Sonntag19. Oktober 2025

Demaart De Maart

Handball-MeisterDie Red Boys sind nach neun Jahren zurück auf dem Thron

Handball-Meister / Die Red Boys sind nach neun Jahren zurück auf dem Thron
Die Red Boys feiern den ersten Meistertitel seit 2016 Foto: Editpress/Gerry Schmit

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Die Red Boys haben sich erstmals seit 2016 zu Luxemburgs Handball-Meister gekürt. Im Showdown gegen Titelverteidiger Berchem setzten sich die Differdinger am Samstagabend mit einer starken Leistung überraschend deutlich mit 38:25 durch.

Als die Schlusssirene ertönte und die Red Boys Differdingen ihren neunten Meistertitel der Vereinsgeschichte feierten, gab es keinen Zweifel, wem der Abend gehörte: Chris Auger wurde von den Fans frenetisch gefeiert, von seinen Mitspielern unter lautem Jubel in die Höhe geworfen. Mit 19 Paraden war der ehemalige Nationaltorhüter im entscheidenden Duell gegen Berchem am letzten Spieltag der überragende Akteur und hatte in seinem letzten Karrierespiel maßgeblichen Anteil am 38:25-Sieg – ein Ergebnis, das in dieser Deutlichkeit niemand erwartet hatte.

„Ich könnte mir keinen schöneren Abschied vorstellen“, sagte Auger sichtlich bewegt. „Es ist ein Traum, auf diese Weise aufzuhören. Als wir in der Schlussphase mit zehn Toren vorne lagen, schossen mir die verrücktesten Szenarien durch den Kopf, wie uns das noch entgleiten könnte. Erst in den letzten Minuten habe ich realisiert: Der Titel gehört uns. Es ist einfach unglaublich.“

Auger bärenstark

Auger war am Samstagabend von Beginn an stark im Spiel – so war es auch der ehemalige Nationaltorhüter, der zwischen der 14. und 17. Minute gleich fünf Berchemer Angriffe nacheinander parierte, und es seiner Mannschaft erlaubte, erstmals eine kleine Lücke von vier Toren aufzureißen (10:6). Mit einem 3:0-Lauf kamen die Roeserbanner zwar noch einmal auf ein Tor ran, doch mehr war an diesem Abend für den Meister der letzten Saison nicht mehr möglich. Differdingen agierte mit einer offensiv aggressiven 3:3-Abwehr. Bei Berchem konnten die sonst so starken Rückraumspieler Guden, Ervacanin, Biel und Co. deswegen kaum Akzente setzen. Dazu brachte Auger sie immer wieder zum Verzweifeln. Die Differdinger Angreifer um Brice Aillaud agierten dagegen effektiv und zogen kurz vor der Pause auf fünf Tore davon (17:12 in der 30.).

Chris Auger beendet seine Karriere und wird von seinen Teamkollegen gefeiert
Chris Auger beendet seine Karriere und wird von seinen Teamkollegen gefeiert Foto: Editpress/Gerry Schmit

Einen Vorsprung, den sie nach dem Seitenwechsel zunächst verteidigten – selbst in Unterzahl nach gleich zwei Zeitstrafen von Becvar und Jean Louis in der 35. Minute. Ab der 40. Minute häuften sich dann die Fehler auf Berchemer Seite – und Differdingen nutzte das eiskalt aus. Als Aillaud in der 53. Minute mit seinem zehnten und elften Tor auf 34:23 stellte, war die Entscheidung endgültig gefallen.

„Ganz ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass es so deutlich ausfallen könnte. Es ist ein wunderschöner Abschied für mich“, sagte Trainer Nikola Malesevic, der die Mannschaft zum Saisonende an Marc Breser übergibt. „Die Jungs waren mental bereit für dieses Spiel. Nach dem Pokal-Halbfinale hatte jeder einen dicken Hals, heute haben wir unser wahres Gesicht gezeigt. Was wir abgeliefert haben, vor allem in der Abwehr und Chris im Tor – das war unglaublich.“

In der Coque hatte es vor einem Monat noch umgekehrte Rollen gegeben und Differdingen unterlag dem HCB mit 25:34 deutlich. Auch Präsident Patrick Reder zeigte sich von der Revanche begeistert: „Die Mannschaft wollte sich für den Auftritt in der Coque rehabilitieren. Ich habe sie beobachtet, wie sie über die letzten Wochen dieses Spiel akribisch vorbereitet hat. Das war richtig stark. Und die schönsten Titel sind die, die man nicht erwartet. Am Anfang der Saison hätten wir aufgrund der Änderungen im Kader nicht wirklich damit gerechnet. Es ist fantastisch.“

Auch Routinier Elledy Semedo blickte im Moment des Triumphes zurück: „Nach dem Pokal-Halbfinale wussten wir, dass wir im Angriff und in der Abwehr etwas ändern müssen. Es ist unglaublich, was dieses Team geleistet hat.“

„Totalausfall“

Eine ganz andere Stimmung herrschte bei Berchem. Ausrechnet im Titel-Showdown kassierten die Roeserbanner ihre deutlichste Niederlage seit Jahren. „Angriff, Verteidigung, Torhüter – es war heute ein Totalausfall. Wir haben nicht gut gespielt. Die Red Boys waren die bessere Mannschaft und haben verdient gewonnen“, so Raphael Guden. „Vielleicht haben wir uns zu viel Druck gemacht, es ist schwer zu sagen, woran es lag. Es tut einfach nur weh.“

Während sich beim HCB Ernüchterung breitmachte, war auf der Gegenseite die Party längst im Gange. „Wir haben zusammen als Mannschaft für dieses Ziel gekämpft und es gemeinsam geschafft“, sagte Daniel Tako. „Dazu wollten wir Chris einen gebührenden Abschied bereiten. Das war eine zusätzliche Motivation.“

Für den gefeierten Torhüter war es nun tatsächlich das letzte Spiel seiner Karriere. „Ich hatte 2023 nach unserem Pokalsieg den Zeitpunkt verpasst, meine Karriere zu beenden. Jetzt habe ich die Gelegenheit noch einmal bekommen, mit einem Titel aufzuhören. Und diesmal nutze ich sie. Es ist endgültig Schluss. Äddi a Merci.“

Statistik

Berchem: Czapiewski (1-43, 50-60’, 4 Paraden, 1 Tor), Liszkai (43-50’, 2 P.) – Moyen, Castilla, Guden 5/1, Weyer 6, Hippert, Wener, C. Brittner 1, Mousel 1, Pereira 1, Ervacanin 4, Scheid 2, B. Brittner 2, Schmale 2, Biel
Red Boys: Auger (1-60’, 19 P., davon 1 7m), Mudrinjak – Becvar 3, Picco 1/1, Aillaud 11/2, Tako 4/1, Afonso, Rahim 4, Ballet 2, Semedo 5, Togno, Jean Louis 1, Rac 4, Guerreiro 1, Leleux, Ouzrour 2
Schiedsrichter: Weber/Weinquin
Zeitstrafen: Berchem 3 – Red Boys 6
Siebenmeter: Berchem 1/1 – Red Boys 4/4
Zwischenstände: 5’ 1:2, 10’ 5:4, 15’ 6:7, 20’ 8:10, 25’ 10:12, 30’ 13:17, 35’ 15:19, 40’ 18:22, 45’ 21:27, 50’ 22:30, 55’ 24:34
Zuschauer: 733 zahlende