Donnerstag6. November 2025

Demaart De Maart

Ukraine-KonfliktDrei Luxemburger Nationalspieler versuchen, das Land zu verlassen

Ukraine-Konflikt / Drei Luxemburger Nationalspieler versuchen, das Land zu verlassen
An Fußball ist derzeit nicht zu denken: Vincent Thill (l.) und Olivier Thill versuchen, nach Hause zu kommen Foto: Editpress/Gerry Schmit

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Mit Olivier und Vincent Thill (Worskla Poltawa) sowie Enes Mahmutovic (FK Lwiw) stehen derzeit drei Luxemburger Fußballprofis in der Ukraine unter Vertrag. Am Donnerstag versuchte das Trio, die Rückreise nach Luxemburg anzutreten, was jedoch wegen des lahmgelegten Flugverkehrs nicht möglich war. Am Freitag unternehmen die drei Nationalspieler einen neuen Versuch. 

„Jeder will so schnell es geht weg, die Stimmung ist gedrückt“, sagte Olivier Thill am Donnerstagmittag. Der Mittelfeldspieler und seine Teamkollegen von Worskla Poltawa haben von ihrem Verein die Erlaubnis bekommen, nach Hause zu reisen. Kurz zuvor hatte die ukrainische Premier League ihren Spielbetrieb vorerst eingestellt. „Aufgrund der Verhängung des Kriegsrechts wurde die Meisterschaft der Ukraine ausgesetzt“, hieß es in einem knappen Statement auf der Website der obersten Fußballliga des Landes. Zunächst soll die Unterbrechung laut Medienberichten für 30 Tage gelten. „Morgen (Freitag) werde ich versuchen, über Lwiw in Richtung polnische Grenze zu kommen“, sagte Olivier Thill. In Lwiw werden er und sein Bruder Vincent wohl auf Nationalmannschaftskollege Enes Mahmutovic treffen, der sich noch in der Stadt in der Nähe zur polnischen Grenze aufhält. Ob die Fahrt glücken wird, steht derzeit noch nicht fest. „Der Verein hat uns Spielern zwar Busse zur Verfügung gestellt, allerdings ist der Sprit derzeit sehr knapp hier“, erklärte Thill. Ob das Trio in die Ukraine zurückkehren kann, weiß natürlich noch niemand. Ein mögliches Szenario wäre, dass sich Worskla Poltawa ins Trainingslager in die Türkei begibt und sich dort vorbereitet, bis sich die Lage beruhigt hat.

Der Sport reagiert

Der Angriff von Wladimir Putin auf die Ukraine hat auch den internationalen Sport in eine tiefe Krise gestürzt – und führt zu weitreichenden Konsequenzen. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) entzieht St. Petersburg die Austragung des Champions-League-Finals, der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) rief am Donnerstag offen zum Boykott von sämtlichen Wettkämpfen in Russland auf.

Formel-1-Pilot Sebastian Vettel erklärte nach dem „furchtbaren“ Einmarsch in der Ukraine völlig „schockiert“ seinen Startverzicht für das Rennen in Sotschi, der Deutsche Skiverband (DSV) rief voller Besorgnis umgehend seine Sportler aus den russischen Weltcuporten zurück. Auch Fußball-Zweitligist Schalke 04 schuf am Donnerstag Fakten und entfernte mit sofortiger Wirkung den Schriftzug seines russischen Hauptsponsors Gazprom von seinen Trikots. Auf dem Weg zur WM 2022 weigern sich zudem die Verbände aus Polen, Tschechien und Schweden, für die Play-offs in Russland anzutreten.

Am Donnerstag legte die Sportwelt ihre abwartende Haltung der vergangenen Tage komplett ab, allen voran die zuletzt zögerliche UEFA. Die Verlegung des Königsklassen-Endspiels aus St. Petersburg soll nach SID-Informationen bei einer Sondersitzung am Freitagvormittag offiziell besiegelt werden. Favorit als neuer Finalort ist das Wembley-Stadion in London.

Die Entscheidung der UEFA dürfte eine Signalwirkung haben. Auch bei den in der kommenden Woche in Peking beginnenden Paralympischen Spielen werden Sanktionen immer wahrscheinlicher, sogar das zuletzt politisch zurückhaltende Internationale Olympische Komitee (IOC) verurteilte am Donnerstag „mit Nachdruck“ den Bruch des Olympischen Friedens „durch die russische Regierung“. Das IOC sei „tief besorgt über die Sicherheit der Olympischen Gemeinschaft in der Ukraine“. Es sei eine Taskforce eingerichtet worden.

Mit der Eskalation in der Ukraine hat der russische Präsident Wladimir Putin bereits zum dritten Mal den Olympischen Frieden gebrochen. Bereits während der Sommerspiele von Peking 2008 hatte er mit Waffengewalt in den Georgien-Konflikt eingegriffen. Sechseinhalb Jahre später annektierte er kurz nach den Winterspielen von Sotschi die Krim (2014).