Montag10. November 2025

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Eine Tour, die in den Bergen entschieden wird

Eine Tour, die in den Bergen entschieden wird
(AP)

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Die 98. Tour de France, die heute Samstag in der Vendée startet, dürfte in den Bergen entschieden werden. Doch noch ehe es in die Pyrenäen und später die Alpen geht, ist es durchaus möglich, dass einige schwierige Passagen für eine Vorselektion sorgen.

Für 198 Tourfahrer beginnt am Samstag um 12.20 Uhr der Ernst des Lebens. Sie starten in La Barre-de-Monts auf der Insel Noirmoutier zur 98. Tour de France, die über 3.430,5 km führt und am 24. Juli traditionsgemäß auf den Champs-Elysées in Paris endet. Nach dem traditionellen Defilee wird der definitive Start auf der „Passage du Gois“ gegeben, die von der Insel aufs Festland führt. Eine Tour-Premiere ist das nicht, denn schon 1999 passierte das Feld diese schlammige, etwas mehr als 4 km lange Straße, die nur bei Ebbe befahrbar ist. Damals gab es einen Massensturz, bei dem sich der Belgier Marc Wauters einige Rippen brach und aufgeben musste.
Unter denjenigen, die wegen des Crashs vom Rad steigen mussten, befanden sich damals u.a. der Niederländer Michael Boogerd, der Franzose Christophe Rinero und der Schweizer Mitfavorit Alex Zülle. Dieser büßte über sechs Minuten ein. Am Ziel in Paris trennten ihn 7’37“ von Gesamtsieger Lance Armstrong. „Der Amerikaner hätte auch ohne meinen Sturz gewonnen“, sagt Zülle heute. „Er war einfach der Stärkere.“

Zwischen dem Start an der „Passage du Gois“ und der Ankunft auf den Champs-Elysées liegen zehn sogenannte flache Etappen, drei „étapes accidentées“, sechs Bergetappen (drei in den Pyrenäen, drei in den Alpen) mit vier Ankünften oben auf dem Scheitel (zwei in den Pyrenäen, zwei in den Alpen), ein Mannschaftszeitfahren, ein Einzelzeitfahren und zwei Ruhetage (in Lioran und in Saint-Paul-Trois-Châteaux).

Das Fest am Galibier …

Das Herzstück der Rundfahrt sind diesmal die Alpen, die 2011 ihr 100-jähriges Tour-Jubiläum feiern. Zum Festanlass wird der Galibier gleich zweimal bestiegen. Zum ersten am Donnerstag, den 21. Juli mit einer Ankunft oben auf 2.645 m Höhe, dann tags darauf (Freitag, den 22. Juli) anlässlich der Etappe nach L’Alpe d’Huez, wo Frank Schleck sich 2006 in die Siegerliste eintrug. Zuvor müssen die Konkurrenten auf dieser Etappe noch über den Colle dell Agnello (auf italienischer Seite) und den mythischen Col d’Izoard mit seiner „Casse déserte“. Als der frühere Tour-Direktor Henri Desgrange den Galibier zum ersten Mal mit dem Auto überquerte, kam er aus dem Entzücken nicht mehr heraus. „Oh! Sappey! Oh! Laffrey! Oh! Col Bayard! Oh! Tourmalet! Je ne faillirai pas à mon devoir en proclamant qu’à côté du Galibier vous êtes de la pâle et vulgaire bibine: devant ce géant, il n’y a plus qu’à tirer son bonnet et à saluer bien bas!“

In der Woche vor den Ankünften auf dem Galibier und der Alpe d’Huez stehen in den Pyrenäen die Bergankünfte von Luz Ardiden am „14 juillet“ und auf dem Plateau de Beille auf dem Menü der Fahrer. Wer hier vorne ist, gewinnt die Tour, so will es die Legende. Alle bisherigen vier Sieger am Plateau de Beille schrieben ihren Namen später ins Palmarès der Rundfahrt.

Zielankünfte in Steigungen aber gibt’s auch schon in der ersten Woche, so auf der heutigen ersten Etappe (Mont des Alouettes), der vierten Teilstrecke (Mûr de Bretagne, die „Alpe d’Huez“ der Bretagne) und der achten Etappe (Super-Besse). An Super-Besse haben wir gute Erinnerungen. Hier streifte Kim Kirchen im Jahr 2008 als erster Luxemburger Fahrer nach Charly Gaul das „Maillot Jaune“ über. Kirchen beendete die Etappe auf Platz fünf. Es gewann Riccardo Ricco, der später wegen Dopings von der Gendarmerie aus dem Rennen genommen wurde.
Insgesamt müssen die Fahrer 23 schwere Steigungen meistern, vier im Zentralmassiv, neun in den Pyrenäen und zehn in den Alpen. Dagegen gibt’s nur ein Einzelzeitfahren, und zwar am Vortag der Schlussetappe. Mit 41 km ist die Distanz nicht allzu lang. Da morgen, am zweiten Tag, der Tour, das Mannschaftszeitfahren über 23 km in Les Essarts programmiert ist, beläuft sich die Gesamtdistanz im „Kampf gegen das Chrono“ auf 64 km.

Wie im Vorjahr erhalten die drei Etappenersten keine Bonifikationen, doch steht eine wichtige Neuerung in Bezug auf das „Maillot Vert“ ins Haus. Anstatt der üblichen zwei

Zwischensprints ist ungefähr bei der Hälfte der Etappen nur noch ein Spurt vorgesehen. Die ersten 15 Fahrer aber bekommen Punkte. Ein neues Reglement erhielt auch die Bergpreiswertung: Doppelte Punkte werden nur noch bei Zielankünften verliehen.P.L.