Lugano, die schöne Stadt im Tessin, die mit der Tour de Suisse einen Dreijahresvertrag als Startort hat, drohte am Freitag im Stau zu ersticken. Die Blechlawine rollte unaufhaltsam Richtung „Lago“, wo die Teampräsentation der Tour de Suisse am späten Abend stattfinden sollte.
Der Etappenplan
1. Etappe (11. Juni):
Lugano – Lugano (7,3 km/Zeitfahren)2. Etappe (12. Juni):
Airolo – Crans-Montana (149 km)3. Etappe (13. Juni):
Brig-Glis – Grindelwald (107,6 km)4. Etappe (14. Juni):
Grindelwald – Huttwil (198,4 km)5. Etappe (15. Juni):
Huttwil – Tobel-Tägerschen (204,2 km)6. Etappe (16. Juni):
Tobel-Tägerschen – Triesenberg-Malbun/Liechtenstein (157,7 km)7. Etappe (17. Juni):
Vaduz/Lichtenstein – Serfaus-Fiss-Ladis/Österreich (222,8 km)8. Etappe (18. Juni):
Tübach – Schaffhausen (167,3 km)
Tour de Suisse Die Fakten
o Startnummern:
Leopard-Trek: 1 Frank Schleck (L), 2 Fabian Cancellara (SUI), 3 Jakob Fuglsang (DK), 4 Linus Gerdemann (D), 5 Maxime Monfort (B), 6 Andy Schleck (L), 7 Stuart O’Grady (AUS), 8 Jens Voigt (D). Reserve: Thomas Rohregger (AUT), Joost Posthuma (NL), Oliver Zaugg (SUI)
Ag2R: 164 Ben Gastauer (L)o Startzeiten Zeitfahren am Samstag (7,3 km/ live ab 17.30 Uhr bei RTL Lëtzebuerg):
Frank Schleck geht als letzter Fahrer beim heutigen Zeitfahren über 7,3 km an den Start. Er macht sich um 18.25 Uhr hinter Peter Velits (18.24 Uhr) auf die Strecke.Die weiteren Startzeiten: Ben Gastauer: 17.29 Uhr; Andy Schleck: 17.45 Uhr.
o Live:
Sonntag 17.00 Uhr: Sport1, 17.30 Uhr: RTL Lëtzebuerg, 19.50 Uhr: RTL Lëtzebuerg: Résumé vum Dag; Montag 16.30 Uhr: Sport1, 17.30 Uhr: RTL Lëtzebuerg
Als die Organisatoren am Morgen die Wetterprognosen hörten, fuhr ihnen ein Schreck durch die Glieder. Sie planten kurzfristig um und verlegten das Fahrerdefilee ins „Centro esposizioni“, wo selbst Kollegen, die mit Schwimmflossen angereist waren, keine Gefahr liefen, nasse Füße zu bekommen.
Am Ende erwies sich die Panikmache als unbegründet, denn die im Ticino so gefürchteten heftigen „rovesci di pioggia“ (Regenschauer) , die im Nu die kleinsten Bäche in reißende Flüssen verwandeln, blieben aus. Die Tour de Suisse, die heuer ihren 75. Geburtstag feiert, durfte aufatmen.
Start mit Einzelzeitfahren
Die viertgrößte Rundfahrt der Welt (nach der Tour de France, dem Giro und der Vuelta) bei der insgesamt 166.200 Euro zu verdienen sind, startet am Samstag mit einem 7,3 km kurzen Einzelzeitfahren, das nicht als Prolog, sondern gleich als erste Etappe gewertet wird. Für den Sieger eines jeden der neun Teilstücke bis am Sonntag in acht Tagen gibt es 4.000 Euro , auf den Schlussgewinner der Tour warten in Schaffhausen gleich 18.000 Euro.
Zum ersten Mal bei einer Tour de Suisse geht ein Luxemburger mit der Nummer eins auf dem Rücken ins Rennen. Es ist Frank Schleck, der letztes Jahr die Rundfahrt gewann und auch diesmal zu den Favoriten gezählt werden muss. Schleck sorgte vor zwölf Monaten beim abschließenden Zeitfahren in Liestal für eine Teilüberraschung.
Viele Schwierigkeiten
Gemäß diesjährigem Fahrplan ist solches erneut möglich, denn am Schlusstag wartet ein weiteres „contre la montre“, bei dem die absoluten Spezialisten der Sparte höchstens noch den Tagessieg, aber keinesfalls mehr den Gesamterfolg anpeilen können. Auf der 1.246,4 km langen Strecke von Lugano bis nach Schaffhausen warten so viele Schwierigkeiten auf die Fahrer, dass vor der letzten Etappe die Spreu vom Weizen getrennt sein müsste. Es kommen dann nur noch die Stärksten für das „maillot jaune“ infrage, und zu denen zählen Frank Schleck und natürlich auch sein Bruder Andy.
Für die beiden Leader der Luxemburger Mannschaft ist die Schweiz-Rundfahrt ein letzter Test im Hinblick auf die Tour de France, die ab dem 2. Juli auf die Schlecks und ihre Kollegen wartet. Ein Sieg in der Schweiz ist beileibe keine Muss-Sache, er würde dem Leopard-Team aber guttun.
Ein Blick auf die Resultatliste der UCI World Tour 2011 genügt, um festzustellen, dass die Mannschaft von Flavio Becca bisher keines der 14 ersten Rennen gewonnen hat. Über die Hälfte der Wettbewerbe des Weltkalenders sind ausgetragen. Bis zum Giro di Lombardia (15. Oktober) verbleiben 13 Rennen.
Des Guten zu viel?
Die Tour de Suisse wäre also eine willkommene Gelegenheit, um das Leopard-Team, das zurzeit hinter HTC Highroad (604 Punkte) und Saxo Bank Sungard (507) mit 503 Zählern auf dem dritten Rang der Weltrangliste liegt, dorthin zu führen, wo es nach Ansicht seiner Gründer und seiner zahlreichen Supporter hingehört: ganz nach vorne an die Spitze.
Auf Andy und Frank Schleck sowie ihre Mannschaftsgefährten Fabian Cancellara, Jakob Fuglsang, Linus Gerdemann, Maxime Monfort, Stuart O’Grady und Jens Voigt wartet eine schwere Woche mit vier Bergankünften. In Crans-Montana (Pfingstsonntag: 3. Etappe über den Nufenen, das Dach der Tour), Grindelwald (3. Etappe), Malbun im Fürstentum Liechtenstein (6. Etappe) sowie in Serfaus (Österreich, 7. Etappe) enden die Etappen ganz oben.
Am Montag auf der Fahrt nach Grindelwald werden die Konkurrenten u.a. auch den Grimsel und die Große Scheidegg zu bewältigen haben. „Das Spezielle der diesjährigen Tour de Suisse ist, dass die dritte Etappe für mich schon die Königsetappe ist“, sagt Streckenbauer Beat Zberg. Und darum ist der ehemalige Schweizer Radprofi auch überzeugt, dass nur ein Bergspezialist bei der Jubiläumstour triumphieren kann. Die Krönung aber steht laut Zberg erst in Schaffhausen an. „Dort gibt es am Ende noch ein schwieriges Zeitfahren.“
Frage: Mutet man den Fahrern nicht zu viel zu? Am Ende entscheiden alleine sie, wie interessant oder wie langweilig die Rundfahrt wirklich wird …
De Maart

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