23. Mai: Nationaltrainer Luc Holtz gibt wie immer kurz vor den Länderspielen sein Aufgebot während einer Pressekonferenz bekannt. Zuvor liest FLF-Pressesprecher Marc Diederich eine Stellungnahme des Vorstands vor. Der Fußballverband hat entschieden, dass Gerson Rodrigues weiter für die Nationalmannschaft nominiert werden darf – trotz Bewährungsstrafe. Nachfragen zum Thema sind nicht erlaubt.
28. Mai: Nachdem in den ersten Tagen Kritik an der Entscheidung der FLF aufgekommen war, meldet sich Gerson Rodrigues in den sozialen Netzwerk mit folgendem Statement zu Wort: „Nach einer schwierigen und mittlerweile abgeschlossenen Gerichtsaffäre möchte ich der FLF danken, dass sie auch in dieser Zeit zu mir gestanden hat. Ich will die Gelegenheit nutzen, um der FLF und allen, die mich unterstützt haben, meine Dankbarkeit auszusprechen. Mit meinem Engagement, meiner Disziplin und meiner Leistung auf dem Platz werde ich versuchen, das Vertrauen zurückzugeben.“
2. Juni: Le-Quotidien-Journalist Julien Mollereau bekommt von FLF-Pressesprecher Marc Diederich mitgeteilt, dass er bei der neu geschaffenen Presserunde am Tag darauf nicht willkommen sei. Seine Zeitung könne jedoch einen anderen Journalisten schicken. Es war das erste Mal, dass diese Presserunde stattfand. Im Großen und Ganzen geht es darum, dass Spieler und Trainer noch vor der offiziellen Pressekonferenz den Journalisten noch einmal für Einzelinterviews zur Verfügung stehen.
3. Juni: Durch diesen Ausschluss bekommt die Kritik am Fall Rodrigues eine andere Dimension. In den Folgetagen melden sich mehrere Parteien und Personen des öffentlichen Lebens zu Wort. Die nationale Vereinigung der Sportjournalisten sportspress.lu drückt durch ein Kommuniqué ihre Solidarität mit dem LQ-Journalisten aus.
4. Juni: FLF-Präsident Paul Philipp gibt bei RTL und Wort ein Interview. Die Wogen glätten sich dadurch nicht, im Gegenteil. Er gibt seinem Trainer Rückendeckung und prangert es an, dass Gerson Rodrigues öffentlich gelyncht wird. Philipp kritisierte auch die Dauer der Berichterstattung über diesen Fall. Im Wort-Interview sprach er von „Pseudo-Politikern, die ihren Senf hinzu geben wollen“. Außerdem kritisierte er einen LQ-Artikel mit folgenden Worten: „Auf einem Foto waren zwei Frauen bei der Vertragsunterschrift zu sehen. Dazu wurde geschrieben: Dafür sind die Frauen gut, und auch, um auf die Fresse zu bekommen. Finden Sie das normal?“. Diese Zeilen wurden so nie geschrieben, weshalb Le Quotidien zur Gegenattacke blies und Philipp Verleumdung vorwarf.
5. Juni: Sportminister Georges Mischo meldet sich zu Wort und kritisiert die FLF. „Ein solches Vorgehen geht überhaupt nicht“, so der Sportminister, der sich am selben Tag mit Paul Philipp trifft. „Man kann sich den Journalisten nicht aussuchen. Sicherlich versteht man sich mit einigen besser als mit anderen, aber man muss auch damit klarkommen, dass es kritische Fragen gibt.“ Der FLF-Präsident habe das nach dem Gespräch auch verstanden und akzeptiert. „Es wird nicht mehr vorkommen: Sämtliche Journalisten sind ab jetzt wieder zu allen Terminen überall eingeladen, und haben das Recht, ihre Fragen zu stellen“, sagt Mischo gegenüber dem Tageblatt.
6. Juni: Beim Spiel gegen Slowenien kommt es zu Protesten vor und im Stadion. FLF-kritische Plakate werden von den Stadionordnern entfernt. Dabei wird eine Frau verletzt.
8. Juni: Während die Kritik von Parteien und Zivilbevölkerung wächst, erklärt sich die FLF per Pressemitteilung zu den Vorfällen. „Einige Plakate wurden als Verstoß gegen die Vorschriften der FIFA/UEFA gewertet, die politische, anstößige, sexuelle, diskriminierende oder kommerzielle Botschaften untersagen. Leider kam es in diesem Zusammenhang zu einem bedauerlichen Missverständnis in der Kommunikation zwischen dem Generalsekretariat des FLF und den Sicherheitsverantwortlichen. Dieser Koordinationsmangel führte dazu, dass mehrere Banner entfernt wurden – über das hinaus, was zur Einhaltung der Vorschriften erforderlich gewesen wäre. Dieses unglückliche Vorgehen wurde auch öffentlich vom Generalsekretär während der Pressekonferenz nach dem Spiel anerkannt. Er räumte ein, dass der Vorfall nicht den Erwartungen entsprechend gehandhabt wurde. Wir möchten in diesem Punkt absolute Klarheit schaffen: Es gab keinerlei Anweisung seitens des Verwaltungsrats der FLF, sämtliche Botschaften entfernen zu lassen. Das entsprach nie unserer Philosophie und wird es auch nie tun – allein schon aus Respekt gegenüber unseren treuen Fans. Dialog, Zuhören und Transparenz bleiben fundamentale Werte unseres Verbands. Wir entschuldigen uns aufrichtig bei allen Betroffenen. Wir bekräftigen unser Engagement für die uneingeschränkte Meinungsfreiheit aller Fußballbegeisterten und Anhänger unserer Nationalmannschaft – ob außerhalb oder innerhalb eines Fußballstadions.“
Das Missverständnis war folgendes: Ein FLF-Mitglied hatte auf einem Plakat fälschlicherweise „Fick FLF“ gelesen. Es stellte sich allerdings später heraus, dass es kein Schimpfwort war, sondern ein „schlecht leserliches“ „Fir FLF: Rout Kaart“.
9. Juni: Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Irland. LQ-Journalist Julien Mollereau bekommt auf seine Frage von Luc Holtz eine normale Antwort. Der Nationaltrainer muss sich zwar mehrfach zu den Vorfällen der vergangenen Tage äußern, die Stimmung kippt jedoch nicht.
Die Politik ist jetzt gefordert, in der Causa FLF ein Machwort zu sprechen und personelle Konsequenzen durchzusetzen, sowie die Rahmenbedingungen, welche Spieler*innen von Nationalmannschaften zu respektieren haben definieren.