Der Abwehrallrounder von SKN St. Pölten war in den vergangenen Monaten einer der besten „Roten Löwen“. Seit dem Abgang von Maxime Chanot im Oktober 2024 bildete er in fast jedem Länderspiel zusammen mit Seid Korac das Innenverteidigerduo. Carlson tut dies mit viel Einsatz und Inbrunst. „Ich glaube, dass die Mentalität gerade auf meiner Position eine sehr große Rolle spielt. Ich bin kein Angreifer, der tolle Statistiken abliefern kann. Als Verteidiger muss die Körpersprache stimmen und Führungsqualität vorhanden sein“, sagt der 27-Jährige.
Carlson versucht, sich auf das Niveau zurückzukämpfen, auf dem er einmal war. Von 2019 bis 2022 lief er 54-mal in der zweiten Bundesliga auf. Danach kam seine Karriere ins Stocken. Seit zwei Jahren steht er beim österreichischen Zweitligisten St. Pölten unter Vertrag.
„Dirk hatte eine Phase in seiner Karriere, in der er einige Male an Gegentoren mitbeteiligt war. Damals war er noch relativ unerfahren. Es gibt Trainer, die jungen Spielern Fehler verzeihen und andere, die sofort handeln. Heute spielt Dirk auf einem sehr guten Niveau und ich bin überzeugt davon, dass er kommende Saison bei einem besseren Klub unterkommen wird“, sagt Nationaltrainer Luc Holtz über seinen Schützling.
Keine Komfortzone
Carlson hat zwar noch ein Jahr Vertrag beim Verein aus dem Alpenvorland, hat diesem aber bereits mitgeteilt, nach neuen Ufern Ausschau zu halten. „Wir haben dieses Thema bereits im Januar besprochen. St. Pölten wird mir keine Steine in den Weg legen. Sie wünschen sich auch, dass sie mich auf einem besseren Niveau in Zukunft sehen werden. Ich habe immer alles für den Verein gegeben und mich vorbildlich verhalten, auch deshalb wird es keine Probleme bei einem Wechsel geben.“
Obwohl er im Vergleich zu den meisten seiner Teamkollegen auf einem niedrigeren Profiniveau spielt, fühlt sich Carlson sehr wohl in Niederösterreich. „Wenn ich bleiben muss, komme ich damit auch klar. In den zwei Jahren habe ich viel Selbstvertrauen gesammelt. Es geht mir gut in St. Pölten, ich habe eine schöne Wohnung und in 30 Minuten bin ich in Wien.“
Eine Komfortzone soll seine neue Heimat aber auf keinen Fall werden. „Ich will nach meiner Karriere sagen können, dass ich alles Mögliche getan habe, um besser zu werden.“
Seine Stärken kennen
Auf der Suche nach einem neuen Verein kommen die beiden Testländerspiele gegen Slowenien und Irland wie gelegen. „Jedes Länderspiel ist für mich eine Ehre und eine Chance, mich zu zeigen“, sagt Carlson.
Es ist aber auch immer wieder die Bestätigung, dass er auf einem ähnlichen Level spielt wie seine Teamkollegen, die bei Benfica Lissabon oder in der Bundesliga unter Vertrag stehen: „Ich weiß, dass ich auf einem höheren Level spielen kann. Ich vergleiche mich aber nicht mit meinen Mitspielern, sondern mit mir selbst.“
Carlson, der als Linksverteidiger in den Profibereich kam, wurde in den vergangenen Jahren und Monaten zum Innenverteidiger umgeschult. Seine Zweikampf- und Kopfballstärke kommen ihm auf dieser Position entgegen. Am liebsten würde er auch den Rest seiner Karriere zentral spielen. „Es wäre schon wichtig, dass mein neuer Verein mich auf dieser Position sieht. Sie liegt mir einfach besser. Im modernen Fußball wird von den Außenverteidigern sehr viel Offensivspiel verlangt. Meine Stärken liegen aber in der Verteidigung und im Spielaufbau. Wenn ein guter Klub mich jedoch als Linksverteidiger will, würde ich nicht nein sagen.“
Offene Zukunft
Carlson ist sehr offen, was seine Zukunft angeht und hat sich auf keine Liga festgelegt. Da er wegen seines Vaters auch den US-amerikanischen Pass besitzt, wäre er nicht abgeneigt, in die Major League Soccer zu wechseln. „Das wäre mit Sicherheit eine interessante Option für mich. Allerdings ist das nicht so einfach, denn die MLS ist stärker geworden.“
Bis das erste Angebot ins Haus flattert, will er vor allem die gemeinsame Zeit mit seinen Teamkollegen genießen. Carlson ist ein Teil der Generation an Spielern, die mittlerweile im besten Fußballeralter sind. So wie Christopher Martins (28), Florian Bohnert (27), Danel Sinani (28) oder auch Leandro Barreiro (25). Carlson blickt mit viel Zufriedenheit auf die Entwicklung der vergangenen Jahre zurück: „In den vergangenen Jahren sind wir gemeinsam erwachsen geworden. Damals waren wir Teenager, heute Männer. Zusammen erleben wir eine sehr schöne Reise, die noch lange nicht fertig ist. Solange wir uns für kein Endrundenturnier qualifiziert haben, werden wir nicht aufhören“, sagt Carlson.
Mit viel Vorfreude blickt der Abwehrspieler auf seinen nächsten Auftritt im Stade de Luxembourg. Die Länderspiele gegen Slowenien und Irland könnten ihm neue Türen öffnen. Wenn er an die Heimspiele denkt, wird Carlson von den Emotionen gepackt: „Wir haben Lust, vor dem Publikum zu spielen und die Leute haben Lust, uns zu sehen. Wir sind alle sehr dankbar für diese Entwicklung.“
Steckbrief
Name: Dirk Carlson
Geboren am 1.4.1998
Position: Innenverteidiger und Linksverteidiger
Bisherige Vereine: Merl, RFCUL, UT Petingen, U21 Grasshopper Zürich (CH), Karlsruher SC, Erzgebirge Aue (beide D), ADO Den Haag (NL), SKN St. Pölten (AUT)
Nationalmannschaft: 62 A-Länderspiele, kein Tor
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