Sonntag9. November 2025

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Rad-WMEine besondere Erfahrung: Gwen Nothum startet am Montag beim U23-Zeitfahren von Kigali

Rad-WM / Eine besondere Erfahrung: Gwen Nothum startet am Montag beim U23-Zeitfahren von Kigali
Marie Schreiber und Gwen Nothum werden bei der Rad-WM in Afrika sowohl beim Zeitfahren als auch beim Straßenrennen fahren Foto: Privat

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Gwen Nothum hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Nach einem Zusammenprall mit einem Auto musste sie sich einer Knieoperation unterziehen und eine lange Zwangspause einlegen. Trotz der Rückschläge nominierte die FSCL sie für die Weltmeisterschaften in Kigali, bei denen sie am Montag neben Marie Schreiber im Zeitfahren und am Donnerstag im Straßenrennen an den Start geht.

Es ist eine besondere Reise – erst recht für die 18-jährige Nothum, die damit ihr erstes Rennen außerhalb Europas bestreitet. „Ich bin schon aufgeregt“, sagte sie vor der Abreise. „Ich freue mich aber sehr.“ Am vergangenen Donnerstag machte sich die FSCL-Delegation von Brüssel aus auf den Weg. Nach achteinhalb Stunden Flug landeten sie in Ruandas Hauptstadt Kigali.

In der luxemburgischen Selektion setzte sich Nothum gegen Liv Wenzel und Layla Barthels durch, während Marie Schreiber ohnehin gesetzt war. „Nach der Tour de l’Avenir haben sie mir gesagt, dass sie mich gerne mitnehmen würden“, erzählt Nothum. „Seitdem habe ich alles Mögliche getan, um in Topform zu sein und dann bei der WM die bestmöglichen Resultate einzufahren.“ Nach ihrem WM-Debüt 2024 in Zürich, wo sie 16. im Zeitfahren und 41. im Straßenrennen wurde, sind es ihre zweiten globalen Titelkämpfe. Der Unterschied: Damals noch Juniorin, tritt sie nun bei den Espoirs an.

Den Fokus legt Nothum auf das Zeitfahren am Montag (Start 10.30 Uhr). Um sich bestmöglich vorzubereiten, hat sie in den vergangenen Wochen in einem Höhenzelt geschlafen. „Ich habe mir ein Zelt in meinem Zimmer aufgebaut. Ich versuche, jeden Tag zwölf Stunden darin zu verbringen. Man kann die Höhe einstellen. Ich habe tief angefangen und bin jetzt seit ein paar Tagen schon auf 1.200 Metern.“ Kigali selbst liegt auf 1.567 Metern. Abends zwischen 20 und 21 Uhr ging sie ins Zelt, morgens zwischen 8 und 9 Uhr verließ sie es wieder. Mit der FSCL war Nothum ebenfalls im Windkanal in Belgien. 

Lange Reha

Ein konkretes Ziel für das Zeitfahren will sich Nothum nicht setzen – zu unklar ist für sie das Niveau der U23. „Ich bin dieses Jahr sowieso nicht so viele Rennen gefahren“, sagt sie. „Ich werde mein Bestes geben und dann schauen, was rauskommt.“ Auf die Fahrerinnen warten 22,6 anspruchsvolle Kilometer mit zwei Anstiegen (5,8 bzw. 3,1%).

Insgesamt kommt Nothum 2024 auf zehn UCI-Renntage. „Für mich war es ein sehr hartes Jahr. Der Winter war gut, aber dann wurde ich im März von einem Auto angefahren und habe mir die Kniescheibe gebrochen.“ Am 13. März musste sie operiert werden. „Ich war sechs Wochen lang auf Krücken und hatte eine Schiene. Ich durfte gar nicht belasten.“ Es folgte eine intensive Reha mit unzähligen Physioeinheiten und enger Betreuung durch das LIHPS.

„Mein rechter Quadriceps war 50 Prozent schwächer. Da musste ich viel dran arbeiten. Der Prozess läuft auch jetzt noch. Ich bin jetzt bei 20 Prozent Differenz zwischen beiden Beinen.“ Zwei Monate nach der OP konnte Nothum langsam wieder trainieren. Ihr Comeback gab sie Mitte Juni beim nationalen Rennen in Cessingen, es folgten Starts in Belgien und schließlich die Tour de l’Avenir. „Ich habe da wirklich einen Sprung gemacht. Ich konnte viel lernen, habe die Sicherheit auf dem Rad wieder zurückbekommen und konnte mich körperlich verbessern.“

Nothum traut Schreiber „alles zu“

Bei der Tour de France für Nachwuchsfahrerinnen belegte Nothum Platz 57 und empfahl sich damit für weitere Aufgaben. Trotz einer insgesamt schwierigen Saison unterschrieb sie kürzlich beim belgischen Continental-Team Baloise Minimax WB. „Das kam für mich recht überraschend. Sie haben mich einen Monat vor der Tour de l’Avenir kontaktiert und mir ihr Projekt erklärt. Das hat mir gut gefallen. Ich habe die Tour de l’Avenir noch abgewartet und dann unterschrieben. Ich denke, der Sprung in ein Conti-Team ist der nächste richtige Schritt. Nicht zu groß, aber logisch. Ich kann mehr UCI-Rennen fahren und von meinen Teamkolleginnen lernen.“ Damit sind die Weichen für die Zukunft gestellt. Ob sie im Winter auch im Cyclocross starten wird, bleibt allerdings offen. „Das Knie ist noch nicht zu 100 Prozent stabil. Ich kann wieder laufen, aber für Cyclocross müssen wir noch schauen.“

Bevor sie jedoch an den Winter denkt, steht das WM-Highlight in Ruanda an. Nach dem Zeitfahren am Montag folgt das Straßenrennen am Donnerstag. In ihre Teamkollegin Marie Schreiber hat Nothum große Erwartungen: „Ich denke, das kann Marie besser beantworten, aber ich traue ihr alles zu. Ich glaube, sie wird ein gutes Resultat einfahren, ich bin zuversichtlich. Ich weiß, dass Marie und die besten U23-Fahrerinnen stärker als ich sind. Deswegen muss ich schauen, wie ich ihr da helfen kann. Wenn ich kann, werde ich das tun.“

Schreiber hatte bereits im letzten Jahr bei der WM knapp die Medaille verpasst. Bei den Espoirs wurde sie im Zeitfahren Vierte, das Straßenrennen beendete sie nicht. Für das Zeitfahren ist Schreiber durchaus eine Medaille zuzutrauen. Ihre Dauerkonkurrentin Zoe Backstedt aus Großbritannien ist die große Favoritin auf den Titel. Nicht zu unterschätzen sind auch die Spanierin Paula Blasi, die Französinnen Marion Bunel und Célia Gery, die Australierin Felicity Wilson-Haffenden oder die Britin Millie Couzens. 

Viel Zeit zur Erholung bleibt dem Duo aber nicht: Direkt nach dem Straßenrennen in Kigali reist die FSCL-Delegation weiter zur Europameisterschaft nach Frankreich. Dort bestreiten Schreiber und Nothum sowohl  am 1. Oktober das U23-Zeitfahren als auch das Straßenrennen am 3. Oktober.