Der 21-jährige Spanier fühlte sich zu Beginn der Etappe „nicht gut“, doch am Ende war er sowohl der cleverste als auch der stärkste Fahrer, als er sich fünf Kilometer vor dem Ziel aus einer Zehnergruppe absetzte. Dank seiner Fähigkeiten im Zeitfahren legte sich der Movistar-Profi tief über den Lenker und stürmte mit 14 Sekunden Vorsprung ins Ziel – vor dem Kolumbianer Harold Tejada und dem Franzosen Louis Barré.
„Ich denke seit einem Monat an diese Etappe. Ich kann es kaum glauben. Das war einer der härtesten Tage meines Lebens. Die harte Arbeit zahlt sich aus“, sagte Romeo nach dem Rennen. Als zusätzliche Belohnung wird der gebürtige Valladolide am Mittwoch mit dem Gelben Trikot ins Zeitfahren zwischen Charmes-sur-Rhône und Saint-Péray starten – auch wenn er es auf dem Podium nur schwer anziehen konnte, weil der Reißverschluss kaputt war.
„Wie eine Etappe der Tour de France“
Im traditionellen Katz-und-Maus-Spiel des Finales profitierte Romeo auch von der Präsenz Mathieu van der Poels in der Ausreißergruppe – denn alle anderen Fahrer hatten den Niederländer besonders im Blick. „Alle haben mich beobachtet, aber wenn du gewinnen willst, musst du auch auf die anderen achten. Ich habe einige Attacken gekontert, aber ich konnte auch nicht jedes Mal reagieren“, ärgerte sich Van der Poel.
Das Feld der Favoriten erreichte das Ziel etwas mehr als eine Minute später – ohne größere Sorgen, obwohl Tadej Pogacar das Tempo mit einer „echten Tour-de-France-Etappe“ verglich, so schnell wurde gefahren. „Einer der härtesten Tage meines Lebens auf dem Rad“, meinte auch Van der Poel. „Wir beenden die Etappe mit 45 km/h Durchschnitt bei über 3.000 Höhenmetern – das sagt alles.“
Die Ausreißergruppe bestand anfangs aus 13 Fahrern. Auch Romain Bardet wäre fast dabei gewesen. Der Lokalmatador wurde am Start in seiner Heimatstadt Brioude gefeiert, doch ein Defekt bremste ihn aus.
Evenepoel schielt aufs Zeitfahren
„Das war eine gute Gruppe, besonders mit den Fahrern, die da drin waren. Es ist großartig, bei so einem Rennen um den Sieg mitfahren zu können“, sagte Louis Barré.
Ein Fahrer mit Ambitionen auf die Gesamtwertung – der Deutsche Florian Lipowitz, Kapitän des Red Bull-Bora-Teams in Abwesenheit des Vorjahressiegers Primoz Roglic – machte eine gute Figur, indem er es in die Ausreißergruppe schaffte. Als Gesamtvierter liegt Lipowitz nun 42 Sekunden vor Pogacar, 48 vor Jonas Vingegaard und 53 vor Remco Evenepoel. „Eigentlich sollte Maxim (van Gils, sein Teamkollege) in die Gruppe gehen, aber irgendwie war ich plötzlich vorne. Ich schaue gar nicht so sehr auf Pogacar oder Vingegaard – die sind auf einem anderen Level. Ich will einfach in die Top 10“, sagte Lipowitz, der bereits Zweiter bei Paris-Nice wurde.
Das Zeitfahren am Mittwoch wird vermutlich für etwas mehr Klarheit sorgen, auch wenn es mit 17,4 Kilometern relativ kurz ist und ein nicht allzu technisches Profil mit zwei schnellen Abschnitten und einem Anstieg in der Mitte aufweist.
Eine gute Gelegenheit für den zweifachen Olympiasieger Remco Evenepoel, sich zu zeigen: „Natürlich werde ich versuchen, zu gewinnen – bevor ich überhaupt an die Gesamtwertung denke. Angesichts dessen, was uns am Samstag in der Königsetappe in den Alpen erwartet, werden ein paar Sekunden ohnehin nicht den Unterschied machen“, betonte der Belgier.
Im Überblick
77. Critérium du Dauphiné in Frankreich, 3. Etappe: Brioude – Charantonnay (202,8 km):
1. Ivan Romeo (Spanien/Movistar-Team) 4:34:10 Stunden, 2. Harold Tejada (Kolumbien/XDS Astana Team) 0:14 Minuten zurück, 3. Louis Barré (Frankreich/Intermarché-Wanty), 4. Florian Lipowitz (Deutschland/Red Bull-Bora-hansgrohe) beide gleiche Zeit, 5. Mathieu van der Poel (Niederlande/Alpecin-Deceuninck) 0:27, 6. Axel Laurance (Frankreich/Ineos Grenadiers), 7. Brieuc Rolland (Frankreich/Groupama-FDJ), 8. Julien Bernard (Frankreich/Lidl-Trek), 9. Andreas Leknessund (Norwegen/Uno-X Mobility) alle gleiche Zeit, 10. Edward Dunbar (Irland/Jayco AlUla) 0:29, … 94. Michel Ries (Luxemburg/Arkea B&B-Hotels) 5:28
Stand in der Gesamtwertung nach 3 von 8 Etappen:
1. Romeo 14:09:01 Stunden, 2. Barré 0:17 Minuten zurück, 3. Tejada 0:18, 4. Lipowitz 0:24, 5. Van der Poel 0:29, 6. Dunbar 0:37, 7. Rolland, 8. Leknessund beide gleiche Zeit, 9. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Emirates-XRG) 1:06, 10. Alfred Wright (Großbritannien/Großbritannien/Bahrain-Victorious) 1:12, …99. Ries 6:36
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