Argentinien ist vor allem Messi und steht in diesem Jahr vor allem für eine abgeklärt Spielweise, Deutschland hat indes viele Trümpfe zu bieten.
„Ein WM-Finale ist das größte Spiel, das man als Fußballspieler erleben kann“, schwärmte Thomas Müller am Freitag und versprach seinen Landsleuten: „Wir hauen alles raus! Wir werden alles auspacken, was wir fußballerisch und kämpferisch in unserem Rucksack haben.“
„Pokal nach Deutschland holen“
Philipp Lahm will am Sonntag, kurz vor Mitternacht deutscher Zeit, als vierter Kapitän nach den Ehrenspielführern Fritz Walter (1954), Franz Beckenbauer (1974) und Lothar Matthäus (1990) die begehrteste Trophäe in die Höhe recken. „Es gibt nur eins“, sagte der 30-Jährige. „Den Pokal, den wir uns so lange gewünscht haben, für den wir so viel gearbeitet haben, nach Deutschland zu holen. Das ist unsere Aufgabe!“
Auch Argentiniens „brandgefährliche Offensive“ um Weltstar Lionel Messi, auf die Joachim Löw sein extrem erfahrenes Team akribisch vorbereitet, soll den deutschen Tor-Express (17 Turniertreffer) am Sonntag im Maracana in Rio nicht mehr aufhalten. Spätestens nach dem 7:1 gegen Brasilien glauben fast alle Deutschen daran, dass die schon 18 Jahre währende Titel-Durststrecke seit dem EM-Triumph in England am 13. Juli 2014 enden wird.
Löw kann aller Voraussicht nach die zuletzt so starke Stammelf aufbieten. Auch Mats Hummels behindert eine leichte Knieblessur nicht mehr entscheidend.
Große Geheimnisse bergen beide Teams eigentlich nicht, abgesehen davon, dass Argentinien noch mit einem Blitz-Comeback des verletzten Champions-League-Siegers Angel di Maria von Real Madrid pokert. Messi? Di Maria? Agüero?
Die Chance ihres Lebens
24 Jahre lang stand Argentinien in keinem WM-Endspiel mehr. Am Sonntag gegen Deutschland ist das stolze Land nur Außenseiter. Aber: Der zweimalige Weltmeister hat Lionel Messi – und große Motivation.
Lionel Messi schottet sich komplett ab vor dem Spiel seines Lebens. Es gibt keine Kampfansagen an den Final-Gegner Deutschland, keine Versprechen an 40 Millionen mitfiebernde Argentinier und auch das letzte Training vor dem Abflug nach Rio de Janeiro fand hinter verschlossenen und abgedunkelten Türen statt.
Es ist auch vor dem WM-Endspiel gegen Deutschland wie so häufig bei den Argentiniern: Der offizielle Kapitän schweigt, der heimliche spricht aus, was alle denken. „Das ist die Chance, von der wir unser Leben lang geträumt haben“, meinte Javier Mascherano. „Diese Chance kommt vielleicht nur einmal in unserem Leben, also werden wir alles versuchen.“
Krönung
Messi will endgültig raus aus dem Schatten von Diego Maradona und auf ewig hinein in die Herzen von 40 Millionen Landsleuten. Denn völlig unumstritten war der 27-Jährige, der schon im Alter von 13 Jahren zum FC Barcelona wechselte, in seiner Heimat noch nie. Er gewann dreimal die Champions League und viermal die Wahl zum „Weltfußballer des Jahres“ – aber eben noch nie den WM-Titel. „Ich würde alle meine persönlichen Rekorde hergeben, um Weltmeister zu werden“, sagte Messi schon vor dem Turnier. Es geht am Sonntag also auch um die Krönung einer großen, aber noch unvollständigen Karriere.
Bei seinen bisherigen Anläufen 2006 und 2010 scheiterte Argentinien jeweils im Viertelfinale – an Deutschland. Der große Maradona dagegen hat diesen Titel geholt. 1986 gewann seine Generation in Mexiko das erste deutsch-argentinische WM-Finale mit 3:2, vier Jahre später verlor sie bei der WM 1990 das zweite mit 0:1. Daran muss sich seitdem jeder Spieler in Argentinien messen lassen.
De Maart
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