Im Fußball nennt man Hattrick, wenn man drei Tore hintereinander geschossen hat. Wie nennt man es im Radsport, wenn man drei Siege in Folge feiert? „Ich denke, dass wir es auch Hattrick nennen können“, schmunzelte Marta Lach am Samstag in Garnich. Bereits im vergangenen Jahr gewann sie beide Eintagesrennen beim Festival Elsy Jacobs, am Samstag folgte der dritte Sieg in Serie. Zudem gewann sie auch noch 2019 die erste Etappe in Steinfort. „2019 war es auch mein erster Profi-Sieg“, sagt die Polin. „Ich habe nur gute Erinnerungen an Luxemburg. Ich mag es sehr hier und komme immer wieder gerne hierher.“
Klar, bei der Siegesquote ist nicht wirklich erstaunlich, dass die 27-Jährige gerne ins Großherzogtum reist. Doch was ist ihr Erfolgsgeheimnis? „Ich weiß es nicht genau. In Polen, wo ich lebe, ist die Umgebung gleich. Die Anstiege und Strecken sind ähnlich. Wenn du in einer Umgebung aufgewachsen bist, die dieser hier ähnelt, dann hilft das schon.“ Am Samstag war SD Worx Protime die bestimmende Mannschaft. Immer wieder leuchtete das rot-weiß-blaue Landesmeistertrikot von Marie Schreiber ganz vorne an der Spitze des Hauptfeldes auf. Dabei gab es vereinzelte Attacken, doch das Peloton ließ keine Radsportlerin so richtig ziehen.
Sieg im Fotofinish
15 Kilometer vor dem Ziel attackierten dann die ersten Favoritinnen. Lach und ihre Teamkollegin Steffi Häberlin zogen an, wurden dann aber wieder gestellt. Als Eva van Agt von Visma Lease a Bike attackierte, ging Lach mit – und nur drei weitere Radsportlerinnen konnten dem Duo folgen. Zu fünft fuhren sie also auf das Ziel zu. Im Sprint siegte dann die Polin, aber nur hauchdünn vor Maria Giulia Confalonieri (Ceratizit) aus Italien und Sarah van Dam aus Kanada. „Wir sind clever und wir sind stark“, sagt Lach. „Unsere Taktik war die richtige und das Team ist sehr gut gefahren.“ Am Ende war es eine ganz knappe Entscheidung: Wie das Fotofinish zeigt, gewann Lach am Samstag nur hauchdünn, um eine knappe Reifenbreite.
Überschattet wurde das Rennen von mehreren schweren Stürzen . „Am Anfang war es sehr nervös“, sagte Marie Schreiber. „Ich will niemandem zu nahe treten, aber wenn viele kleinere Teams dabei sind, dann ist es hektischer als bei WorldTour-Rennen. Bei manchen Mädchen frage ich mich, ob sie im Krankenhaus landen wollen. Ab und zu würde ich ein bisschen mehr Respekt von den Fahrerinnen untereinander verlangen. Wenn man aber vorne war, dann ging es. Dort ist es am sichersten.“

Schreiber fehlt der Rennrhythmus
Schreiber hielt sich sowohl am Samstag als auch am Sonntag die meiste Zeit vorne auf und schützte auch ihre Kapitänin. „Wir wollten das Rennen von Anfang an schwer machen. Marta ist auf dem Papier die Stärkste, aber Uno-X und Visma haben auch ein starkes Team dabei.“ Unterstützung erhielt SD Worx Protime übrigens auch von Christine Majerus, die mit ihrer Streckenkenntnis ihrem ehemaligen Team zur Seite stand.
Schreiber selbst ist mit ihrem Wochenende zufrieden, doch resümiert: „Ich habe keinen Rennrhythmus. Es ist mein dritter Renntag in diesem Jahr. Die Werte sind gut, doch ich fühle mich eine Minute gut, dann fünf Minuten später schlecht. Einen Moment habe ich das Gefühl, ich muss abreißen lassen, dann bin ich wieder vorne dabei. Mental ist das schwierig, aber das liegt daran, dass ich keinen Rennrhythmus habe.
Nach der anstrengenden Cyclocross-Saison, bei der sie die Silbermedaille im WM-Rennen der U23 gewann, legte die 22-Jährige eine Pause von zwei Wochen ein, in der sie im Skiurlaub abschaltete. Für die Straßensaison plant sie nun nach dem Elsy Jacobs das Itzulia Women (16.-18.5./2.WWT) sowie die Vuelta a Burgos Feminas (22.-25.5./2.WWT) in Spanien. Danach stehen die Spiele der kleinen Länder in Andorra an und noch weitere Eintagesrennen. Für den Sommer hat sie sich das Ziel der Tour de l’Avenir gesetzt –falls diese denn stattfindet. „Es werden momentan einige Rennen abgesagt“, sagt Schreiber. „Ich habe Gerüchte gehört, die besagen, dass auch die Tour de l’Avenir abgesagt wird. Ich muss spontan schauen.“
Fidanza siegt am Sonntag
Für den Sonntag gab es mit Lach also eine klare Favoritin. „Den Druck möchte ich eigentlich nicht auf mich nehmen“, sagte die Polin noch am Samstag nach ihrem Sieg. „Aber sicher: Wir werden als Team wieder auftreten und alles geben, um zu gewinnen.“
Und auch am Sonntag war Lach aufmerksam: Etwa 60 Kilometer vor dem Ziel bildete sich eine Gruppe von etwa 20 Fahrern, 30 Sekunden dahinter fuhr das Peloton um Schreiber. Doch das Hauptfeld, das immer kleiner wurde, fuhr wieder ganz vorne heran. Am Ende gingen etwa 20 Radsportlerinnen ins Finale und es kam zum Sprint: Dort setzte sich die Italienerin Martina Fidanza vom Team Visma Lease a Bike durch. Das Podium vervollständigten Valentine Fortin (Cofidis) aus Frankreich als Zweite und Barbara Guarischi (SD Worx) als Dritte. Lach fuhr im Sprint auf Platz neun. Schreiber wurde 19. auf 14 Sekunden.
„Dieser Sieg bedeutet sehr viel für mich“, sagte Fidanza. „Das Team hat mich immer unterstützt in der ersten Saisonhälfte. Jetzt war ich dran, ihnen was zurückzugeben. Die Mädchen haben einen super Job gemacht. Wir waren das stärkste Team.“

Ergebnisse
Festival Elsy Jacobs (1.1) 2025:
Samstag: Garnich-Garnich (112,4 km):
1. Marta Lach (Polen/SD Worx Protime) in 2:53:26, 2. Maria Giulia Confalonieri (Italien/Uno-X Mobility), 3. Sarah van Dam (Kanada/Ceratizit), 4. Margot Vanpachtenbeke (Belgien/VolkerWessels), 5. Eva van Agt (Niederlande/Visma) alle gleiche Zeit, 6. Noä Jansen (Niederlande/Jayco) 0:04, 7. Nadia Quagliotto (Italien/Cofidis), 8. Steffi Häberlin (Schweiz/SD Worx Protime), 9. Tess Moerman (Belgien/AG Insurance-Soudal), 10. Natalie Quinn (USA) alle gleiche Zeit, … 29. Marie Schreiber (Luxemburg/SD Worx Protime) 0:39, … 57. Layla Barthels (FSCL) 8:07, … 63. Liv Wenzel (FSCL) 8:07, … 70. Maïté Barthels (FSCL) 15:43
Sonntag: Cessingen-Cessingen (121,6 km):
1. Martina Fidanza (Italien/Visma) in 2:58:04 Stunden, 2. Valentine Fortin (Frankreich/Cofidis), 3. Barbara Guarischi (Italien/SD Worx), 4. Maria Giulia Confalonieri (Italien/Uno-X), 5. Sarah van Dam (Kanada/Ceratizit), 6. Kristyna Burlova (Tschechien/Ceratizit), 7. Lonneke Uneken (Niederlande/VolkerWessels), 8. Victoire Berteau (Frankreich/Cofidis), 9. Marta Lach (Polen/SD Worx), 10. Ilse Pluimers (Niederlande/AG Insurance) alle gleiche Zeit, … 19. Marie Schreiber (Luxemburg/SD Worx) 0:14 zurück, … 53. Liv Wenzel (FSCL) 1:56, … 68. Layla Barthels (FSCL) 7:58
DNF Maïté Barthels (FSCL)
De Maart
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