Engagiert, couragiert, unkonzentriert

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Eine sehr engagierte und couragierte erste Halbzeit der Luxemburger Nationalmannschaft im WM-Qualifikationsspiel gegen Israel entschädigte für eine 1:3-Niederlage. Vielversprechend auch die Länderspiel debüts von Stefano Bensi (Angriff), vor allem aber von Paul Bossi (linkes Mittelfeld). Vom Spiel berichten: Christophe Junker, Kim Hermes, Marc Biwer, Thierry Stoffel (Texte), Jeff Lahr, Marcel Nickels (Fotos)

Dabei fing die Partie katastrophal an. Erinnerungen an September 2002 wurden wach. Traf Israel vor sechs Jahren bereits nach 25 Sekunden zur Führung, so dauerte es am Samstag ganze sechs Sekündchen länger, ehe der russische Unparteiische nach einem Trikotzupfer von Joubert an Omer auf Strafstoß zugunsten der Israelis entscheiden musste.
Nach Spielende gaben sowohl Joubert („Ich habe den Ball in der Hand, lasse ihn aber wieder fallen. Dann begehe ich einen Fehler. Ich war raus aus dem Fünfmeterraum.“) als auch Torwarttrainer Dardenne („Joubert griff nicht fest genug zu“) zu, dass diese Entscheidung zu vertreten war. Benayoun traf ganz Profilike vom Punkt aus zum 0:1 (2′).
Keineswegs geschockt agierte Luxemburg in der Folgezeit. Die Mannschaft um Kapitän Peters ließ sich nicht hinten reindrängen, sondern schaffte es mit viel Kraftaufwand, den Gegner stets 25 bis 30 Meter von dem eigenen Tor fernzuhalten. Sehr schnell wurden auch die ersten Vorstöße gewagt. Und gleich mit Erfolg. Haim setzte die Gesundheit von Mutsch mit einem Foul der übelsten Sorte aufs Spiel; den Freistoß versenkte Peters in Abwesenheit unseres „Spezialisten“ Strasser à la Cardoni zum 1:1.
Der Ausgleich hatte die israelischen Profis total aus dem Konzept gebracht, die Luxemburger Gegenwehr schien so nicht erwartet worden zu sein. Die Mittelfeldzentrale um Peters, Payal und Bettmer lief zu Höchstform auf. Alles wurde geboten: Grätschen, vorbildliches Zweikampfverhalten und gepflegtes Auftreten in der Vorwärtsbewegung.
Außer einer letzten guten Chance in der 33. Spielminute – Wagner klärte in letzter Not gegen Kayal – waren nurmehr Luxemburger Chancen zu notieren. „Super“-Payal hatte sich das Leder erkämpft, ließ seine Gegenspieler alt aussehen, schickte Leweck die rechte Seite hoch und der Ettelbrücker fand mit seiner Hereingabe Bensi im gegnerischen Strafraum. Der Neuling legte den Ball in der Drehung zu einem seiner Mitspieler zurück … leider aber nicht weit genug (33′).
Wie nah und manchmal doch so weit Freud’ und Leid auseinanderliegen, wurde einem wenig später bewusst. Im Fall von Bettmers Weitschuss nämlich zwölf Zentimeter, der Breite eines Torpfostens. Israel ging mit einem blauen Auge in die Kabinen und wird dort wohl nach der Predigt von Coach Dror Kashtan mit Ohrensausen rausgekommen sein.
Geduldig, abwartend, so kam Israel zurück. Der Ball lief in den eigenen Reihen, Luxemburg wurde geködert, müde gespielt. Die Falle funktionierte, schnappte ohne Erbarmen zu: Schneller Vorstoß durch die Mitte, Kayal ist mit seinem Pass Wagner einen Tick zuvor wie auch Omer beim Rettungsversuch von Reiter.
Das 1:2 schmerzte, spielte den Israelis in die Karten. Luxemburgs Kraftakt in den ersten 45′ hatte seine Spuren hinterlassen. Die Zeit verrann, Israels destruktive Art wurde mit gellenden Pfeifkonzerten quittiert.
Luxemburg befand sich in einem Zwiespalt. Die Räume öffnen und Gefahr laufen, sich noch einen zu fangen, oder bis wenige Minute vor Schluss warten und dann den durchaus im Bereich des Möglichen liegenden Ausgleich suchen? Die Frage war in der 83′ nur noch Makulatur. Nach einer Serie von unnötigen Fehlern war Toama mit dem dritten Treffer die Entscheidung gelungen.

STATISTIK

o Luxemburg: Joubert – Kintziger, Reiter, Wagner, Mutsch –
Leweck, Payal, Peters, Bettmer, Bossi (66′ Da Mota) – Bensi (46′ Joachim)
o Israel: Aouate – Saban, Haim, Dekel, Dayan – Kayal, Alberman (90’+3 Ohayon) – Benayoun (88′ Buzaglo), Toama (83′ Sahar) – Omer, Barda
o Schiedsrichter: Egorov – Khodeer, Tselovalnikov
o Gelbe Karten: Joubert, Mutsch, Joachim, Peters – Toama, Haim, Dekel, Dayan
o Torfolge: 0:1 Benayoun (2′), 1:1 Peters (14′), 1:2 Omer (53′), 1:3 Toama (83′)
o Beste Spieler: Peters, Payal, Reiter – Benayoun, Toama, Omer
o Zuschauer: 3.563 zahlende