Mittwoch26. November 2025

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„Es ist auch Glückssache“ – Auf der Jagd mit einem Luxemburger Autogrammjäger

„Es ist auch Glückssache“ – Auf der Jagd mit einem Luxemburger Autogrammjäger

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Wie gehen Autogrammjäger bei den BNP BGL Paribas Open vor? Wir haben einen Profi begleitet.

Seit dem ersten Spiel am Mittwochmorgen stehen fünf bis sechs Personen hinter einer Absperrung zwischen Platz eins und dem Center Court. Mit Stift und Papier in der Hand warten sie darauf, dass Spieler und Verantwortliche vorbeikommen, um Autogramme zu geben. Jeannot Schlesser ist seit der Qualifikation täglich dort und hat seitdem schon knapp 300 Autogramme gesammelt.

Seit zwölf Jahren hat Jeannot Schlesser ein Abonnement für das Tennis-Turnier in Luxemburg. Drei Hotspots gibt es dort für ihn und die anderen Autogrammjäger: Bei den Trainingsplätzen, am Durchgang zu Court 1 und dem Center Court und vor dem Eingang ins CK Sportcenter. „Hier sind meistens immer dieselben Autogrammjäger, die kommen. Manche nehmen sogar extra Urlaub dafür“, erzählt Schlesser.

Erstes Autogramm vor 45 Jahren

Für den Rentner ist das mit dem Urlaub nun kein Problem mehr. Seine Kollegen nehmen teilweise die ganze Woche oder ein paar Tage frei, um die Unterschriften beim Turnier in Luxemburg zu ergattern. Sein erstes Autogramm hat Schlesser vor 45 Jahren von Günther Netzer bekommen. Damals war die Mannschaft von Borussia Mönchengladbach in Luxemburg. Mit Fußball fing der Luxemburger an, mittlerweile sammelt er Autogramme von Sportlern aus verschiedenen Sportarten.

Unterschriebene Trikots von Fußball-Star Ronaldinho und Schuhe von Jürgen Klopp reihen sich neben Autogramme von Kerber und Co. „Andrea Petkovic ist immer freundlich. Aber es gibt auch andere, die sind nicht so wie sie.“ Als Venus Williams 2012 in Kockelscheuer antrat, versuchte Schlesser eine ganze Woche lang, eine Unterschrift von ihr zu bekommen. „Venus Williams war hier und ich war eine Woche hinter ihr her. Ich stand manchmal sogar alleine da und habe sie gefragt, aber unterschrieben hat sie nie.“ Gerne erinnert sich Schlesser deswegen an frühere Zeiten zurück. „Früher war mal Real Madrid in Luxemburg. Da war ich nach dem Training sogar bei denen in der Kabine und habe vom Präsidenten Anstecker bekommen.“

Es wird immer schwieriger

Generell wird es immer schwieriger, Autogramme von Spielern zu bekommen. Glück, aber auch die richtige Taktik gehört dazu. „Manchmal geht es ganz schnell, wenn die Spielerinnen kommen. Deswegen muss man gut organisiert sein.“ Die Unterschriften sammelt er auf kleinen weißen Blättern, die er später in alphabetischer Reihenfolge in sein Buch reinlegt. „Man kennt aber nicht immer jede Spielerin mit Namen. Viele geben Autogramme und wenn man ein paar Namen hat, weiß man später nicht mehr, welches von wem ist.“

Deswegen fragt Schlesser meistens noch die Spielerinnen, ob sie ihren Namen noch drunterschreiben könnten. „Manche sind sehr arrogant, die schreiben ihren Namen dann nicht drunter. Aber die meisten sind wirklich freundlich.“ Die beste Zeit, um Autogramme zu sammeln, ist laut Schlesser unter der Woche in der Mittagszeit. „Am besten geht es jedoch, wenn man ganz alleine ist. Und in der Woche ist es halt am besten. Dann sind viele am Arbeiten oder in der Schule. Wenn hier 20 Leute nach Autogrammen fragen, dann gehen manche Spielerinnen einfach vorbei.“

Seit Samstag ist Schlesser hier, hat in den fünf Tagen schon über 300 Unterschriften gesammelt. „Ich hole auch Autogramme von den Organisatoren oder bekannten Leuten von früher. Henri Leconte war am Sonntag hier oder Roby Langers war auch schon da.“

Doppelt sammeln, um zu tauschen

Schlesser sammelt Autogramme auch doppelt, die er dann zum Tausch, nicht aber zum Verkauf anbietet. „Wenn ein Kollege ein Autogramm hat, das ich nicht habe, oder umgekehrt, dann tauschen wir gerne. Es gibt aber auch Leute, die das für Geld machen. Meine Autogramme sind immer echt, aber leider sind auch viele gefälscht.“

Trotz seines gehobenen Alters geht Schlesser auch mit den modernen Trends mit. „Ich habe auch mit Selfies angefangen. Aber was mir lieber ist, weiß ich nicht. Ich freue mich über jedes Stück, das ich bekomme.“ Das Turnier in Luxemburg ist für den Rentner jedoch jedes Jahr ein Glücksgriff.

Für Schlesser und seine Kollegen ist es beim WTA-Turnier in Luxemburg ziemlich einfach, an die Spielerinnen heranzukommen. „Du musst auch manchmal einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Das ist dann Glückssache.“

Pascal Gillen