Donnerstag6. November 2025

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Dramatisches Regen-Chaos: Button siegt

Dramatisches Regen-Chaos: Button siegt

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Ein Fahrfehler kurz vor dem Ende verhindert den ersten Sieg für Vettel in Nordamerika. Den Erfolg im chaotischen Kanada-Rennen sichert sich Button. Rekordchampion Schumacher fährt wie entfesselt noch auf Platz vier.

Im irren Kanada-Krimi hat Sebastian Vettel durch einen Fehler in der Schlussrunde den sechsten Sieg im siebten Saisonrennen knapp verpasst. McLaren-Pilot Jenson Button schnappte dem Formel-1-Weltmeister im Regenchaos von Montreal nach sechs Safety-Car-Phasen und einer 125-minütigen-Rennunterbrechung am Sonntag den fast schon sicher geglaubten Sieg auf den letzten Metern weg. „Absolut brillant, ein fantastischer Job“, gratulierte McLaren-Teamchef Mark Whitmarsh dem Sieger, der erst nach mehr als vier Stunden feststand.

Formel 1 in Zahlen

Grand Prix von Kanada in Montréal (70 Runden à 4,361 km/305,270 km):

1. Jenson Button (England) McLaren Mercedes 4:04:39,537 Std. (Schnitt: 74,864 km/h); 2. Sebastian Vettel (Heppenheim) Red Bull + 2,709 Sek.; 3. Mark Webber (Australien) Red Bull + 13,828; 4. Michael Schumacher (Kerpen) Mercedes + 14,219; 5. Witali Petrow (Russland) Lotus Renault + 20,395; 6. Felipe Massa (Brasilien) Ferrari + 33,225; 7. Kamui Kobayashi (Japan) Sauber + 33,270; 8. Jaime Alguersuari (Spanien) Toro Rosso + 35,964; 9. Rubens Barrichello (Brasilien) Williams + 45,117; 10. Sébastien Buemi (Schweiz) Toro Rosso + 47,056; 11. Nico Rosberg (Wiesbaden) Mercedes + 50,454; 12. Pedro de la Rosa (Spanien) Sauber + 1:03,607 Min.; 13. Vitantonio Liuzzi (Italien) Hispania + 1 Runde; 14. Narain Karthikeyan (Indien) Hispania + 1 Runde; 15. Jérôme d Ambrosio (Belgien) Virgin + 1 Runde; 16. Timo Glock (Wersau) Virgin + 1 Runde; 17. Jarno Trulli (Italien) Lotus + 1 Runde; 18. Paul di Resta (Schottland) Force India + 3 Runden

Ausfälle:
Lewis Hamilton (England) McLaren Mercedes (8. Runde/Kollision); Heikki Kovalainen (Finnland) Lotus (29. Runde/Defekt); Fernando Alonso (Spanien) Ferrari (37. Runde/Kollision); Adrian Sutil (Gräfelfing) Force India (50. Runde/Defekt); Nick Heidfeld (Mönchengladbach) Lotus Renault (56. Runde/Kollision); Pastor Maldonado (Venezuela) Williams (62. Runde)

Schnellste Rennrunde:
Jenson Button (McLaren Mercedes) 1:16,956 Min. Pole Position: Sebastian Vettel (Red Bull) 1:13,014 Min.

Fahrer-Wertung nach 7 von 19 Rennen:
1. Sebastian Vettel 161 2. Jenson Button 101 3. Mark Webber 94 4. Lewis Hamilton 85 5. Fernando Alonso 69 6. Felipe Massa 32 7. Witali Petrow 31 8. Nick Heidfeld 29 9. Michael Schumacher 26 10. Nico Rosberg 26 11. Kamui Kobayashi 25 12. Adrian Sutil 8 13. Sébastien Buemi 8 14. Jaime Alguersuari 4 15. Rubens Barrichello 4 16. Sergio Perez 2 17. Paul di Resta 2

Team-Wertung nach 7 von 19 Rennen:
1. Red Bull 255 2. McLaren Mercedes 186 3. Ferrari 101 4. Lotus Renault 60 5. Mercedes 52 6. Sauber 27 7. Toro Rosso 12 8. Force India 10 9. Williams 4

Nächstes Rennen:
Grand Prix von Europa am 26. Juni in Valencia

Dritter wurde Vettels Red-Bull-Teamgefährte Mark Webber. Michael Schumacher fuhr im Mercedes lange auf Podiumskurs, musste sich aber nach großem Kampf am Ende mit Rang vier begnügen. Der nach der über zweistündigen Unterbrechung im kanadischen Regen wie entfesselt fahrende Rekord-Champion verpasste im bislang besten Rennen seit seinem Comeback nur knapp seinen ersten Podiumsplatz seit dem 1. Oktober 2006. „Ein Krimi – was für ein Rennen! Eine klasse Leistung von Michael und als Vierter hat er heute zumindest am Podium geschnuppert – eine wirklich gute Fahrt und starke Teamleistung“, jubelte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.

Enttäuschung

Vettel war dagegen nach seinem nur um Haaresbreite verpassten ersten Nordamerika-Coup geknickt. „Wenn man auf Sieg fährt, trifft einen das schon“, offenbarte der bisherige Seriensieger. Button legte auf den letzten Runden trotz mehreren Kollisionen unter anderem mit seinem Teamkollege Lewis Hamilton und einer Durchfahrtstrafe einen wahren „Husarenritt“ hin. „Ich werde jetzt ganz sicher feiern und freue mich auf die Party“, jubelte der Engländer.

Weltmeister Vettel zieht an der Spitze der WM-Wertung aber weiter einsam seine Runden. Weil die WM-Rivalen Hamilton und Fernando Alonso (Ferrari) in der Regen-Lotterie unweit der olympischen Ruder-Strecke von 1976 patzten, vergrößerte der Heppenheimer seinen Vorsprung mit jetzt 161 Punkten auf den zweiten Platz sogar minimal. Button ist nun mit 101 Zählern Zweiter.

Große Verlierer

McLaren-Teamkollege Hamilton war nach erneut rüpelhaftem Auftreten der große Verlierer. Nach einer von ihm verschuldeten frühen Kollision ausgerechnet mit Button schied der Ex-Weltmeister aus und verlor weiter an Boden. Auch Ferrari-Pilot Alonso musste nach einem Zusammenstoß mit Button aussteigen und ging leer aus.

Im zweiten Silberpfeil landete Nico Rosberg auf Rang elf, Timo Glock (Marussia Virgin) wurde 16. Pech hatten Nick Heidfeld (Lotus Renault), der auf Platz sechs fahrend nach einem Zusammenstoß mit Kamui Kobayashi (Sauber) ausschied und Force-India-Pilot Adrian Sutil, der nach mehreren Kollisionen raus musste.

Start hinter Safety Car

Zum Rennstart hatte das nasskalte Wetter Vettel noch in die Karten gespielt. Die 21. Pole Position seiner Karriere musste der Champion wegen der nassen Rennstrecke zunächst nicht verteidigen. Zum ersten Mal in dieser Saison wurde ein Grand Prix aus Sicherheitsgründen hinter dem Safety Car gestartet. Erst in der fünften Runde wurde das Rennen freigegeben. „Bei dem Wetter kann alles passieren. Da kann viel los sein“, hatte Haug angesichts der Wetter-Kapriolen vor dem Start noch prophezeit und sollte recht behalten.

Eine erste Kollision zwischen Vettel-Teamkollege Webber und Hamilton in der fünfte Runde verlief zunächst noch glimpflich. Drei Runden später musste das Safety Car erneut raus, nachdem Hamilton bei einem riskanten Überholmanöver gegen Button für einen McLaren-Zusammenstoß gesorgt hatte. „Was machst du denn da“, giftete Button via Teamfunk nach der provozierten teaminternen Kollision, die für Hamilton das frühe Rennaus bedeutete. „Ich kam aus der Situation nicht mehr heraus, er hat mir keinen Platz gelassen“, verteidigte sich der Kanada-Sieger von 2010, der immerhin von Pop-Mega-Star Rihanna getröstet wurde, die passend zum Wetter einst mit „Umbrella“ (Regenschirm) einen Nummer-1-Hit landete.

Mehr rutschend als fahrend rasten die Boliden danach über den Asphalt. In den Gischtfontänen konnten die Fahrer kaum etwas erkennen. Zwischenzeitlich drohte die künstlich angelegte Île Notre-Dame im St. Lorenz-Strom zu versinken. Die Konsequenz: Das Rennen musste unterbrochen werden und wurde nach quälend langer Wartezeit neu gestartet, verlief aber weiterhin chaotisch und gipfelten im dramatischen Finale.