Freitag7. November 2025

Demaart De Maart

Ein Akt legalisierter Körperverletzung

Ein Akt legalisierter Körperverletzung

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

BOXEN - Er gewann zwar „nur“ nach Punkten, der Sieg von Witali Klitschko gegen Shannon Briggs war jedoch nie gefährdet. Im Gegenteil: Der Titelverteidiger hatte alles im Griff, machte den Gegner mürbe, nur der fiel nicht.

Am Sonntag lag Shannon Briggs noch auf der Intensivstation. Immerhin war er ansprechbar. Nach einer Kernspin-Untersuchung konnte die befürchtete Gehirnblutung zwar ausgeschlossen werden, der Amerikaner erlitt bei seiner klaren Punkt-Niederlage im Kampf um die WBC-WM im Schwergewicht gegen Witali Klitschko in Hamburg allerdings eine Gehirnerschütterung und je eine Fraktur unter dem rechten und über dem linken Auge. Außerdem zog er sich einen Sehnen- und Muskelriss im rechten Arm zu.

Zwölf Runden lang prügelte der Champion aus der Ukraine auf den Herausforderer aus den USA ein, ohne ihn K.o. schlagen zu können. Ein Akt legalisierter Körperverletzung, den 14.500 Zuschauer in der ausverkauften Halle bejubelten und der dem Sender RTL mit bis zu 14, 08 Millionen Zuschauern eine Rekordeinschaltquote und einen Marktteil von 66,9 Prozent bescherte.

Klitschko: „Ich bin nicht zufrieden“

„Shannon the Cannon“ hatte sich als Rohrkrepierer erwiesen. Den großen Sprüchen im Vorfeld folgte im Ring nichts außer unfassbaren Nehmerqualitäten. „Mir tun die Hände weh“, sagte Witali Klitschko, „ich habe ihn mir zurechtgestellt, Maß genommen, voll getroffen, aber er fiel einfach nicht. Ich bin nicht zufrieden.“ Nach der siebten und zehnten Runde rettete den taumelnden Briggs nur die Pausenglocke, aber er kam immer wieder. Wollte unbedingt mit Klitschko über die Runden gehen. Doch dabei gefährdete er seine Gesundheit. „Nach der sechsten Runde hatte ich Angst um Briggs“, sagte Ringarzt Dr. Stefan Bock, „seine Pupillenreflexe waren nach dem Kampf in Ordnung, er wurde allerdings schläfrig“.

Der Ringarzt wurde während des Kampfes nicht um Rat gefragt: „Ich hätte zum Abbruch geraten.“ Die Entscheidung darf allein der Ringrichter treffen, Ian John-Lewis aus Großbritannien aber gab den Kampf immer wieder frei.
In der Regelbesprechung vor dem Kampf hatte die Ecke von Briggs inständig darum gebeten, so lange wie irgend möglich weiterzumachen. „Er ist ein großer Kämpfer, er wollte nicht aufgeben“, zollte Klitschko seinem Gegner Tribut.

Der 39 Jahre alte Champion allerdings fühlt sich so stark wie nie. „Es gibt außer meinem Bruder niemanden, der mich schlagen kann. Ich bin der Stärkste der Welt.“ Seit seinem Comeback 2007 hat Klitschko wieder richtig Lust auf Boxen, die Probleme an Schulter und Rücken sind ausgestanden, das Training wird dementsprechend modifiziert.

„Ich habe noch genug trockenes Pulver in mir. In ein paar Monaten kann ich wieder im Ring stehen“, kündigte Witali Klitschko eine Fortsetzung seiner Karriere an. Bei dem gigantischen Interesse an seinen Kämpfen und denen seines Bruders wäre alles andere ja auch unverständlich.