Donnerstag23. Oktober 2025

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Dieser Mann weiß, wie man Spiele entscheidet

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In den Duellen zwischen Escher und Düdelinger Vereinen steckt Geschichte. Eine Episode schrieb Roby Cillien. Der Fola-Stürmer erzielte fast genau vor 35 Jahren beim 6:1-Sieg gegen US Düdelingen in weniger als 120 Sekunden einen Hattrick.

Es war der 29. April 1979. „Die Rivalität zwischen Düdelingen und Esch war damals sehr groß“, erklärt Roby Cillien. Im Ehrenpromotionsspiel zwischen der US Düdelingen und der Fola ging es um den Aufstieg in die Nationaldivision. Lange Zeit war es ein ausgeglichenes Spiel, bis Roby Cillien es so richtig krachen ließ. Der Fola-Angreifer entschied die Partie zwischen der 72. und 73. mit einem lupenreinen Hattrick. Dass er gerade einen Weltrekord aufgestellt hatte, wurde ihm erst später bewusst. „Am Tag danach habe ich in der Zeitung gelesen, dass ich drei Tore innerhalb einer Minute erzielte habe. Das war mir während des Spiels nicht bewusst. Es lief ein bisschen wie in Trance ab.“

Freunde bewegten ihn erst Jahre später dazu, die Redaktion der „Guiness World Records“ zu kontaktieren. „Die wollten Zeugen, die ich ja hatte. Aber auch einen Videobeweis, den ich leider nicht liefern konnte. Daraufhin habe ich aufgegeben. Es reicht mir auch ehrlich gesagt, wenn ich und meine Freunde es wissen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es ein Weltrekord war.“ Heute führt das Guiness-Buch der Rekorde den Schweden Magnus Arvidsson als Rekordhalter. Er erzielte seinen Hattrick 1995 innerhalb von 89 Sekunden.

Acht Jahre spielte Cillien bei der Fola, immer mit dem Wunsch, in die Nationaldivision aufzusteigen. Es gelang ihm nie und daran hat er noch heute zu knabbern. „Ich habe immer wieder dran geglaubt. Wir hatten die Mannschaft, um aufzusteigen, aber zu mehr als Platz drei hat es in acht Jahren nicht gereicht.“

1984 wechselte er nach Mondorf, wo der gebürtige Escher auch heute lebt. Seinen beiden Söhnen Youri (Swift Hesperingen) und Jimmy (US Mondorf) hat er die Leidenschaft für das runde Leder vererbt. „Sie sind begeisterte und disziplinierte Spieler. Ich versuche ihnen immer beizubringen, dass Fußball so viel mehr sein kann als Sport. Fast alle meine Freunde habe ich nämlich so kennengelernt“, erklärt der 59-jährige Rentner.

Es ist nicht alles wurst

Cillien ist fast jedes Wochenende auf dem Fußballplatz und verfolgt vor allem die Spiele seiner beiden Söhne mit viel Begeisterung. Seine Frau ist Mitglied der Jugendkommission der US Mondorf. Ein Amt als Vorstandsmitglied kam für den ehemaligen Angreifer nie in Frage: „Ich habe ganz klare Ideen und will diese auch durchziehen. Wenn ich das nicht kann, wird es schwierig. Mich mit 20 Leuten an einen Tisch zu setzen und darüber zu diskutieren, was am Wochenende beim Spiel auf den Grill gelegt wird, das kann ich nicht“, sagt Cillien mit einem Schmunzeln.

Das Spielgeschehen in der BGL Ligue verfolgt 59-Jährige eher selten. „Es ist nicht mehr wie damals, als nur Einheimische auf dem Platz standen. Ich gehöre aber auch nicht zu den Nostalgikern, die sagen, dass früher alles besser war. Wenn ich mir heute ein Spiel der BGL Ligue ansehe, weiß ich, dass viele von meiner Generation sich richtig reinhängen müssten, um auf diesem Niveau spielen zu können.“

Das letzte Spiel der Fola hat er im Mai 2013 gesehen, als die „Doyenne“ durch einen 5:1-Sieg gegen die Jeunesse den Meistertitel sicherte. Das Titel-Endspiel am Sonntag lässt er sich auch nicht entgehen. „Vielleicht entpuppe ich mich als Fola-Glücksbringer.“

Besonders angetan hat es ihm Fola-Stürmer Stefano Bensi. „Er sucht den direkten Weg zum Tor und hat eine gute Schusstechnik.“ Trotzdem spart Cillien nicht mit Kritik an der Einkaufspolitik der beiden Spitzenvereine. „Die Klubs ruinieren sich indirekt selbst. Was wird aus der Fola und dem F91, wenn die Geldgeber abspringen? Das einzig Gute ist, dass mit Gerard Lopez ein richtiger ‚Gaalgebierger‘ in den Verein investiert.“

Zu einem Tipp ließ sich der Wahl-Mondorfer zum Schluss des Gesprächs auch noch hinreißen. „Fola ist Favorit und wird durch ein Unentschieden oder einen Sieg die Meisterschaft perfekt machen. Sie sollten sich nicht darauf ausruhen, dass ein Punkt reicht. Aber das wird Jeff Strasser – an dem mir seine unglaubliche Siegermentalität gefällt – ihnen schon austreiben.“