 17. und damit vorletzten Platz. Nico Rosberg (Deutschland) fuhr als Fünfter zum siebten Mal in Folge in die Punkteränge und behauptete mit 29,5 Punkten vor Hamilton (27) seinen fünften Platz in der WM-Wertung.

Patzer

Beim Start, bei dem die beiden Silberpfeile gleich vorne weg fuhren, hatte Vettel einen Platz an Kimi Räikkönen im KERS-unterstützten Ferrari verloren, war aber trotz eines Angriffs vor Button geblieben. Der Brite verlor dadurch etwas an Boden und fiel sogar bis auf Rang acht zurück. Weil er später auch noch Webber vorbeilassen musste, nachdem er im Zweikampf mit dem Australier in einer Schikane abgekürzt hatte, fand sich der WM-Spitzenreiter sogar nur auf Position neun wieder. Allerdings hielt er Sichtweite zu dessen Red Bull. Die hatte an der Spitze Kovalainen schnell verloren, da Teamkollege Hamilton seinen Vorsprung kontinuierlich ausbaute. Vettel hing hinter Räikkönen fest, der das Tempo des Spitzentrios nicht mitgehen konnte. Als Vettel wie Spitzenreiter Hamilton in der 16. Runde zum ersten Mal an die Box fuhr, nahm das Unheil seinen Lauf. Weil die Tankanlage nicht richtig funktionierte, musste der Deutsche eine Runde später noch mal die Boxengasse ansteuern und wurde dadurch bis auf Platz 16 durchgereicht. In Runde 24 war dann endgültig Feierabend für Vettel, als sein Auto mit einer Rauchwolke am Heck ausrollte.
Als McLaren-Mercedes sich dann beim zweiten Stopp von Hamilton auf Risiko setzte, dabei aber patzte und die beiden Vorderreifen nicht rechtzeitig bereit hatte, witterte der inzwischen auf Rang zwei vorgerückte Barrichello seine Chance. Mit zwei schnellen Runden fuhr der Routinier bis zu seinem zweiten Stopp in Runde 39 so viel Vorsprung auf Hamilton heraus, dass er deutlich vor dem Briten wieder auf die Strecke zurückkam. 

FORMEL 1 IN ZAHLEN

Großer Preis von Europa in Valencia, 11. von 17 Läufen, Endstand nach 57 Runden (310,080 km): 1. Rubens Barrichello (Brasilien) Brawn-Mercedes 1:35:51,289 Stunden, 2. Lewis Hamilton (Großbritannien) McLaren-Mercedes 0:02,358 Minuten zurück, 3. Kimi Räikkönen (Finnland) Ferrari 0:15,994, 4. Heikki Kovalainen (Finnland) McLaren-Mercedes 0:20,032, 5. Nico Rosberg (Deutschland) Williams-Toyota 0:20,870, 6. Fernando Alonso (Spanien) Renault 0:27,744, 7. Jenson Button (Großbritannien) Brawn-Mercedes 0:34,913, 8. Robert Kubica (Polen) BMW-Sauber 0:36,667, 9. Mark Webber (Australien) Red-Bull-Renault 0:44,910, 10. Adrian Sutil (Deutschland) Force-India-Mercedes 0:47,935, 11. Nick Heidfeld (Deutschland) BMW-Sauber 0:48,822, 12. Giancarlo Fisichella (Italien) Force-India-Mercedes 1:03,614, 13. Jarno Trulli (Italien) Toyota 1:04,527, 14. Timo Glock (Deutschland) Toyota 1:26,519, 15. Romain Grosjean (Frankreich) Renault 1:31,774, 1 Runde zurück: 16. Jaime Alguersuari (Spanien) Toro-Rosso-Ferrari, 17. Luca Badoer (Italien) Ferrari, 18. Kazuki Nakajima (Japan) Williams-Toyota
Ausgeschieden: Sebastian Vettel (Deutschland) Red-Bull-Renault Defekt, Sébastien Buemi (Schweiz) Toro-Rosso-Ferrari Defekt
Schnellste Rennrunde: Timo Glock 1:38,683 Minuten (55. Runde)
Startaufstellung (eine Runde = 5,419 km): 1. Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes) 1:39,498 Minuten, 2. Heikki Kovalainen (McLaren-Mercedes) 1:39,532, 3. Rubens Barrichello (Brawn-Mercedes) 1:39,563, 4. Sebastian Vettel (Red-Bull-Renault) 1:39,789, 5. Jenson Button (Brawn-Mercedes) 1:39,821, 6. Kimi Räikkönen (Ferrari) 1:40,144, 7. Nico Rosberg (Williams-Toyota) 1:40,185, 8. Fernando Alonso (Renault) 1:40, 236, 9. Mark Webber (Red-Bull-Renault) 1:40,239, 10. Robert Kubica (BMW-Sauber) 1:40,719, 11. Nick Heidfeld (BMW-Sauber) 1:38,826, 12. Adrian Sutil (Force-India-Mercedes) 1:38,846, 13. Timo Glock (Toyota) 1:38,991, 14. Romain Grosjean (Renault) 1:39,040, 15. Sébastien Buemi (Toro-Rosso-Ferrari) 1:39,514, 16. Giancarlo Fisichella (Force-India-Mercedes) 1:39,531, 17. Kazuki Nakajima (Williams-Toyota) 1:39,795, 18. Jarno Trulli (Toyota) 1:39,807, 19. Jaime Alguersuari (Toro-Rosso-Ferrari) 1:39,925, 20. Luca Badoer (Ferrari) 1:41,413

Die WM

Fahrerwertung
1. Jenson Button 72
2. Rubens Barrichello 54
3. Mark Webber 51,5
4. Sebastian Vettel 47
5. Nico Rosberg 29,5
6. Lewis Hamilton 27
7. Kimi Räikkönen 24
8. Jarno Trulli 22,5
9. Felipe Massa 22
10. Timo Glock 16
11. Fernando Alonso 16
12. Heikki Kovalainen 14
13. Nick Heidfeld 6
14. Robert Kubica 3
15. Sébastien Buemi 3
16. Sébastien Bourdais 2

Teamwertung:
1. Brawn-Mercedes 126,0
2. Red-Bull-Renault 98,5
3. Ferrari 46,0
4. McLaren-Mercedes 41,0
5. Toyota 38,5
6. Williams-Toyota 29,5
7. Renault 16,0
8. BMW-Sauber 9,0
9. Toro-Rosso-Ferrari 5,0

Nächster WM-Lauf: Großer Preis von Belgien am 30. August in Spa-Francorchamps