Montag10. November 2025

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Ein „Normalo“ schreibt Geschichte

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Im Flutlicht von Singapur könnte die Formel 1 am Sonntagabend einen Star hochleben lassen. 32 Champions brachte die Rennsport-Königsklasse seit 1950 hervor, 14 waren "Wiederholungstäter".

Sebastian Vettel wird sich in den nächsten Tagen oder Wochen in eine Reihe der Großen katapultieren, zusammen mit Alberto Ascari, Graham Hill, Jim Clark, Emerson Fittipaldi, Mika Häkkinen, Fernando Alonso. Sie alle sind zweimalige Weltmeister, doch keiner schaffte es mit nur 24 Jahren, 2 Monaten und 22 Tagen.

Was wäre, wenn …

Sebastian Vettel kann schon am Sonntag seinen WM-Titel verteidigen wenn …

– er das Rennen gewinnt (309 Punkte), Alonso maximal Platz vier erreicht (184) und Button sowie Webber bestenfalls Dritter werden (182);

– er Platz zwei belegt (302), Alonso maximal Achter wird (176), Button sowie Webber maximal Fünfter werden (177) und Hamilton maximal Dritter wird (173);

– er Platz drei belegt (299), Alonso maximal Neunter wird (174), Button sowie Webber maximal Siebter werden (173) und Hamilton maximal Dritter wird (173).

Vielleicht ist es nur die Momentaufnahme einer Erfolgsstory, die selbst mit der Michael Schumachers Schritt halten kann. Ob der Deutsche als 30-Jähriger noch Formel 1 fährt? „Keine Ahnung, wer weiß?“, meint der Sportler des Jahres mit spitzbübischen Lächeln.

In seinem Alter waren Weltmeister wie Schumacher (7 Titel), Alain Prost (4), Ayrton Senna, Nelson Piquet, Niki Lauda, Jackie Stewart oder Jack Brabham (je 3) noch nicht mal auf dem Weg zum ersten großen Triumph. Juan-Manuel Fangio begann erst als 40-Jähriger seine Titelsammlung (5). Sebastian Vettel ist kein Abziehbild eines Superstars. Wäre er nicht Weltmeister, würde er auf viele Menschen durchschnittlich wirken, in jedem Fall bescheiden. Der bis heute an der Rennstrecke lieber im (freilich luxuriösen) Wohnmobil nächtigt statt im Viersterne-Hotel. Der stets eine Glücks-Münze zwischen Fuß- und Schuhsohle mitführt, am liebsten Schnitzel mit Pommes futtert oder sich vor Ehrungen in Tiefgaragen umzieht.

Der stets eine Glücks-Münze zwischen Fuß- und Schuhsohle mitführt, am liebsten Schnitzel mit Pommes futtert oder sich vor Ehrungen in Tiefgaragen umzieht. Und der seine Hanna, seit Schulzeiten die Herzdame, vom gleißenden Rampenlicht fern hält.

Maschinenbaustudent?

Aufgewachsen ist der Red-Bull-Pilot in Heppenheim, zwischen der viel befahrenen Autobahn A5 und den grünen Odenwald-Höhen. Natürlich werden sie in „Vettelheim“ wieder ihren Sprössling feiern, der einst – als talentierter „Schüler“ im Red-Bull-Talenteschuppen – sogar die Aussicht auf erste Formel-1-Testfahrten mit hessischer Gelassenheit nahm. „Wichtiger ist erst mal mein Abitur. Und wenn es nicht klappt mit dem Rennsport, studiere ich Maschinenbau“, war für ihn klar.

Doch es klappte – und wie. Nach dem Abi startete er im Toro Rosso durch, gewann mit 19 seinen ersten WM-Punkt (2007, Montreal), ein Jahr später in Indianapolis das erste Rennen. 2010 bereits Weltmeister, wurde er schon Anfang Juni 2011 nur noch als 1,15-zu-1-Favorit auf die Titelverteidigung von Buchmachern geführt. In 75 Grands Prix gelangen ihm 18 Siege, 25 Pole Positions, 31 Podestplätze. Superlative für einen „Normalo“.