Samstag8. November 2025

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„Fast 100 km Zeitfahren, aber keine Angst“

„Fast 100 km Zeitfahren, aber keine Angst“

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Fast 100 km Zeitfahren (genau 96,1 km) bei der Tour 2012 jagen weder Andy noch Frank Schleck Angst ein. Nicht allein das Zeitfahren sei ausschlaggebend, so die Brüder.

Also, wenn ich mir das so auf den ersten Blick ansehe, scheint es eine schwere Tour zu werden“, meinte Frank Schleck kurz nach der Vorstellung des Prologs und der 20 Etappen, die ab dem 30. Juni 2012 wieder Hunderttausende Radsportfans in ihren Bann ziehen dürften. „Gewiss, es sind 96,1 km Zeitfahren programmiert, aber daran können wir nichts ändern. Das müssen wir akzeptieren.“

Frank, der mit seinem Bruder Andy und Kim Andersen die Reise nach Paris mit dem TGV gemacht hatte, war sich bei einer ersten flüchtigen Analyse nicht so sicher, dass die Entscheidung bei dieser Tour unbedingt im Einzelzeitfahren fallen muss.

Es kann Überraschungen geben

„Schon zwei Tage vor der ersten Einzelprüfung über 38 km von Arc-et-Senans nach Besançon steht die schwere Etappe von Tomblaine nach La Planche des Belles-Filles auf dem Programm“, sagte Frank. „Das ist eine äußerst schwierige Teilstrecke. In den Vogesen kann es immer wieder Überraschungen geben.

Die Anstiege sind vielleicht nicht so schwer wie in den Alpen oder den Pyrenäen, aber das Terrain ist für Angriffe geeignet. Die großen Favoriten werden früher angreifen müssen in den Bergen und Verantwortung übernehmen. Ein 2. und 3. Platz dieses Jahr waren hervorragend, ein Traum, der sich erfüllt hat. Wir haben unsere Karriere aber noch lange nicht beendet.“

„Zeitfahren verbessern“

Für Frank Schleck sind die Pyrenäen-Etappen diesmal schwerer als die Alpen-Etappen. „Die Entscheidung über den Toursieg wird daher auch erst in der letzten Woche fallen. Wir werden uns die Strecke mit Sicherheit in den nächsten Monaten einmal aus nächster Nähe ansehen“, meinte der ältere der beiden Schleck-Brüder, der bestätigte, dass er und sein Bruder Andy sich beim Wintertraining vermehrt dem Zeitfahren widmen werden. „Wir haben eine neue Mannschaft und eine neue Struktur“, sagte auch Andy, „und wir wissen, dass wir uns im Zeitfahren verbessern müssen. Dem werden wir Rechnung tragen. Ich habe in letzter Zeit ja auch schon Muskelaufbautraining praktiziert.“

Genau wie Frank glaubt auch Andy nicht, dass allein das Zeitfahren ausschlaggebend bei der Vergabe des Tour-Sieges sein dürfte. „Beim Zeitfahren hängt vieles von den besonderen Umständen, die während des Wettbewerbs herrschen, ab. Und natürlich weiß man nie, wie man sich am Tage X fühlt. Darum ist es schwer, schon jetzt zu sagen, wie es in neun Monaten in Besançon (38 km gegen die Zeit) und Chartres (52 km) abläuft.

Genaue Hochrechnung nicht möglich

Dieses Jahr beispielsweise verlor ich gegenüber Cadel Evans deutlich mehr als im Jahr 2010 über eine ähnlich lange Strecke. Eine genaue Hochrechnung ist nicht möglich. Man kann nicht sagen: ‚2011 büßte Andy auf x km so und so viel ein, das macht dann 2012 über y km so viel mehr. Das ist nicht möglich‘. Sicher ist aber: Wer zu lange wartet mit seinen Angriffen, der wird verlieren.“

Andy ist auf jeden Fall optimistisch im Hinblick auf die Tour 2012: „Der Parcours macht mir keine Angst, er schreckt mich nicht ab. Wir haben eine hervorragende Mannschaft und mit Johan Bruyneel einen Manager mit der Erfahrung von neun Tour-Siegen. Das ist für mich äußerst wichtig. Gegenüber 2011 gibt es zwei Berge mehr, was für unser Team von Vorteil ist. Die 96,1 km gegen die Uhr sind nicht alles. Johan Bruyneel ist ein ausgesprochener Zeitfahrspezialist. Er kann mich in dieser Domäne weiter nach vorne bringen, so dass mir nicht bange zu sein braucht.“

Weitere Mitfavoriten

Gesehen die lange Distanz „gegen das Chrono“ schlüpften gestern bei der Vorstellung der Tour neben Cadel Evans, Andy Schleck, Frank Schleck und Alberto Contador mit einem Male auch die Zeitfahr-Spezialisten Bradley Wiggins und Tony Martin unter die Mitfavoriten.

Für die Gebrüder Schleck jedenfalls wird es schwer, sehr schwer sogar. Sollte sich am 22. Juli 2012 endlich wieder ein Luxemburger als Sieger in die Geschichtsbücher der Tour schreiben, werden die Franzosen wohl ein uraltes Sprichwort ändern müssen: „Impossible n’est pas Schleck!“