Am Freitag kann noch ein Pokalsieg hinzukommen. Ein Gespräch über eine schwierige Saison und über den Wunsch nach Kontinuität.
Tageblatt: Herr Schumacher, feiert man anders, wenn man ein Jahr keinen Titel geholt hat?
Romain Schumacher: „In den ersten Stunden nach dem Titelgewinn sind die Emotionen hochgekocht. Das brachte auch der Kontext mit sich. Es war ein richtiges Finale und wir standen nicht sechs Spiele vor Schluss als Meister fest. Das ist das ideale Szenario, wenn man die Garantie hat, am Ende als Sieger den Platz zu verlassen.“
„T“: Wie lautet Ihr kurzes globales Fazit der Saison 2013/14?
R.S.: „Mit dem Titelgewinn haben wir eine schwierige Saison doch noch gerettet. Vor dem Pokalfinale müssen wir aber schnellstmöglich auf den Boden der Tatsachen zurückkehren. In die Saison sind wir als großer Favorit gestartet. Zu Recht, denn wir haben den stärksten Kader und sind der Verein, der am meisten investiert. Im Endeffekt haben wir unser Ziel erreicht, aber der Weg dorthin war mit einigen Problemen verbunden.“
„T“: Ein Problem war der zu große Kader. Zuletzt hatte der Verein vermehrt mit Verletzungspech zu kämpfen. Hat sich der 30-Mann-Kader letztendlich doch noch bezahlt gemacht?
R.S.: „Kurzfristig ja, aber auf Dauer sind 30 Spieler deutlich zu viel. 22 bis 23 Spieler von gehobener Qualität können Verletzungen genauso gut auffangen. In den letzten Jahren hatten wir immer professionelle Trainer, die sich ganztags um die Mannschaft kümmern konnten. Pascal Carzaniga kann das nicht, da er jeden Abend nach der Arbeit auf den Platz kommt.“
Wunsch: Kontinuität
„T“: Der zu große Kader ist aber ein hausgemachtes Problem.
R.S.: „Wir haben auch nie das Gegenteil behauptet. Ich bin froh, dass sich zuletzt ein Kern von Spielern herausgeschält hat, auf die wir in Zukunft bauen können. Für nächste Saison muss die Mannschaft eigentlich nur mit ein paar jungen Luxemburgern vervollständigt werden.“
„T“: Sie sprechen das Thema Kontinuität an. Planen Sie, mit der aktuellen Mannschaft die nächsten Jahre anzugehen?
R.S.: „Es ist definitiv der richtige Zeitpunkt, um Beständigkeit in den Verein zu bekommen, sowohl was den Trainer als auch, was die Spieler angeht.“
„T“: Ist Pascal Carzaniga auch im Juni noch Trainer des F91?
R.S.: „Er hat noch Vertrag und deshalb gehe ich davon aus, dass er weiter unser Trainer sein wird. Nach dem Pokalfinale wird Bilanz gezogen und dann werden wir auch wissen, wie seine Vorstellungen für die Zukunft aussehen werden.“
„T“: Er wurde in der laufenden Saison sehr oft von außen kritisiert.
R.S.: „Im Nachhinein hat er sich selber sehr viel Druck aufgelastet, indem er Spieler aus seinem alten Klub (Amnéville, d.Red.) mit nach Düdelingen gebracht hat. Wenn das nicht klappt, bringt man sich schnell in die Schusslinie.“
„T“: Stürmer Julien Jahier hat nach dem Titelgewinn gesagt, dass er nur für den Trainer gespielt hat. Wie verstehen Sie solche Aussagen?
R.S.: „Besonders ein Spieler wie Jahier hat das Recht, so etwas zu sagen. Ein Führungsspieler darf kritisch sein, muss aber auch verstehen, dass die Führungsetage die Entwicklung einer Mannschaft kritisch sehen darf, wenn sie nicht zufrieden ist. Daraus hat sich etwas entwickelt, was am Ende der Saison ein positives Resultat mit sich gebracht hat.“
„T“: Wird das Konzept eines Trainers in Düdelingen nicht grundsätzlich zu schnell in Frage gestellt?
R.S.: „In Luxemburg muss u.a. die Presse wegkommen von der ‚Elf-Freunde-Mentalität‘. Der Fußball von heute hat sich verändert. Wir als Vorstand setzen uns nicht auf die Tribüne und sind mit dem zufrieden, was wir sehen. In ausländischen Profiklubs ist es ganz normal, dass auch mal Kritik von der Führungsebene kommt. Unser Anspruch ist es nicht nur, Meister zu werden, sondern dem Zuschauer auch attraktiven Fußball zu bieten.“
„T“: Hat Ihr Trainer teilweise zu dünnhäutig auf die Kritik reagiert?
R.S.: „Er ist ein junger und emotionaler Trainer, der viel kommuniziert. Ich habe lieber so einen als einen, der in seiner Ecke sitzt und nichts sagt. Auch die fünf erfolgreichen Jahre unter Michel Leflochmoan waren nicht immer einfach.“
„T“: Co-Trainer David Zitelli hat sich gegen die Fola zu einer Ringeinlage hinreißen lassen. Wird das Konsequenzen haben?
R.S.: „Wir können das nicht akzeptieren und werden darüber reden müssen. Ein solches Verhalten ist nicht professionell. Es wird aber keine Konsequenzen haben, da er sich noch nie etwas zu Schulden hat kommen lassen.“
„T“: Ab Juli spielen Sie wieder Champions League. In der Königsklasse gibt es in der ersten Runde 230.000 Euro mehr Einnahmen als in der Europa League. Spielt das für einen finanzkräftigen Verein wie den F91 eine Rolle?
R.S.: „Unser Budget liegt zwischen 1,5 und 2 Millionen Euro. Diese Einnahmen bedeuten zehn bis 20 Prozent unseres Budgets, verändern aber die Welt nicht. Eine Europapokal-Kampagne wie die gegen RB Salzburg hat uns deutlich mehr eingebracht und hat fast die Hälfte unseres Budgets gedeckt.“
De Maart

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